Kandern Skype und Videos statt Gottesdienst

Weiler Zeitung

Osterfest: Kirchen müssen auf die Corona-Krise reagieren / Dauerhafte Veränderungen erwartet

Das Osterfest, an dem an die Auferstehung Jesu Christi erinnert wird, ist neben Weihnachten der bedeutendste Termin im christlichen Kalender. Die Corona-Krise wirkt sich aber auch auf das geistliche Leben aus: Gottesdienste müssen entfallen, gemeinsame Feiern und Andachten können nicht stattfinden. Für die Kirchen heißt das auch, neue Wege zu gehen.

Von Adrian Steineck

Kandern. Wie die Kirchen auf die derzeitige Situation reagieren und wie sich das Osterfest in Krisenzeiten gestalten lässt, darüber hat unsere Zeitung mit den Kanderner Pfarrern gesprochen.

Evangelische Kirche

Predigtimpulse über die Videoplattform YouTube bietet Christian Mack, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Kandern, an. Auch Clips, auf denen er Orgel spielt und dazu die Liedtexte eingeblendet sind, gibt es im Internet. „Manche Menschen singen diese Stücke auch zu bestimmten Zeiten jeden Tag mit“, freut sich der Pfarrer im Gespräch mit unserer Zeitung über die Resonanz auf dieses Angebot.

Auch ganz analoge Wege, trotz der Corona-Krise Gemeinschaft zu erleben, werden angeboten. So vermittelt die evangelische Kirchengemeinde Telefonpatenschaften: Menschen, die anderen etwas Gutes tun wollen, können Alleinstehende oder ältere Menschen an Ostern anrufen. Daneben bleibt die Kirche geöffnet, sodass auch über Ostern Segenspostkarten mitgenommen werden können. Pfarrer Mack wird ebenfalls während der Feiertage erreichbar sein. „Das Pfarrbüro ist besetzt, man kann anrufen oder per Skype mit mir in Kontakt kommen“, sagt er und fügt hinzu: „Ein Osterurlaub kommt ja dieses Jahr ohnehin nicht infrage.“

So wie ihm wird es dieses Jahr vielen gehen, da in Corona-Zeiten auch Verwandtenbesuche und Reisen nicht empfohlen werden. Mack ist durchaus bewusst, dass gerade für Familien mit Kindern nicht alle Angebote und Veranstaltungen, die wegfallen, ersetzt werden können. „Ich weiß nicht, wie es Familien geht, wenn etwa Kindergottesdienste ausfallen“, sagt der Geistliche. Grundsätzlich aber hätten die Menschen Verständnis für die Einschränkungen des öffentlichen Lebens während der Corona-Pandemie.

Die derzeitige Krise und die damit verbundenen Auflagen werden irgendwann wieder vorübergehen. Aber wie werden die Folgen sich auf das Bewusstsein der Menschen auswirken? „Wir werden vielleicht in einigen Dingen eine gewisse Unbeschwertheit verlieren“, vermutet Mack. Dinge, die vor der Krise selbstverständlich waren wie etwa Gemeinschaft und grenzenloses Reisen, würden vielleicht nicht mehr als selbstverständlich angesehen. Zugleich werde sich manches ändern, etwa bei der Digitalisierung, wie Mack sagt. Er verweist auf die baltischen Länder. „In Estland oder Lettland mussten sich die Menschen aufgrund der Corona-Pandemie kaum umstellen, da dort Homeoffice oder digitaler Schulunterricht sehr viel üblicher ist als bei uns“, weiß der Pfarrer. Hier werde sich in Deutschland durch Corona sicherlich auch einiges tun. „Das Internet hält derzeit die zwischenmenschlichen Beziehungen aufrecht, diese Erfahrung wird uns bestimmt auch nach der derzeitigen Ausnahmesituation prägen“, ist er überzeugt.

Seelsorgeeinheit

Macks katholischer Amtskollege Martin Karl von der Seelsorgeeinheit Kandern-Istein teilt dessen Einschätzung, dass die aktuelle Krise nicht spurlos an den Menschen vorübergehen wird. „Ich bin kein Prophet, aber ich glaube, dass sich etwas verändert“, sagt er. Sicherlich würden Menschen vieles durch ihre derzeitigen Erfahrungen bewusster wahrnehmen als zuvor.

Auch bei der Seelsorgeeinheit wird derzeit auf digitale Angebote ausgewichen. Für den heutigen Abend ist ein Online-Taizé-Gebet geplant. Live-Streams aber seien derzeit noch schwer umsetzbar. „Viele ältere Menschen erreicht man damit auch gar nicht“, sieht er auch die Grenzen der Technik.

Auch bei der Seelsorge läuft derzeit vieles über das Telefon. „Aber den persönlichen Kontakt kann das nicht ersetzen“, macht Karl deutlich. Auch in Kandern und Istein sind die Kirchen in der Corona-Krise geöffnet, sodass die Menschen sie zum persönlichen stillen Gebet nutzen können. An Ostern können Osterkerzen abgeholt werden, auch Gebetstexte liegen in der Kirche zum Mitnehmen aus. Wer eine Telefonpatenschaft übernehmen oder sich anrufen lassen will, der kann sich beim Evangelischen Pfarramt Kandern, Tel. 07626 / 970 274, melden. Das Katholische Pfarramt St. Franz von Sales, Karl-Berner-Str. 5, ist unter Tel. 07626 / 97 00 33 erreichbar.

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