Kandern Verkehrsbelastung die Hauptsorge

Weiler Zeitung
In dieser Form, wie am Dienstag im Ortschaftsrat Wollbach vorgestellt, wird es das Neubaugebiet „Tieracker“ (oberer Bereich) jetzt wohl nicht mehr geben. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Ortschaftsrat: IG „Dorfentwicklung mit Augenmaß“ bewirkt Rückzieher in Sachen Baugebiet „Tieracker“

Das Gewann „Tieracker“ in Wollbach kommt als künftiges Baugebiet wohl nicht mehr in Betracht. Zumindest nicht in der bisher vorgesehenen Größe von 3,4 Hektar, die der Gemeinde vor gut einem Jahr zum Kauf angeboten wurden.

Von Walter Bronner

Kandern-Wollbach. In der Ortschaftsratssitzung am Dienstag befand das Gremium mehrheitlich, das Planverfahren auszusetzen, eine eventuell abgespeckte Lösung anzugehen und zudem mögliche Alternativen zu ermitteln.

Was aus dem „Tieracker“ hätte werden können, zeigte Stadtplaner Stephan Färber (Stadtbau Lörrach) in seinen schlüssig konzipierten Vorentwürfen auf. Diese sehen 60 Wohneinheiten in Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern vor.

Einzelne skeptische Haltungen zu dem von der Verwaltung auf den Weg gebrachten Vorhaben gab es im Ratsrund wohl von Anfang an. Den Sinneswandel des fast kompletten Gremiums bewirkte aber offenbar die Wollbacher Interessengemeinschaft (IG) „Dorfentwicklung mit Augenmaß“, die mit einer Unterschriftenaktion über 130 Gegner einer „Tieracker“-Bebauung mobilisieren konnte – die meisten davon aus den benachbarten Wohngebieten. Deren Sprecher Peter Sepp und Karl-Heinz Wiederhold legten in der wohl bestbesuchten aller bisherigen Wollbacher Ortschaftsrats-Sitzungen (rund 60 Bürger) zahlreiche Ablehnungsgründe dar.

Hauptsorge ist die Verkehrsbelastung, die sowohl die Erschließung als auch eine spätere Besiedlung mit sich bringen würde. Denn der ganze Verkehr zum und vom fraglichen Gebiet an der Ostperipherie des Dorfetters oberhalb der – ohnehin schon stark belasteten – Straße nach Egerten müsste durch den ganzen Ort geführt werden.

Auch hinsichtlich der angestrebten Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs sehen die IG-Vertreter große Nachteile wegen der beträchtlichen Entfernung von Bus- und Bahnstation zum Tieracker. Befürchtungen gab es ferner wegen eventuell problematischer Abwasser-Entsorgung und möglicher vermehrter Hochwasserschäden der schon wiederholt von Überschwemmungen heimsuchten Wohngebiete unterhalb des Planbereichs, wenn dieser verdichtet bebaut würde.

Angst haben die Anwohner auch wegen möglicher Kosten, mit denen sie an der Erschließung beteiligt werden könnten. Solche wurden nämlich vor Jahren den Altanliegern des Baugebiets „Niedere Hofrütte“ aufgehalst, was für reichlich böses Blut im Dorf sorgte. Ins Feld geführt wurde zudem die besonders für den Weinbau ideale Bodengüte des „Tierackers“.

Außerdem gab es Kritik an der Verwaltung wegen angeblich nicht ausreichend berücksichtigter Verfahrensvorgaben und Bauvorschriften sowie unzureichender Bürgerinformation. Dies allerdings wiesen der anwesende Kanderner Bürgermeister Christian Renkert und Ortsvorsteher Max Sütterlin strikt zurück, zumal das angeleierte Verfahren noch ganz am Anfang stehe, seine Durchführung günstigstenfalls zwei bis drei Jahre dauere und währenddessen mehrere Bürger- und Behördenanhörungen beinhalte. Gleichwohl fand Ortschaftsrätin Franziska Serazio die bisherige Informationspolitik der Verwaltung als „nicht vertrauensfördernd“ und 60 neue Wohneinheiten viel zu viel für Wollbach.

Als Alternativen zum „Tieracker“ präsentierte die IG die Gewanne „Bühl“ und „Hintere Hofrütte“ nordwestlich und südwestlich des Dorfgebiets, die ohne Verkehrsbelastung der Angrenzer erschließbar wären. Sütterlin bezweifelte indes einen möglichen Grundstückserwerb dort zu den Tieracker-Konditionen (30 Euro pro Quadratmeter). Schließlich ließ er unter den Anwesenden noch über eine abgespeckte „Tieracker“-Bebauung abstimmen. Eine knappe Mehrheit wäre damit einverstanden.

Ob es auch die Eigentümer des Gewanns sind, muss aber erst noch geklärt werden. Zudem hat der Gemeinderat am kommenden Montag über die neue Situation in Sachen Wollbacher Bauentwicklung noch ein Wörtchen mitzureden.

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