Kandern Stille Oase in bewegter Zeit

Ines Bode
Herbstlicher Blick vom Böscherzenweg auf Kandern: „Zwischen Bergen versteckt ...“ Foto: Ines Bode

Künstlerszene: Richard Bampi und Vytautas Jonynas begegneten sich in Kandern

Das künstlerische Band zwischen Kandern und Freiburg ist seit jeher mal lockerer, mal fester gespannt. Schöne Geschichten umgeben die Verbindung, im Zuge besonderer Anlässe zu Tage befördert. So ist es auch im Fall der Kosmopoliten Richard Bampi und Vytautas Jonynas.

Von Ines Bode

Kandern. Der Name Bampi ist ein Begriff – 2021 jährte sich sein Geburtstag zum 125. Mal. Geboren in Brasilien, ging der Sohn eines Architekten aus Bayern unter anderem in Lörrach zur Schule und studierte Architektur in München, Weimar, Florenz, Wien und Rio de Janeiro.

Von Rio aus folgte er dem Ruf des Vaters, der mittlerweile in Freiburg eine Firma betrieb, in die deutsche Heimat. Das war 1925. Zwei Jahre später ging der Sohn nach Kandern, diesmal dem Ruf der Töpferstadt folgend.

Direkt am Weg zum Böscherzen erwarb er ein Grundstück, errichtete Wohnhaus und Werkstatt, wie die profunden Ortskenntnisse des ehemaligen Bürgermeisters Bernhard Winterhalter ergaben. Von hier aus hielt Bampi im Laufe seines Lebens Kontakt in alle Welt, zuerst jedoch zur örtlichen Kunsthandwerksszene.

Er traf auf Hermann Hakenjos Senior und Junior. Der Senior leitete seit 1920 die namhafte Kunsttöpferei der Tonwerke, die 1927 schloss. Daraufhin gründete das Trio die „Fayence-Manufactur Kandern“, die Bampi ab 1937 alleinig betrieb.

1939 wird daraus auch ein Versuchslabor für keramisch-technische Studien. Diese Forschung in der Glasurtechnik ist wegweisend. Weitere sieben Jahre später, der Krieg ist vorbei, wird nun eingangs erwähnter Jonynas auf Bampi aufmerksam. Die Frage nach dem „Wie“ lässt sich womöglich damit klären, dass Bampi wie Jonynas einen Namen hatten. Jonynas stammte aus Litauen, hatte in Paris studiert, und emigrierte 1945 wegen der russischen Übermacht nach Freiburg.

Einem aktuellen Aufsatz des kreisweit bekannten Heimatforschers Elmar Vogt zufolge war auch Jonynas ein Multitalent. Am 4. Dezember wird sich sein Todestag zum 25. Mal jähren. Kaum nun in Freiburg angekommen, gründete er eine Kunstakademie in Günterstal. „Worauf warten?“, soll er gesagt haben. Die Kunst spendete nachweislich Lebensmut: „Eine Geistesoase in der Ruinenstadt.“

Bampi stellte 1948 in New York aus

Beide galten als Aktivisten, deren Schaffen international Anerkennung fand. Bampi stellte etwa 1948 in New York aus, und Jonynas siedelte 1951 gar nach New York über. Zuvor jedoch traf man sich in Kandern. Nachweise gibt es nicht mehr, jedoch liegt es nahe.

Fakt ist, dass ab dem Sommer 1946 Studenten der Günterstaler Akademie bei dem berühmten Keramiker am Böscherzenweg lernten. Laut neuerer Aufzeichnungen dieser Kreise half Bampi mit Material, stellte seine Räume zur Verfügung. Das galt auch für Studenten der Sparte Zeichnen und Skulptur.

Zur Region zwischen Freiburg und Kandern befand der fremde Blick: „Zwischen den Bergen und Weinbergen verstecken sich kleine malerische Städte, die nur wegen ihrer spitzen Kirchentürme zu entdecken sind.“

Auch eine heute 90-jährige ehemalige Nachbarin namens Lisbeth trägt sich mit Erinnerungen: Als Bampi vor nahezu hundert Jahren in den Böscherzenweg kam, gab es hier nur eine kleine Villa sowie Wiesen und Wald. Ein stiller Mensch sei er gewesen, der Herr Bampi, und oft auf Reisen.

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