Kandern Neue Pläne für das Kammüller-Areal

Kathryn Babeck
Platz für Museum und Kaffee: der denkmalgeschützte Schornstein mit der Kantine (rechts) auf dem Betriebsareal von „Kandern Feuerfest“ Foto: Kathryn Babeck

Am Eingang des Betriebsareals von „Kandern Feuerfest“ wartet Michael Kammüller und führt über das Gelände, für das eine Konzeptstudie vorliegt. Gewerbe, kulturnahe Einrichtungen, Gastronomie und ein Museum sollen miteinander verbunden werden.

Dem Biologen liegt das knapp zwei Hektar große Gelände sehr am Herzen. Familien- und Industriegeschichte sind hier eng miteinander verwoben. Früher lag die Fabrik außerhalb der Stadt, heute steht sie mittendrin.

Bedeutende Manufaktur

Der Betrieb der Tonwarenfabrik ist am 31. Dezember 2022 zu Ende gegangen. In einer der Hallen hängt noch der Kalender vom vergangenen Jahr, in dem die Urlaubszeiten der Mitarbeiter eingetragen sind. Dort steht auch noch der letzte und größte der drei Brennöfen. Ohne einen solchen Ofen hätte es keine Schamottesteine gegeben, sagt Kammüller. Das sei eine spezielle Keramikproduktion, man benötige eine sehr hohe Temperatur. Der Werkstoff Ton sei ein „tolles Material“, daraus habe die Firma bis zu 1000 Steintypen gefertigt. Gebraucht wurden sie für Kachelöfen und Schornsteine. Die einzelnen Gewerke wie Schlosserei, Schweißerei, Schreinerei haben hier eng zusammengearbeitet. Das war eine Manufaktur mit viel Handarbeit, sagt Kammüller.

Läuft man in dieser Halle weiter nach hinten, stehen dort noch die Spinde. Zum Teil sind darauf noch die Namensschilder der Mitarbeiter zu lesen. Die Tonwarenfabrik wurde 1878 gegründet, sie hat vielen Familien einen Arbeitsplatz gegeben. Zu den besten Zeiten waren es zwischen 55 und 60 Personen. Siegfried Schmid, ein langjähriger Mitarbeiter, ist bei dem Rundgang ebenfalls dabei. Er wohnt seit 40 Jahren in Kandern und war Werkschreiner bei den Tonwerken. Jahrelang sei er bei der Familie Kammüller ein und ausgegangen, sagt er.

Innovation hat Tradition

Mitten auf dem Gelände, auf einem großen, zentralen Platz, steht der riesige denkmalgeschützte Schornstein. Dahinter versteckt sich ein etwas kleinerer. Auf diesem nisten Störche. Blickt man nach rechts, sieht man die Fensterfront der ehemaligen Kantine. Michael Kammüller kann sich hier gut ein Industriemuseum vorstellen mit einem Kaffee. Auch überlegt er, ob dieses Gelände nicht geeignet wäre für andere interessante Werkstoffe wie Holz. Alles sei im Umbruch, es muss neu gedacht werden, sagt er. „In einer Zeit, in der alles anonymer wird, brauchen wir einen Ort, wo man sich treffen kann.“

Mit dieser Vision steht er ganz im Sinne einer liberalen, freiheitlichen Familientradition. Sein Urgroßvater musste das Mühlenareal wegen seiner demokratischen Gesinnung aufgeben. 1878 kam der Neuanfang. Die Familie gründete die für Kandern bedeutsame Tonwarenfabrik Ernst Kammüller.

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