Die hiesigen Landwirte leiden aber auch unter der internationalen Konkurrenz, wie Zickenheiner hervorhob. Durch Waldabholzungen, mehr Chemie und ein brutales Lohngefälle seien Produkte aus Übersee trotz der Transportkosten oft konkurrenzlos billig. Er plädierte deshalb für faire Preise beim Handel, die die Schäden, die andernorts entstehen, auch abbilden würden.
Es folgte ein Austausch über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), ein Förderprogramm, das die sichere Nahrungsmittelversorgung in der Europäischen Union gewährleisten soll. Laut Fröhlin ein schwieriges Thema, da so viele verschiedene Länder unter einen Hut gebracht werden müssten.
„Ich finde es traurig, dass wir überhaupt Förderung brauchen“, meldete sich Kaerger zu Wort. Sie plädierte stattdessen für bessere Bedingungen für die Landwirte. Kein Beruf sei tiefer mit der Natur verbunden, sagte sie. „Doch unsere Bemühungen spiegeln sich nicht wider in den Preisen.“
Zickenheiner sprach die Problematik an, dass ein Großteil der GAP- Fördermittel zu den riesigen Bauernhöfen in Norddeutschland fließen würde. Dem BLHV warf er vor, dass dieser sich nicht stärker für die Belange der kleinteilig strukturierten Höfe in Südbaden einsetze. Eine Kritik, die die BLHV-Vertreter zurückwiesen, obgleich sie auch Verständnis dafür äußerten, dass die Großen eben mehr Geld bekommen.
Für Fischer vom Rüttehof, der sich auf Direktvermarktung spezialisiert hat, ist die GAP kein großes Thema, wie er sagte. „Wir sind hier ein bisschen Lebenskünstler und schießen uns nicht so sehr auf Prämien ein“, meinte auch Fröhlin und verwies auf Veranstaltungen wie etwa die „Gläserne Produktion“.
Zuhörer Richard Bayha vom Hof Kaltenherberge in Tannenkirch sprach die drängender werdende Umweltproblematik an. Zu etwa fünf Prozent sei die Landwirtschaft mitverantwortlich für den Klimawandel, führte Zickenheiner aus. Er lobte die jüngst beschlossenen Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft. „Wenn wir von der Landwirtschaft wollen, dass sie Umweltschutz betreibt, dann müssen wir das bezahlen“, betonte er. Einig war man sich darin, dass eine Abwanderung der Landwirtschaft, etwa nach Brasilien, wo dafür Regenwälder abgeholzt werden, nicht das Ziel sein kann.
Doch offenbar leiden viele Bauern unter dem Druck der Politik, nach Möglichkeit auf Spritzmittel zu verzichten. Das machte Zuhörer Markus Schörlin aus Huttingen deutlich, der insbesondere beim Kirschenanbau ein Stück weit auf Pflanzenschutzmittel angewiesen ist. Weil immer weniger dieser Mittel zugelassen werden, vermisst er vor allem Planungssicherheit. Um Lösungen zu finden, will Zickenheiner hier auf eine glaubwürdige unabhängige Forschung setzen.
Den Aspekt der Verbraucherverantwortung brachte Fischer ins Spiel. Kaerger indes glaubte nicht, dass ohne Steuerung der Politik viel erreicht werden kann. „Der Mensch ist ein ökonomisches Wesen“, sagte sie. Auch könne es sich nicht jeder leisten mehr Geld für hiesige umweltfreundlich produzierte Produkte auszugeben. Ohne Druck und Anreize wird es nicht funktionieren, meinte auch Zickenheiner, der dennoch auf die Vernunft der Verbraucher hofft.