Kandern Lokalhistorie fesselnd aufbereitet

Weiler Zeitung
Anerkennende Publikums-Resonanz zuteil wurde (v. l.) Gaby Modler, Wolfgang Sobotta, Anita Möhring und Thomas Hofer bei der gut besuchten Premiere der neuen Laienspiel-Initiative „Kummedi im Kreiterhof“. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Aufführung: Reger Publikumsandrang bei der Premiere der Laienspiel-Initiative „Kummedi im Kreiterhof“

Unerwartet viele interessierte Besucher verzeichnete am Mittwochabend die Premiere der Laienspiel-Initiative „Kummedi im Kreiterhof“. Der Museumsraum des über 200 Jahre alten Anwesens am Ortseingang von Wollbach-Egerten war randvoll besetzt, als das Gesangsduo Anita Möhring und Thomas Hofer das Publikum mit „In Mueters Stübeli“ begrüßte.

Von Walter Bronner

Kandern-Wollbach. Ungeteilte Aufmerksamkeit galt danach den beiden Vorlesenden Gaby Modler und Wolfgang Sobotta, die die fast lückenlos dokumentierte Geschichte des Hofes und seiner Bewohner schilderten. Sie in bestem Isteiner Alemannisch, in dem jedes Ü zum I umgemodelt wird. Er als Rezitator der schriftlichen Dokumente, Kirchenbucheinträge und anderer Textquellen im Zusammenhang mit dem Kreiterhof und der Dorfhistorie.

Lebhaft geschildert wurden dabei eine Brandkatastrophe von 1808, die den Vorgängerhof zerstörte, ein tödlicher Unfall beim Wiederaufbau und der Inhalt eines erstaunlichen Ehevertrags von 1816, in dem der einheiratende Schwiegersohn mit besonderen Privilegien bedacht und die Mitgift der Tochter des Hauses mit 1000 Goldgulden (heute etwa 250000 Euro) veranschlagt wurde. Dass sie auch noch ein Kind aus ledigen Tagen mit in die Ehe brachte, verschweigt der Vertrag allerdings, nicht so das Kirchenbuch.

Viel zu berichten gab es dann vom späteren Hofeigentümer, dem schreibgewandten und umtriebigen Landwirt, Kurator und Horn-Musikant Simon Knoll, aus dessen umfangreichen schriftlichen Nachlass, einschließlich mehrere Seiten umfassendes „Fahrnisregister“ einer Zwangsversteigerung, viel Anekdotisches zitiert werden konnte. Geschildert wurde auch das Drama heftiger Handgreiflichkeiten zwischen zwei Steinhauern, von denen einer an den erlittenen Verletzungen starb.

Dass in der Folgezeit das Gehöft durch Misswirtschaft verlotterte und an den Urgroßvater des heutigen Besitzers verkauft wurde, war das nächste Kapitel der Lesung. Abgerundet wurde das spannende Hof- und Familienporträt mit Darstellungen seiner Geschichte aus jüngerer und jüngster Vergangenheit. Dabei schilderten Erzählerin und Sprecher Ereignisse während des Ersten Weltkriegs, der Inflationszeit, der vor Ort bald einmal alles beherrschenden Nazibewegung, ferner Soldaten- und Verwundeten-Schicksale während des zweiten Weltkriegs sowie die erfolgreiche bäuerliche Betriebsführung nach der Währungsreform bis zur Umstrukturierung des Anwesens zur heutigen Weinschenke.

Eingeschobene Liedvorträge mit Vertonungen von Hebelgedichten und das Schweizer Volkslied „Lueget vo Bärge un Tal“ lockerten Erzählung und Textlesungen wiederholt ansprechend auf. Erwin Sütterlin, Initiator des „Kummedi“-Teams, stellte zudem in Aussicht, dass nach dieser Premiere weitere Produktionen in Form von Mundartstücken geplant sind. Mitspielerinnen und -spieler aller Altersgruppen wären dazu noch höchst willkommen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading