Kandern Plätze werden online vergeben

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Die städtischen Kindergartenplätze und auch die von freien Trägern – wie hier in Tannenkirch – werden künftig mit einem Online-Vergabe-System verteilt werden. Foto: Daniel Hengst

Bis Ende März soll ein digitales System für die Verteilung von Kigaplätzen installiert werden.

Diesen Grundsatzbeschluss fasste der Verwaltungsausschuss am Montagabend einstimmig. Bürgermeisterin Simone Penner erklärte auf Nachfrage, dass dieses Rankingsystem kein neues Thema sei, sondern die Umsetzung einer länger bestehenden Forderung von Eltern sei, die sich mehr Transparenz und Vergleichbarkeit bei der Verteilung der Plätze wünschten.

Es habe aber so viele andere Dinge zu tun gegeben, dass eine frühere Umsetzung nicht möglich gewesen sei. „Wir haben ja das Ziel, genügend Plätze in der Betreuung zu schaffen“, erläuterte sie. Daher werde die Verteilung durch das Rankingsystem mittelfristig nicht mehr das knappe Gut an Plätzen verwalten, sondern ein Instrument zur bedarfsgerechten Auswahl des richtigen Angebots sein.

Thomas Weber von der Stadt Kandern erklärte, dass es sich um ein webbasiertes System handle, das auf die Autonomie der freien Träger in ausreichendem Maße Rücksicht nehme. Das geplante Kanderner Modell wird andernorts bereits erfolgreich praktiziert und dient auch mit Blick auf den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz der Schaffung von Sicherheit für die Kommune im Falle einer etwaigen Klage.

Dazu werden Daten wie das Alter des Kinds, Beschäftigung und Arbeitszeit der Eltern, Familienstand sowie ein Vorrangfaktor für einheimische Kinder oder eine Verknüpfung mit Krippennutzung oder Geschwisterkindern verknüpft und mit Hilfe eines Multiplikationsfaktor gewichtet.

Arbeitskreis hat bereits ausführlich beraten

Der Arbeitskreis der Bedarfsplanung Tagesbetreuung und Kindergartenplätze hat im November bereits ausführlich inhaltlich beraten und hat die Hinweise der Erzieherinnen von städtischer Seite sowie freien Trägern aufgenommen – eine finale Gewichtung hängt auch noch von der technischen Umsetzbarkeit ab und soll erst später feinjustiert werden, wie es in der Vorlage heißt.

Gabriele Weber (SPD) machte deutlich, dass sich der Beirat „starke zwei Stunden“ mit den Plänen beschäftigt habe und dabei sehr grundsätzliche Gedanken gemacht habe. Die Diskussion im Ausschuss war von der Frage bestimmt, ob es möglich sei, sehr individuelle Anforderungen, wie zum Beispiel von „systemrelevanten Teilzeitkräften“, die eine Betreuung nur an zwei Tagen in der Woche brauchen, über das Verteilsystem abzubilden. Dazu gab es den Wunsch, Plätze auch auf verschiedene Kinder aufzuteilen und ein sogenanntes „Sharing“ zu betreiben.

Die Stadt Kandern stehe diesem Konzept grundsätzlich offen gegenüber, sagte Thomas Weber, aber die Herausforderung sei es insgesamt, das System einerseits so funktional wie möglich zu gestalten, andererseits aber nicht zu kompliziert zu machen. Bürgermeisterin Simone Penner verwies darauf, dass nicht nur ein Algorithmus berücksichtigt werde, sondern auch der „menschliche Verstand“. Es sei sogar möglich, besondere Profilwünsche wie beim Waldorf-Kindergarten in der Auswahl abzubilden, versicherte Weber.

Instrument steht schon länger auf Wunschliste

Auf die Frage von Johann Albrecht (Freie Wähler), ob es keine einfachere Lösung gebe, sagte Penner, dass die Kindertagesstätten dieses Instrument schon seit längerer Zeit auf ihrer Wunschliste haben. Die einmalige Installation soll knapp 3000 Euro kosten, hieß es in der Vorlage, die jährlichen Kosten betragen anschließend knapp 540 Euro (gerundet). Soziale Aspekte wie alleinerziehende Elternschaft in Teilzeit werden mit einem besonderen Faktor in der Bepunktung berücksichtigt.

Auch beim Ausbau der Kapazitäten bleibt die Stadt dran: Bei den Haushaltsberatungen wurde indes zusätzlich ein Ansatz von 691 000 Euro für den Ankauf des Grundstücks und Gebäudes des Waldorf-Kindergartens in Feuerbach samt Erweiterung als Vorschlag aufgenommen. Dies diene aber lediglich als Absicherung, ist in der Vorlage zu lesen. Zunächst hatte der Waldorfverein nur eine Bürgschaft der Stadt für ein Darlehen in der Sitzung des Verwaltungsausschusses vom Mai 2023 gewünscht.

Inzwischen hat sich aber gezeigt, dass sich das ursprünglich geplante Finanzierungsmodell vermutlich so nicht umsetzen lässt – die neue Idee ist, dass die Stadt die Immobilie von privater Hand erwirbt und dem Waldorfkindergarten zur Nutzung überlässt. Der Betriebskostenzuschuss für 2024 bleibt aber bei 142 000 Euro, was einem eingruppigen Betrieb entspricht. Für die Abschreibung des Gebäudes wird eine Summe von 1200 Euro neu veranschlagt.

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