„So ruhig hier“, wunderten sich letzte Ankömmlinge eine halbe Stunde vor Beginn, denn in Wollbach hat das Publikum bereits Platz genommen.
Einen organisatorischen Kraftakt legten Mitglieder und Helfer beim Musikverein Wollbach hin.
„So ruhig hier“, wunderten sich letzte Ankömmlinge eine halbe Stunde vor Beginn, denn in Wollbach hat das Publikum bereits Platz genommen.
Geboten sind mit verlässlicher Konsequenz große Galas, und die begannen vor der Tür: Ein farbiger Tannenwald führt ins Foyer, dort warten ein ehrwürdiger Ohrensessel und ein nostalgisches Bücherregal sowie drei Damen in Prinzessinnenrobe zwecks Erinnerungsfoto. In der rappelvollen Kandertalhalle herrscht andächtige Ruhe, später ertönt ein Gong wie im Konzerthaus, ein zweiter läutet die Show ein.
Auftaktstück: Grimms Märchenwald. Dazu passten die Moderatoren Lena Bierl und ihr Opa Ekkehard Bierl. Sie sitzen in gemütlichem Mobiliar vor einer Bücherwand und schlagen große Wälzer auf. Opa Bierl erklärt, die Musiker beherrschen ihre Instrumente so gut, dass sie Geschichten erzählen. „Rotkäppchen“ zum Beispiel.
Muntere Tippelschritte künden von der Freude des Besuchs der Großmutter, rasch abgelöst von dunklen Tönen, welche die Untaten des Wolfs beschreiben. Einträchtig geht’s bei „Rumpelstilzchen“ los, bis disharmonische Akkorde das bizarre Baby-Tauschgeschäft einläuten: Kind gegen Gold. Als drittes kam „Dornröschen“ zu Gehör, eine Mär, die gleichermaßen vor Dramatik und Fröhlichkeit sprühte. Dass gar der Scherenschnittfilm aus örtlicher Produktion stammte, war die Überraschung zum Schluss. Wie gut das Blasorchester die tonale Sprache beherrscht, zeigte sich weiter bei „Pinoccio“.
Ein Video sorgte für die Bildsprache, die Register steuerten den Klangteppich bei. Abenteuerliche Skalen wurden im Kampf mit dem Hai gestreift, sie trieben das Orchester durch die dramatische Partitur. Dann wurde es bunt. Der Karneval der Tiere hätte ein Programm für sich sein können. Sängerin Anuschka LaVecchia schilderte den Verlauf, „77 gut gewachsene, weiße Hühner trippeln herein, an ihrer Spitze ein Hahn im Kostüm des Kaisers Napoleons“. Gar weiße Federn flogen. Und das wie entfesselt spielende Orchester schickte mit einem Presto furioso die Wildesel nach.
Immer neue animalische Wesen marschierten auf, und der Marabu mit XXL-Schnabel alias Dirigent Oliver Hauser forderte erneut Bestleistung von seinem tierisch guten Klangkörper. Nach der Pause hielt die Dramatik den Taktstock weiter fest umklammert, mit der „Arche Noah“ als symphonisches Poem. Sängerin Christina de Groote schilderte das bekannte Genesis-Kapitel, und Sängerin Raija Kuckuk brachte sich am Keyboard ein. Eine fast tonlose Fermate leitete zur Mitte des Stücks den Wechsel ein. Tierstimmen wurden imitiert.
Das Orchester hämmerte Stakkato herunter, monumentale Dramatik schoss in den Saal, die Lichttechnik feuerte Blitze ab.
Die Einsicht kam mit sanften Klängen: Die Welt war gerettet. „Späße machen“, die böse enden können, darum gings bei Max und Moritz. Bekanntlich führt deren „Übeltätigkeit“ direkt in die Mühle, sprich die beiden Lausbuben fanden ihr Ende als Entenfutter.
Da staunte der Saal, welche Erziehungsvorschläge sich im Prinzip bis heute gehalten haben – auf dem Papier. Musikalisch wie optisch war zu erleben, wie die Hühnerhälse immer länger wurden und Lehrer Lämpel samt Pfeife explodierte. Ein trauriger Spaß. Nach dem Mammutprogramm gab es als Zugabe ein Schlaflied vom vocalen Trio – die passende Wahl nach dem Märchenabend.