Friedrich Kiefer kehrte aus dem Zweiten Weltkrieg invalide heim. Aufgrund einer schweren Verwundung mussten ihm beide Unterschenkel amputiert werden. Er ließ sich davon nicht entmutigen. Bewundernswert war er mit seinen zwei Prothesen unterwegs. Er scheute sich nicht, sogar an Wanderungen teilzunehmen und nahm innerhalb Kanderns zu Fuß seine Termine wahr.
Morgens im Freibad
Bevor der große Besuchertrubel einsetzte, suchte er oftmals schon frühmorgens vor Dienstbeginn das damals neu erbaute städtische Freibad auf, um in Ruhe seine Bahnen ziehen zu können. Unmittelbar am Beckenrand legte er seine hölzernen Gehhilfen ab, tauchte ins kühle Nass und freute sich über das morgendliche Schwimmen.
Friedrich Kiefer stammte vom Bodensee aus Radolfzell, wurde in Kandern mit seiner Familie schnell heimisch, fand rasch guten Kontakt und baute sich hier ein schönes Eigenheim. Als er aus dieser Welt so überraschend abberufen wurde, hinterließ er seine Frau und die zwei kleinen Söhne. Der ältere war noch keine sieben Jahre alt, der jüngere befand sich erst im vierten Lebensjahr.
Goldenes Buch initiiert
Das erste Goldene Buch der Stadt Kandern geht auf seine Initiative zurück, er konnte sich nicht mehr eintragen. An seiner Stelle enthält das Exemplar den ersten Eintrag durch seine Witwe.
Bei den Trauerfeierlichkeiten am 18. Oktober 1966 konnte die evangelische Stadtkirche die große Zahl an Gästen kaum fassen. Die Stadtmusik begleitete ihren Freund mit einem Trauermarsch auf dem Weg zu seiner letzten Ruhestätte. Die Musiker begaben sich oberhalb des Grabs auf den Platz vor der katholischen Kirche, um mit Chorälen von ihm Abschied zu nehmen. Von dort erklang auch weithin hörbar das Kameradenlied.
Es entsprach jahrzehntelang einem alten Brauch, dass nach der Beisetzung eines Ehrenmitglieds die Musiker sich vor dem Friedhof aufstellten und im Gleichschritt mit flotter Marschmusik zurück ins Städtchen marschierten. Damit sollte symbolisch zum Ausdruck kommen, dass das Leben weitergeht.
An diesem Tag war es mit dieser Tradition vorbei. Kein Musiker war willens und imstande, sich mit klingendem Spiel vom Friedhof zu entfernen. Seither hat die Stadtmusik nach einer Beerdigung keinen Marsch mehr gespielt.
Friedrich Kiefer bleibt als ehemaliger Bürgermeister der Stadt Kandern auch künftig in guter und dankbarer Erinnerung.