Kandern Sturzbäche in Gärten und Straßen

Alexandra Günzschel

Lokalgeschichte: Vor genau 20 Jahren verursachte in Kandern ein starkes Unwetter heftige Überflutungen

Kandertal - Es geschah mit Vorwarnung: Am späten Abend des 24. Mai 2001, einem Vatertag, verursachten massive Wolkenbrüche extreme Überflutungen in der Kernstadt von Kandern, in Sitzenkirch, Malsburg-Marzell, Wollbach und Nebenau. Am Montag jährt sich dieses denkwürdige Ereignis zum 20. Mal.

Das Brisante: Kurz vor der Katastrophe hatte die Gewässerschutzdirektion just dieses Szenario bei einer Bürgerversammlung mittels Computersimulation vorausgesagt. Mit den mittlerweile weitgehend umgesetzten Hochwasserschutzmaßnahmen wurde erst einige Jahre später begonnen.

„Binnen kürzester Zeit verwandelten sich etliche Straßen in reißende Sturzbäche, die Keller und Tiefgaragen überfluteten, Vorgärten verwüsteten und sogar Pflaster- und Verbundsteine von Gehwegen und Hofbefestigungen unterspülten und meterweit fortschwemmten.“ So stellte unser Redakteur Walter Bronner das Ereignis seinerzeit in einem Bericht dar.

Weiter oben im Tal machten Erdrutsche einige Straßen unpassierbar. „In der Edelmatt ergoss sich vom Wald her ein breiter Wasserfall, der durch die Gärten floss und als Sturzbach über die Hauptstraße beim ,Waldeck’ ein Stück Böschung mitreißend in die Kander ging“, heißt es in der Chronik von Volker Scheer.

Mit allem im Einsatz, was zur Verfügung stand

Die Feuerwehren aus Kandern und Malsburg-Marzell sowie der Werkhof waren mit allem im Einsatz, was an Fahrzeugen und Pumpgerät zur Verfügung stand. Die Fahrzeuge und anderes Material vom städtischen Bauhof blieben den Einsatzkräften allerdings verschlossen, wie später bemängelt wurde. So hätte zum Beispiel der Werkhof-Unimog nützliche Dienste leisten können.

Derweil strömte das Hangwasser in Sturzfluten von allen Seiten ins Stadtgebiet und vermischte sich mit dem ohnehin schon hohen Pegel der Kander, der sich in nur 15 Minuten um 50 Zentimeter anhob. Ein altes Video aus der Hammersteiner Straße zeigt das randvolle reißende Gewässer samt zahlreicher Anwohner, die sich das Spektakel von den Brücken aus ansahen. Über die Ufer trat der Fluss dann erst im unteren Teil der Papiermatt. Ebenfalls in Sekundenschnelle schwoll der Lippisbach an.

Mit Sandsäcken konnten einige Anwohner das Flutwasser von ihren Anwesen fernhalten. Den Bewohnern in der Edelmatt, im Ölmättle und der Papiermatt gelang dies nicht. Wie in der Simulation vorhergesagt, waren sie besonders schlimm betroffen. Zum Teil gerieten dort auch Verunreinigungen aus der Kanalisation in die Schlammmassen. In Wollbach wurde die Hofmühle regelrecht überflutet.

Der damalige Bürgermeister Bernhard Winterhalter sprach von der größten Überschwemmungskatastrophe der vergangenen Jahrzehnte, als er sich am nächsten Morgen zusammen mit Bauamtsleiter Hanspeter Amann und Kommandant Günter Lenke ein Bild von der Situation machte. Auch Sportanlagen wie die Tennisplätze in Kandern oder der Fußballplatz in Wollbach hatten enorme Schäden davongetragen.

Becken im Freibad wurden leergepumpt

Ein Teil des abfließenden Schmutzwassers des TC Kandern landete im Schwimmbad, wo das große Becken von der Feuerwehr zwei Tage später aufwendig leergepumpt werden musste. Sechs Motorpumpen und eine Elektrotauchpumpe beförderten vier Stunden lang 15 000 Liter pro Minute in den Lippisbach. Auch das kleine Becken musste ausgepumpt, gesäubert und neu befüllt werden. Das Schwimmbad blieb in der Folge an vier Tagen geschlossen.

Insgesamt kamen alle Einsatzkräfte von Donnerstagabend bis zum Wochenende auf rund 800 Stunden, die sie mit dem Hochwasser und dessen Folgen beschäftigt waren. „Es war schlicht nicht möglich, mit unseren Leuten gleichzeitig überall zur Stelle zu sein“, begegnete Lenke kritischen Stimmen aus der Bevölkerung mit Unverständnis.

Nicht ganz so dramatisch stellte sich die Situation im Vorderen Kandertal dar. Zwei Jahre zuvor hatte man dort schlechte Erfahrungen gemacht und deshalb Schutzvorkehrungen getroffen.

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