Kandern Vom Einkaufen in Zeiten der Krise

Adrian Steineck
 Foto: Adrian Steineck

Pandemie: Baumärkte mit strengen Hygiene-Auflagen wegen Corona / Viele Kunden geben den Mitarbeitern positive Rückmeldungen

Binzen - Bei strahlendem Sonnenschein schieben Kunden ihre Einkaufswagen zum Auto. Vor dem Eingang kündigen Regale mit Saatgut und Pflanzen das Frühjahr an. Von irgendwoher erklingen flotte Techno-Rhythmen. Doch der Anschein von Normalität trügt: Wo der Parkplatz ansonsten vollbelegt ist, stehen um die Mittagszeit kaum Autos. Auch beim Einkaufen in der Binzener Filiale der Baumarkt-Kette Hornbach lässt sich die Corona-Krise nur für Momente ausblenden.

Spätestens beim Anblick der Schilder im Eingangsbereich der Hornbach-Filiale ist einem die derzeitige Ausnahmesituation aufgrund des Coronavirus wieder vollauf bewusst. „Aufgrund von Corona regulieren wir den Kundenstrom. Dadurch kann es zu längeren Wartezeiten kommen. Wir bitten um Verständnis. Bitte halten Sie zur Sicherheit den Mindestabstand von zwei Metern ein.“ Daneben informiert ein weiteres Schild darüber, dass Beratungsgespräche derzeit ausschließlich an Infotheken mit einem Sicherheitsabstand von zwei Metern angeboten werden. Und, unterstrichen und mit Ausrufezeichen versehen: „Sicherheit geht vor!“

Kunden zeigen Verständnis

Bei den Kunden stoßen die Anstrengungen zur Umsetzung der Sicherheitsvorgaben auf viel Verständnis, wie Marktmanager Markus Mang im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. „Die Menschen reagieren vernünftig auf die derzeitige Krise“, schildert er seine Erfahrungen. So betreten die Kunden den Baumarkt einzeln oder zu zweit, sind schon andere Einkäufer in einem Gang, dann wird geduldig gewartet.

Die Ruhe und Umsicht bei den Kunden hängt auch damit zusammen, dass von vorneherein weniger Menschen den Baumarkt betreten. „Zwei Drittel unserer Kundschaft fallen derzeit weg“, sagt Mang mit Blick auf die rigorosen Einreisebeschränkungen aus der Schweiz und dem Elsass, das als Corona-Risikogebiet eingestuft wurde. Der Ansturm der deutschen Kunden in den frühen Tagen der Corona-Krise hat ebenfalls wieder nachgelassen. „Zunächst war da in den Köpfen der Kunden drin: Die Baumärkte werden als nächstes geschlossen, da müssen wir schnell noch einkaufen“, sagt Mang. Der frühere Marktleiter Klaus-Michael Effert ergänzt: „Es ist ein Besucherströmchen, das kommt, kein Besucherstrom.“

Aber hängt eine drohende Schließung derzeit nicht tagtäglich wie ein Damoklesschwert über der Hornbach-Filiale? Ende vergangener Woche hatte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bereits davon gesprochen, dass als weitere Maßnahme zum Schutz vor Corona auch die Baumärkte im Land geschlossen werden könnten. „Wir tun alles, um die Hygiene-Auflagen zu erfüllen, und können nur an all unsere Kollegen appellieren, das ebenfalls zu tun“, schildert Mang die derzeitige Situation. Effert ergänzt, dass die Hornbach-Kette hier sogar Vorreiter gewesen sei: „Wir haben schon vor einigen Wochen auf Plexiglas-Scheiben zwischen den Kunden und unserem Personal gesetzt.“ Aber wenn eine Schließung angeordnet werde, müsse man sich an die Vorgaben halten.

Gartenzubehör ist begehrt

In Bayern ist es bereits so weit: „Dort haben die Baumärkte zwar zu, aber für kleine Bauunternehmer gilt dieses Einkaufsverbot nicht“, weiß Effert. Denn diese seien auf die notwendigen Materialien angewiesen und dürften im Interesse der Wirtschaft nicht ausgebremst werden.

Was in der Krise besonders gerne gekauft wird, ist Gartenzubehör. „Das hatten wir in diesem Ausmaß nicht ganz erwartet“, sagt Mang. Aber viele Menschen würden das erzwungene Zuhause bleiben dazu nutzen, ihren Garten zu verschönern. Auch Hygiene-Artikel wie etwa Staubmasken seien derzeit besonders gefragt. „Bei uns kaufen auch Apotheken ein, und ein Lebensmittelhändler hat bereits Plexiglas als Schutz gekauft“, sagt Mang.

Bei der Belegschaft sei die Motivation angesichts der derzeitigen Ausnahmesituation ungebrochen hoch, sagt Marktmanager Mang. Zwar arbeiten nicht alle der insgesamt 130 Beschäftigten in der Binzener Hornbach-Filiale, da ältere Arbeitnehmer, Berufspendler und zwei Schwangere aus Sicherheitsgründen nach Hause geschickt wurden. „Aber es ist wichtig, dass man jeden Tag mit positiven Gedanken angeht, was nicht heißt, dass diese Krise nicht ernstzunehmen ist“, weiß Mang. Da kann es auch helfen, dass viele Kunden den Mitarbeitern in diesen Tagen für ihre tägliche Arbeit danken und es regelrecht herzliche Rückmeldungen gibt. „Es wird nicht mehr alles als selbstverständlich wahrgenommen“, gewinnt der Marktleiter den derzeitigen Umständen auch etwas Positives ab.

Wer sich etwas unter den Kunden umhört, bekommt Ähnliches zu hören. „Wir gehören nicht zu den Menschen, die in Panik verfallen“, sagen zwei Kunden, die namentlich nicht genannt werden wollen. Eine junge Mutter macht deutlich, dass die Situation ihr durchaus bewusst ist. „Aber es geht nicht, nur noch zuhause zu bleiben“, ist sie überzeugt.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading