Kandern Viel Zeit in der Natur

Silke Hartenstein
Zur Einweihung wird ein Ritual durchgeführt. Foto: Silke Hartenstein

„Über mir der Himmel, unter mir die Erde.“ Mit einem kleinen Ritual beginnt die Einweihungsfeier des Tannenkircher Naturkindergartens.

Es ist der erste Kindergarten seiner Art in Kandern. Asha Scherbach, Gründerin und Leiterin des freien Kindergartenträgers SenseAbility Academy freut sich über den Standort mit der weiten Aussicht. Viele Eltern stehen im Kreis mit den Rosenblütenblättern im Zentrum, der auf dem geschotterten Vorplatz des Kindergarten-Bauwagens ausgelegt ist. Bürgermeisterin Simone Penner, Hochbauamtsleiterin Judita Kovac und Thomas Weber, zuständig für Schule, Kinder und Jugendliche, sind mit dabei. „Dieser Kindergarten ist etwas ganz Besonderes für kleine Menschen“, sagt Penner zur Begrüßung.

Zuerst war die Parkfläche unterhalb des Bergfestplatzes als Standort vorgesehen. Doch dann sahen Stadtverwaltung und Kindergartenträger die Gefahr, dass die Kinder in den Autoverkehr geraten. Nun parken die Eltern dort, die ihre Kinder zum Naturkindergarten bringen und abholen. Ab da wird zu Fuß gegangen. Dank der Kooperation des Schützenvereins fand der Kindergarten „Die bunten Vielfalter Tannenkirch“ neben dem Schützenhaus ein ruhiges Plätzchen.

Rückzugsort geboten

Hier steht der gebrauchte Bauwagen, vom Bauhof und hiesigen Schreinern umgestaltet zum Rückzugsort mit großen Fenstern, mit Kuschelecke und Bänken, Ofen, Küchengerätschaften und Kinderbüchern. Allerorten tummeln sich Zwerge aus Märchenwolle. Auch als Materiallager dient der Bauwagen – wobei Naturkindergärten wenig Material benötigen. Als Spielzeug dienen weitestgehend Naturmaterialien. „Es ist enorm, was der Wald für eine Wirkung auf die Kinder hat“, stellt Erzieherin Isabelle Zumkehr fest.

Platz, Bauwagen und Komposttoilette kosteten insgesamt 70 000 Euro, die monatlichen baulichen Unterhaltskosten liegen bei 600 Euro. Die Gebühren sind gleich wie in den anderen Kindergärten der Stadt Kandern.

Kein Strom vorhanden

Wasser gibt es in der Schützenhausgarage, auf Strom wurde bewusst verzichtet. Dass es zur Öffnungszeit um 7.45 Uhr im Winter noch nicht taghell ist, macht nichts – die Kinder können so auch die Jahreszeiten mit allen Sinnen erleben. Der Platz am Bauwagen, so Scherbach, diene lediglich als Treff für Morgenkreis, Mittagessen und zum Abschluss um 14.35 Uhr. Dazu kämen ein sonniger und ein schattiger Platz inmitten der Natur, ausgewählt in Absprache mit Förster und Baumpflegern.

Bei Unwetterwarnung weicht man in Tannenkirchs Rathaus aus. Dieses dient auch als Postadresse und Adresse für die Abfuhr des wenigen Mülls, der im Naturkindergarten anfällt. Derzeit besuchen 16 Kinder über drei Jahre den am 1. März eröffneten Naturkindergarten, ab September wird er mit 20 Kindern voll belegt sein. Die Erzieher stellt der freie Träger. Zweimal wöchentlich werden die Kinder vegetarisch bekocht, einmal ist Rohkosttag, ansonsten bringen sie ihr Essen mit von daheim. Für die Stadt Kandern sei der neue Kindergarten ein Segen. In seiner Juni-Sitzung, so Kovac, berate sich der Technische Ausschuss über einen weiteren Naturkindergarten in Sitzenkirch.

SenseAbility Academy

2001
gründete Diplompsychologin und Erzieherin Asha Scherbach den ersten Naturkindergarten. Heute
betreibt der freie Kindergartenträger SenseAbility Academy in vier Bundesländern Wald-, Natur- und Gesundheitskindergärten nach Sebastian Kneipp. Im Landkreis Lörrach
gehören jene in Tannenkirch, Steinen und Rheinfelden dazu.

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