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Kandern Serie: War Ritters Tod ein Missgeschick?

Birgit-Cathrin Duval
Auf dem Friedhof von Wollbach erinnert ein Gedenkstein Foto: Birgit-Cathrin Duval

Im Jahr 1929 wandert ein Wollbacher auf die Galapagos-Insel Floreana aus und kommt wenige Jahre später unter mysteriösen Umständen ums Leben. Unsere Serie erzählt die Geschichte von Dr. Friedrich Ritter und der „Galapagos-Affäre“.

Im siebten und letzten Teil unserer Serie widmen wir uns der Frage, ob Friedrich Ritter am Verschwinden der Baronin Eloise Wagner de Bousquet und ihres Liebhabers Robert Philippson beteiligt war und ob er selbst Opfer eines Mordanschlags wurde.

Dass die Baronin und Philippson, wie von Rudolf Lorenz behauptet, mit einem Schiff Richtung Südsee segelten, scheint wenig plausibel. Vermutlich hätte es nicht lange gedauert, bis man wieder von ihr in der Weltpresse gelesen hätte. Ein Selbstmord wäre möglich, aber auch das halte ich für wenig wahrscheinlich. Wäre es tatsächlich einer gewesen, hätte die Baronin vermutlich einen dramatischen Abschiedsbrief hinterlassen, der ihr posthum genügend Aufmerksamkeit bescherte. Dass beide nach exzessiven Alkoholkonsum im Meer ertranken, wäre eine weitere Möglichkeit.

Für einen Mord kämen mehrere Täter in Frage

Für einen Mord kämen genügend Täter in Frage, denn alle auf Floreana anwesenden Siedler hätten ein Motiv. Allen voran Rudolf Lorenz, wurde er doch ständig von der Baronin und von Philippson gedemütigt und misshandelt. Lorenz war zu diesem Zeitpunkt allerdings krank und sehr geschwächt. Zudem bestand eine jahrelange Hörigkeit zur Baronin. Physisch und psychisch war er beiden unterlegen. Möglich wäre, dass er sie in einen Hinterhalt lockte und sie mit der Pistole der Baronin erschoss. Oder aber Lorenz hatte einen oder mehrere Komplizen, die ihm beim Mord oder bei der Beseitigung der Leichen halfen.

Friedrich Ritter machte keinen Hehl daraus, dass er die Baronin nicht ausstehen konnte. In einem Brief vom 23. September 1933 beklagt er, dass sie ihn mit ihren Lügen „wegekeln“ möchte und vermutet gar eine Verschwörung. „Der Hass ist tödlich, und wir sind selbst neugierig, wie das Drama enden wird – wenn ihr die Mittel und ihre sklavischen Jünglinge nicht ausgehen. Es ist traurig, dass man auch hier nicht in Ruhe gelassen wird – grausames Karma!“

Im August 1934 erwähnt Ritter die Abreise der Baronin mit einer amerikanischen Jacht, von der nur Lorenz und die Wittmers wussten. „Wir sind natürlich froh, dieses Hochstaplerpaar los zu sein, aber die ungeklärte Affäre lastet doch als neuer Fluch auf Floreana.“

Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass Friedrich Ritter zahlreiche Gründe gehabt hätte, sich an der Tat zu beteiligen. Vielleicht nicht direkt, aber womöglich indirekt bei der Beseitigung der Leichen.

Ungelöstes Rätsel um Friedrich Ritters Tod

Bleibt noch das Rätsel um Dr. Ritters Tod. Hat ihn seine Lebensgefährtin Dore Strauch vorsätzlich herbeigeführt? Auch sie hätte Gründe gehabt. Die große Liebe zwischen den beiden war längst in Hass umgeschlagen. Ritter war der wegen ihrer Krankheit geschwächten Dore überdrüssig geworden, er hatte Pläne, seine Frau Mila nach Floreana einzuladen und Dore zurück nach Deutschland zu schicken. Für Dore, die Dr. Ritter als Patientin hörig geworden war, hätte das vermutlich den Verlust ihres Lebensinhaltes bedeutet. Gleichzeitig muss sie unter der Zurückweisung sehr gelitten haben. Vielleicht kamen ihr die verdorbenen Hühner gerade recht und so wartete sie zunächst ab, als sofort zu den Wittmers zu gehen. Denn als sie mit den Wittmers in Frido eintrifft, war die Vergiftung schon zu weit fortgeschritten.

Später schreibt sie in ihrem Buch „Satan came to Eden“, dass sie alle Schriften, die Friedrich Ritter verfasste, sorgfältig einpackte, in der Hoffnung, sie eines Tages der Welt zugänglich zu machen. Und: „Obwohl ich seine körperliche Anwesenheit vermisste, hatte ich nie das Gefühl, alleine zu sein. Er war immer bei mir, an jedem Ort und zu jeder Zeit.“

Die Nachfahren leben bis heute auf Floreana

Dore Strauch kehrte nach Berlin zurück und schrieb dort mit Hilfe eines Journalisten ihr Buch, das auf Englisch veröffentlicht wurde. Sie starb wenige Tage nach Kriegsende 1945 an den Folgen ihrer Krankheit.

Die Wittmers blieben in Floreana. Heinz Wittmer starb im Jahr 1963. Margret Wittmer schrieb ihr Buch „Postlagernd Floreana“, das ein Bestseller wurde. Sie starb im Jahr 2000 mit 95 Jahren. Die Nachfahren der Wittmers leben noch heute auf Floreana und betreiben dort ein Hotel und Bootsunternehmen.

Das Rätsel um die Galapagos-Affäre bleibt ungeklärt.

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