Kandern Wo bitte geht’s zum Schillerplatz?

Weiler Zeitung

Stadtführung: Unterwegs in Kandern mit Monika Luise Haller und zehn Touristen / Hafnerei und Brezeln

Wo ist Kanderns Schillerplatz und wo findet man Kanderns chinesische Mauer? Antworten auf diese Fragen und vieles mehr bot Monika Luise Haller alias „Hafner Luis“ bei der Erlebnisstadtführung am Samstag. Zweimal im Jahr zieht die lebhafte Dame mit ihrem Bollerwagen voller kurioser alter Dinge durch Kandern und erzählt Geschichten aus der Geschichte.

Von Silke Hartenstein

Kandern. An diesem Samstagnachmittag kann die Hafner Luis reden, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, denn acht der zehn Teilnehmer kommen aus Vorarlberg in Österreich – und dort wird Alemannisch gesprochen. Die österreichische Geburtstagsgesellschaft, erzählt Vorarlbergerin Maria Wachter, sei zum Kurzurlaub ins Markgräflerland gereist: „Morgen fahren wir mit dem Chanderli“. Auch das Paar aus Rheinfelden ist des Alemannischen mächtig. Und so sprudeln die Geschichten der Hafner Luis nur so heraus: Eine lebendige und unterhaltsame Mischung aus historischen Fakten, Anekdoten und Kindheitserinnerungen.

Los geht’s am Blumenplatz. Dieser hat seinen Namen vom Gasthaus „Blume“, das einst der Anlage des als Viehmarktplatz benötigten Geländes weichen musste. Besonders gern erzählt die Hafner Luis, wie die Obrigkeit diesem Platz als Hommage an den großen deutschen Dichter den Namen „Schillerplatz“ gab. Den Namen, so die Stadtführerin, trage der Platz heute noch – nur würde ihn niemand so nennen.

An der Kanderbrücke zum Rathaus angekommen, zeigt sie auf die Hochwassermauer am Ufer vis-à-vis. Hier seien Steine aus China verbaut worden: „Und so hat Kandern eine eigene chinesische Mauer“. In früheren Zeiten, so erzählt sie weiter, trieb das Wasser des von den Kelten „Kander“ genannten Flusses 35 Mühlen im Stadtgebiet an.

Eine goldene Sau zum Dank für die Jagd

Es folgen Informationen zur Eisenverhüttung, dem Bohn-erz auf dem „Böscherzen“, dem Trinkgefäß „Goldene Sau“, mit der sich der Großherzog einst für eine erfolgreiche Wildschweinjagd bedankte und vieles mehr. „Ich chönnt‘ jetzt fünf Stunde verzelle“, lacht die Hafner Luis.

In der Hafnergasse geht es um die Hafnerei, für die Kandern berühmt war. Gebrauchskeramik, Ofenkacheln und Ziegel wurden hier hergestellt, namhafte Kunstkeramiker wie Laeuger, Kerstan und Bampi waren hier am Werk. Bis heute gibt es im Ort die Keramikwerkstätten von Sabine Kluge und Beatrix Sturm-Kerstan. Der Rohstoff Roterde sei weitgehend abgebaut, erzählt die Stadtführerin, doch Kanderner Weißerde würde in Kandern bis heute für die Produktion ofenfester Schamotte verwendet.

Weiter geht‘s zur evangelischen Stadtkirche, vorbei an der alten Lateinschule und späteren „Ofenhafnerei“ und zum Heimat- und Keramikmuseum im historischen Stapflehus. Dort gibt es zum Abschluss einen Umtrunk, dazu Mayka-Brezeln und die Mär vom Brezel-Erfinder, dem Bäcker auf der Sausenburg. Dieser, so die Hafner-Luis, musste für den Burgherren ein Gebäck kreieren, durch das dreimal die Sonne hindurch scheint: „Und wenn‘s nit wohr isch, isch’s doch e schöni G’schicht.“

 Hinweis: Immer im Juni und im September führt die „Hafner Luis“ durch Kandern, die Termine findet man im Veranstaltungskalender der Kanderner Homepage unter www.kandern.de.

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