Kandern-Riedlingen Als die Riedlinger Heilquelle noch sprudelte

Bernhard Winterhalter
So sieht die heutige Ansicht des Gebäudes in Kandern-Riedlingen aus, in dem einst Gaststätte und Bad ziemlich repräsentativ eingerichtet waren. Foto: Bernhard Winterhalter

Im 18. und frühen 19. Jahrhundert war im Kanderner Ortsteil ein reger Bäderbetrieb zu verzeichnen, zu dem Gäste aus der ganzen Region anreisten. Der Bau der Rheintalbahn beendete nach und nach die Blütezeit, deren Spuren aber bis heute noch sichtbar sind.

Wasser ist nicht gleich Wasser. Wir kennen Mineral-, Leitungs-, Quell- und Heilwasser, die im täglichen Leben nicht wegzudenken sind. Die Natur schenkt uns eine enorme Menge dieser Wässer, ein weiterer großer Teil wird durch eine zweckdienliche Aufbereitung erzeugt.

Frisches Quellwasser, das aus tiefen unterirdischen Wasservorkommen hervorsprudelt, ist meistens klar und durch die ständige Zufuhr von Sauerstoff, der das Wasser reinigt, auch sauber. Für die Gewinnung der sicheren Trinkwasserversorgung einer Kommune ist das Quellwasser unverzichtbar und eines der wichtigsten Bestandteile einer guten Infrastruktur.

Foto: Bernhard Winterhalter

Hinzu kommt, dass manche Wässer gesünder sind als andere. Diese Tatsache gilt vor allem für die Heilwässer, denen vielfach medizinische Qualitäten nachgewiesen werden.

Bestimmte Zusammensetzungen können als heilsames Getränk und hochwertiges Naturerzeugnis für ein besseres Wohlbefinden des Körpers sorgen. Trinkkuren und Inhalationen leisten eine wertvolle Hilfe zur Gesundung. Aber Heilwasser findet nicht nur als gesundheitsförderndes Getränk Verwendung, sondern wird vornehmlich auch zum Baden benutzt.

Auch in Riedlingen gab es eine Quelle mit Heilwasser

In Deutschland sind aktuell 330 Heilbäder in Betrieb. Sie sind in Kurorten zu finden, die für ihre Gäste vor allem Thermalbäder eingerichtet haben. Diese Kommunen weisen in der Ortsangabe auf ihr Heilbad hin und tragen fast alle das Wort „Bad“ als Zusatz in ihrem Gemeindenamen. Wir kennen hier in der benachbarten Umgebung die zu Heilbädern zählenden Orte Bad Bellingen, Badenweiler, Bad Krozingen und Bad Säckingen. Wie erklärt sich nun der Name „Riedlinger Bad“, ein Weiler, der an der Kreisstraße zwischen den Kanderner Stadtteilen Riedlingen und Holzen liegt? Handelt es sich dabei auch um ein Heilbad?

Tatsächlich gehörte Riedlingen mit seiner 19 Grad Celsius warmen Thermalquelle ab der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu den anfänglich bescheidenen Badeorten der Region wie beispielsweise Hauingen, Fischingen und auch Kandern. Die erste Erwähnung geht sogar bis in das Jahr 1564 zurück. Heute werden Grundwässer erst mit einer Austrittstemperatur von über 20 Grad Celsius als Thermalquelle bezeichnet.

/Bernhard Winterhalter

Gillmann Bronner erhielt 1741 von der Domänenverwaltung Lörrach die Genehmigung zum Bau einer Mühle, eines Bades und Wirtshauses. Am Mühlengebäude sind in einem steinernen Fenstersturz die Initialen GB und die Zahl 1742 eingemeißelt. Sie weisen auf den Erbauer und das Jahr der Fertigstellung der Mühle hin. Noch heute wird das Haus von einer Nachfolgegeneration aus der Familie des G. Bronner bewohnt.

Hebel hält sich ebenfalls im Riedlinger Bad auf

Das hervorquellende Wasser in unmittelbarer Nähe der kleinen Ansiedlung außerhalb des Dorfes Riedlingen galt damals als Heilmittel gegen Rheuma und Gicht und wurde in der chemischen Beschaffenheit als alkalischer Säuerling bezeichnet. Auch Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) kannte das Riedlinger Bad als Heilquelle. Seine Freundin Gustave Fecht (1768 bis 1828), weilte dort öfters mit ihrer Mutter zur Kur. In Hebels Brief vom 23. Mai 1812 an Gustave zählte er die Bäder Griesbach, Peterstal, Baden-Baden und Teinach auf, die sich für einen erfolgreichen Kuraufenthalt eigneten. Wohl wissend, dass seine Liebste sich häufig im Riedlinger Bad aufhielt, ergänzte er etwas ironisch: „Ich geh‘ auch nach Riedlingen, wenn’s nicht anders sein kann.“

Schattige Bäume und gute Verköstigung überliefert

Es ist überliefert, dass einigen aus Lörrach und Basel kommenden Gästen das Baden weniger wichtig war als vielmehr der gemütliche Aufenthalt an dem ruhig gelegenen Ort unter schattigen Bäumen bei einer guten Verköstigung.

/Dieter Schneider

Als Johann Georg Pfunder um 1815 einen Teil des Anwesens erwarb, baute er das heute noch bestehende ansehnliche Gehöft weiter aus zu einem Hotelbetrieb mit Tanzsaal. Im Hof vor dem Wirts- und Badehaus konnten sich die Gäste mit einer Kegelbahn vergnügen. Außerdem gehörte zum Angebot ein Pavillon in einem Ziergarten, der zum Verweilen bei Speis und Trank im Freien einlud.

Zielgruppenorientierte Werbung à la 1830

Zweifellos ließ sich der neue Besitzer der Liegenschaft einiges einfallen, um viele Besucher in sein Bad und seine Gastwirtschaft zu locken. Er gab in den „Wöchentlichen Nachrichten in Basel“ Anfang Juli 1830 ein Inserat auf, in dem er mit folgender Offerte auf sein Bad aufmerksam machte: „Unterzeichner hat die Ehre, dem verehrten Publikum anzuzeigen, dass ich mich entschlossen habe meinen Familienwagen nächsten Sonntag, 14. Juli wieder fahren zu lassen, welcher morgens bis Binzen zum Schwanen fährt und daselbst die mich beehrenden Gäste abholen wird. Die Person zahlt vier Batzen und pünktlich um halb neun Uhr wird von Binzen nach Riedlingen abgefahren. Abends zwischen 5 und 6 Uhr wird von Riedlingen wieder abgefahren bis Basel an die Wiesenbrücke, wo die Person sieben Batzen zu zahlen hat, nebst einem kleinen Trinkgeld“.

Gäste aus der Schweiz bleiben zunehmend aus

Man hatte also genügend Zeit zum Baden, Essen und Trinken und brauchte sich weder um die Hinfahrt nach Riedlingen noch um den Heimweg kümmern. Als 1855 die Eisenbahnlinie Basel-Freiburg fertig gestellt war, ging die Blütezeit des Bades allmählich zu Ende, weil Gäste aus der nahen Schweiz zunehmend ausblieben. Ab 1856 wechselten häufig die Besitzer. Zwar wies 1907 eine Bäderlektüre noch auf die Heilquelle mit Gasthof in Bad Riedlingen hin, jedoch wurde der offizielle Betrieb wenig später vollends eingestellt.

Aus dem Brunnen fließt das Thermalwasser. /Bernhard Winterhalter

Der Teich gehört heute nur noch den Fischen

Das stattliche Gebäude, in dem einst Gaststätte und Bad untergebracht waren, wird seit langem als Internat genutzt. Spuren der Badeanlage, wo der eigentliche Badebetrieb im Untergeschoss einst stattgefunden hatte, sind zwar nicht mehr vorhanden, aber vom Brunnen im Hof des Anwesens plätschert noch ununterbrochen das Thermalwasser in einen alten Trog.

/Bernhard Winterhalter

Verborgen unter dem Areal befindet sich zudem die Zisterne, in der das Wasser zunächst zusammenströmte, bevor es zum eigentlichen Badebecken geleitet wurde. Auch quillt weiterhin etwa 18 Grad Celsius warmes Wasser an der Stelle hervor, von welcher vor weit über 200 Jahren das Heilbad sein kostbares Nass erhielt. Dort fühlen sich heute Fische in einem eigens dafür angelegten Teich wohl.

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