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Kandern Stress pur für den heimischen Wald

Silke Hartenstein
Infolge der Dürre sterben Buchen auf dem „Erlenboden“ bei Riedlingen ab. Foto: Silke Hartenstein

Dürre: Was das Wetter für die Bäume bedeutet. Anteil an robusteren Baumarten wird erhöht.

Kandern-Riedlingen - Wer aus Richtung Liel über die Kuppe des „Erlenbodens“ nach Riedlingen fährt, kann am Waldrand etliche große absterbende Rotbuchen sehen. Mitten im Sommer ragen ihre nackten Äste gen Himmel. Ein Blick in die umliegenden Wälder zeigt hier und da weitere dürre Baumwipfel. Die Erklärung von Kanderns Forstrevierleiter Reiner Dickele ist beunruhigend.

Infolge der aktuellen Dürre und der im Sommer 2018 liegen diese Buchen im Sterben und werden sich nicht mehr erholen – nicht nur am Erlenboden, sondern auch beispielsweise in Tannenkirchs „Hoher Schule“. Betroffen sind vor allem Rotbuchen in Kuppenregionen mit felsigem Untergrund. „Die Buche ist sehr vital, aber wenn sie mal am Absterben ist, geht meistens nichts mehr“, stellt der erfahrene Förster fest. Vom Dürrestress betroffen seien hauptsächlich alte Buchen, fügt er hinzu – so ähnlich wie bei der Grippe, die insbesondere für ältere Menschen gefährlich sei.

„Extremjahre wie 2018 sind Stress pur für den Wald“, sagt Dickele nüchtern: „Zwei bis drei solcher trockener Jahre in Folge werden dem Wald nicht gut tun. Da würden wir massive Schäden haben.“

Eschensterben

Auch viele Eschen sterben ab. Dies jedoch liege weniger an der Dürre, sondern am Befall mit dem zugewanderten Pilz „Falsches weißes Stengelbecherchen“. „Bei den Eschen ist das Bild der dürren Krone dunkler, bei den Buchen rötlicher“, erklärt der Förster. Während immer mehr kranke Eschen aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt würden, seien die toten Rotbuchen etwas standfester und sollten auch stehen bleiben, sofern sie nicht die Sicherheit auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen gefährden. Wie Dickele erklärt, biete das Totholz wichtigen Lebensraum.

Geld brächten die toten Buchen ohnehin kaum: „Die sind selbst für die Zellstoffherstellung nicht geeignet und taugen nur noch als Brennholz.“ Und da Borkenkäfer keine toten Buchen befallen würden, gehe von diesen auch keine Gefahr für benachbarte gesunde Bäume aus. Borkenkäferbefall, so Dickele, sei eher das Problem von Nadelbäumen wie Fichten.

Wie hoch die Dürreschäden werden, kann Dickele jetzt im Juli noch nicht voraussehen. Sagen kann er nur, dass im Kanderner Stadtwald seit Jahren der Anteil an Baumarten erhöht wird, die mit Klimaextremen wie Dürre und Sturm besser zurecht kommen. Dazu gehören Eiche, Douglasie, Weißtanne – und die Rotbuche.

Was die Fichte betreffe, sei man beim Waldumbau bereits gut voran gekommen: Betrug der Fichtenanteil im Kanderner Stadtwald vor 32 Jahren noch 15 Prozent, sind es heute sechs Prozent.

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