Kandern Tischgespräche mit Biss

Gudrun Gehr
Spielten sich verbal die Bälle zu (von links): Ingo Benz, Wolfgang Abel, Christoph Wirtz und Thomas Mayer. Foto: Gudrun Gehr

Die eigenwilligen und kreativen Dialoge bei den Tischgesprächen stammten von vier Protagonisten aus unterschiedlichen beruflichen Sphären.

„Großer Bahnhof“ bei der Schreinerei Benz in Kandern: Eingeladen hatte Ingo Benz zum originellen Tischgespräch im außergewöhnlichen Ambiente, der leergeräumten Werkstatt samt Empore.

Hier fanden sich zum neuen Unterhaltungsformat vier Teilnehmer ein, die im lockeren, spontanen und heiteren Dialog ihre Weltanschauungen austauschten. Zudem gab es noch beste Verpflegung durch das „Gastroteam“ der Ringer in Kandern, die Gegrilltes mit Wurst- und Käsehäppchen anboten. Flüssiges gab es vom Weingut Ruser aus Lörrach-Tüllingen.

Über 100 Gäste waren vom Unterhaltungsabend begeistert, die sich den Spaß der wohlpointierten Spitzen und Provokationen nicht entgehen lassen wollten. Daher wurde auch reichlich Szenenapplaus geleistet. Die eigenwilligen und kreativen Dialoge stammten von vier Protagonisten aus unterschiedlichen beruflichen Sphären.

Wohlpointierte Spitzen und Provokationen mit Genuss

Der bodenständige Gastgeber Ingo Benz ist demnach seit fünf Tagen frisch pensioniert, er ist Erbauer von langlebigen Massivholzmöbeln und Tiny-Häusern. Ferner ist er glücklich über seine beiden jungen Nachfolger. Der weitere Handwerker der Gruppe war Thomas Mayer, der als Pflästerer jahrelang „Frauen den Hof machte“, und einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb unterhält, auf dem das Tierwohl großgeschrieben wird. Er sagte: „Ich bin zu faul zum Freischneiden, deshalb gibt es bei uns Geißen“. Zum Verlegen seines Natursteinpflasters sucht er seine Kundschaft sorgfältig aus.

Journalist Wolfgang Abel aus Sehringen stellte sich „gedankenverbotsfrei“ vor, er ist Autor von Büchern und Texten mit Bezug zum Zuhausebleiben, über das Verreisen und wieder gut heimkommen. Er sagte: „Auch das schlechte Heimkommen hat seinen Unterhaltungswert“. Er schreibt nach seinen Aussagen nur über Dinge, die ihm Freude machen. Dem Kulturkritiker und Obstexperten liegt neben heimischen Hochstammobst unter anderem das Wirtshaussterben am Herzen.

Interaktiver Abend mit ironischem Hintersinn

Journalist Christoph Wirtz moderierte das rund zweistündiges Gespräch am „interaktiven Abend“. Er war Chefredakteur der deutschen Ausgabe des Restaurantführers Gault & Millau und ist daher Spezialist in Sachen Genusskultur, Gastronomie, Lebensmittel- und Fleischproduktion. Er schreibt hauptsächlich über kulinarische Themen quer durchs Land und beschreibt Menschen, die besondere Produkte herstellen.

Er sagte: „Wir brauchen mehr Austausch und Gespräch, weniger Frontalunterricht, und sollten auch kontrovers Gedanken wechseln“. Seine Themen waren Qualität, Handwerk, Kreativität und Kunst. Wichtig war für den Genussmenschen Wirtz die Qualität des Tisches, an welchem diskutiert wird. Im vorliegenden Fall handelte es sich um ein Material aus Birnbaumholz aus der Herstellung von Ingo Benz.

Wirtz sagte: „Auf diesen Tisch passt nichts Besseres als Speck und gutes Brot“. Thomas Mayer war verantwortlich bei der Verköstigung der Gäste für die Beschaffung der Wurst, die in spezieller Herstellungsweise von einem jungen Metzger aus dem Hotzenwald stammte. Mayer meinte: „Der größte aller Künstler ist der Metzger. Er schafft es wirklich, Wasser an ein Schnürchen zu hängen“.

Ein lebhafter Gedankenaustausch erfolgte über Kulinarik und den „Genuß-Hotspot“ des Markgräflerlandes. Die Bälle warfen sich die Protagonisten zu über das „akademische Prekariat“ an Universitäten, über Handwerksausbildungen oder über Bauernproteste. Die Gäste dankten mit viel Applaus.

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