Kandern Wo ist der Corpus Christi?

Weiler Zeitung
Pfarrer Christian Mack gibt Auskunft über das verschwundene Kruzifix. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Nachgefragt: In der Stadtkirche wurde das Kruzifix abgehängt – vorübergehend  

Wo ist eigentlich das Kruzifix hin? Das haben sich in letzter Zeit wohl einige Besucher der Stadtkirche Kandern gefragt. Dort hing der gekreuzigte Jesus deutlich sichtbar links neben der Kanzel. Jetzt ist das Kreuz samt Korpus verschwunden – und die Gerüchteküche brodelt.

Von Alexandra Günzschel

Kandern. Das Kruzifix sei abgehängt worden, um Kinder durch die plastische Darstellung des Leidens Christi nicht zu verstören, war da hinter vorgehaltener Hand zu hören. Unsere Nachfrage bei Pfarrer Christian Mack jedoch ergab: Das ist bestenfalls die halbe Wahrheit.

Auch ist das Kruzifix nicht verschwunden, sondern wurde lediglich zwischengelagert, um es an anderer Stelle bald wieder aufzuhängen.

Doch der Reihe nach: Erste Überlegungen, den Innenraum der Kirche umzugestalten, gab es schon beim Neujahrsempfang der Kirchengemeinde. Konkreter wurden die Pläne dann bei der Ältestenrüste, einer Art Klausurtagung des Ältestenrats, im Mai. Dabei geriet auch der gekreuzigte Jesus ins Visier. Das Votum für einen neuen Standort fiel sehr eindeutig aus, wie Mack erklärt. Die Gemeindeglieder wurden kurz darauf in einem Gemeindebrief über die geplanten Änderungen informiert.

Ernst wurde es dann kürzlich bei einer Begehung mit dem zuständigen Architekten des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, dem Eigentümer der Stadtkirche, zusammen mit dem Vorsitzenden des Bauausschusses. Der Standortwechsel für das Kruzifix war bereits beschlossenen Sache, so dass man die Gunst der Stunde nutzte, es abnahm und vorsorglich in Decken gewickelt sicher verstaute. Dort harrt es nun seiner geplanten Versetzung in den hinteren Bereich der Kirche, vom Eingang aus gesehen links gegenüber der Uhr mit Ziffernblatt.

„Das Kreuz hat den Blick abgelenkt und die Symmetrie der Kirche gestört“, begründet der Pfarrer die Entscheidung, die nun offenbar für Verwunderung sorgt. Thematisch ungeschickt fand er auch immer die Nähe zu dem Himmelfahrtsbild über der Kanzel von Benedikt Heckel.

„Ein bisschen gruselig guckt er schon auch“, will Mack nicht verhehlen, dass auch dieser Umstand mit zu der Entscheidung beigetragen hat – gerade auch mit Blick auf die Kindergottesdienste und das Krippenspiel, die dort stattfinden. „Der Korpus ist Repräsentant einer Theologie, die wir nicht mehr predigen“, sagt der Pfarrer.

Repräsentant einer veralteten Theologie

Letztlich ist es ihm nicht schwer gefallen, die Entscheidung mitzutragen, sei doch das Kruzifix dort ein Fremdkörper gewesen – in architektonischer, liturgischer, neupädagogischer und auch ästhetischer Hinsicht, kann Mack keinen Mehrwert für diesen Standort erkennen.

Ohnehin hing das Kruzifix nicht immer dort. Ältere Kirchgänger erinnern sich möglicherweise noch an seinen früheren Platz vor der Orgel. Offenbar werde das Kreuz ohnehin alle paar Jahrzehnte einmal umgehängt. „Jetzt machen wir das“, erklärt dazu Mack.

Auch wenn er das Werk aus dem Hochbarock künstlerisch als nicht besonders hochwertig ansieht, betont der Pfarrer: „Wir würden es niemals wegschmeißen. Denn es waren die Kanderner Bergleute, die es 1722 gestiftet haben. Das ist sein Wert.“

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