Kandern „Unvorstellbar, dass die Tür geschlossen bleibt“

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Der Abschied fällt nicht leicht: Peter und Regina Grüber geben zum 31. März ihr Optiker-Geschäft auf. Würde sich ein Mieter für das Ladenlokal finden, wäre das schön für sie, aber auch ein Gewinn für die Kanderner Innenstadt. Foto: Kaja Wohlschlegel

Einzelhandel: Optik Grüber schließt nach 71 Jahren/ Räumungsverkauf / Ladenlokal steht zur Vermietung

Kandern - . Sie lächeln, wenn sie aus ihrer 71-jährigen Firmengeschichte erzählen. Aber es ist spürbar, wie sehr der Abschied schmerzt: Regina und Peter Grüber geben zum 31. März das traditionsreiche Optiker-Geschäft an der Kanderner Hauptstraße auf. Über Jahrzehnte war das Geschäft ein Teil von ihnen und machte einen großen Teil ihres Lebensinhalts aus. Jetzt gehen sie in den wohlverdienten Ruhestand.

Peter Grübers lachendes Auge sagt: „Ich freue mich darauf, morgens einfach einmal nicht aufstehen zu müssen“, während Regina Grübers weinendes Auge entgegnet, „ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Tür für immer geschlossen bleiben soll“.

1951 hatten Peter Grübers Eltern Hildegard und Hans ein Optiker-Geschäft eröffnet. Doch bereits seine Urgroßeltern führten im Jahr 1903 am selben Standort ein Bekleidungsgeschäft sowie eine Glaserei. 1981 stieg Peter Grüber ins Familienunternehmen ein; 1988 zogen sich die Eltern aus dem aktiven Geschäft zurück und übertrugen ihrem Sohn und seiner Frau Regina die Geschicke des Betriebs.

Optikermeister Peter Grüber spezialisierte sich auf die Augenmessungen und Anpassungen von Brillen und Kontaktlinsen, während seine Frau als gelernte Bürokauffrau sich in die Tätigkeiten des begleitenden Einzelhandels einarbeitete.

Fotoapparate und Zubehör gingen über den Ladentisch, genauso wie Fotoalben und Bilderrahmen, Thermometer, Lupen, Sonnenbrillen und -etuis. Das ganze Sortiment verkaufen sie nun im Räumungsverkauf zu reduzierten Preisen.

Ungeachtet dessen bietet Optikermeister Grüber nach wie vor Augenmessungen an und passt den Kunden individuelle Brillen und Kontaktlinsen an. Das Anpassen von Brillen und Linsen fielen nach wie vor unter die Handwerkskunst des Optikers – egal, wie modern die Gerätschaften auch seien.

Auf modernste Terminals setzt das Inhaber-Ehepaar seit jeher bei der Sofort-Bestellung von Fotos, wie auch bei der Anfertigung von – unter anderem – biometrischen Passbildern. „Hier habe ich einen vollen Terminkalender“, freut sich Regina Grüber. Die Kunden kämen nicht nur aus Kandern, sondern aus dem ganzen Landkreis, wenn sie Bilder für ihren Ausweis, Führerschein oder für ihre Krankenkassen-Karte benötigen. „Dieser Einschnitt wird spürbar sein, wenn wir nicht mehr da sind“, prognostiziert sie.

Regina und Peter Grüber vermissen ihre Kunden schon jetzt. Sie hatten sie begleitet vom ersten Passbild für den Kinderausweis und später für den Führerschein, entwickelten die Bilder vom Schullandheim, Konfirmation und Hochzeit und verhalfen ihnen wieder mit der ersten Brille zur vollen Sehstärke. „Unsere Kunden sind uns immer treu geblieben“, freuen sich die beiden dankbar für die langjährige Geschäftsbeziehung.

Auch das freundschaftliche Miteinander im Werbering wird ihnen fehlen, sagen sie. Seit zig Jahren engagieren sich Regina und Peter Grüber in der Vereinigung, sowohl im Vorstand als auch im Orgateam. Als Highlight empfanden sie immer den Städtlitag, für dessen jeweiliges Thema sie sich stets eine passende, attraktive Aktion einfallen ließen.

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