Kleines Wiesental Amazonen – mutig und dynamisch

Jürgen Scharf

Rosenhof: LandArt-Tanzfestival: Wie sich die Schönheit der Natur mit der der Bewegung verbindet

Zum ersten LandArt-Tanzfestival kamen internationale Künstler zusammen mit 100 Frauen aus verschiedenen europäischen Ländern ins Kleine Wiesental, um bei schönstem Sommerwetter in der Natur Tanzperformances zu gestalten.

Von Jürgen Scharf

Kleines Wiesental-Tegernau. Einmal keine Requisiten, nur wenig Technik: Die Schönheit der Natur in Verbindung mit Kunst und Tanz ist die Idee des neuen Festivals im Sommerprogramm des Kulturraums Rosenhof. Die Rechnung ging auf. Am Sonntag zur Matineezeit herrschte eine wunderbare Stimmung in dem sonnigen Seitenhochtal in Schwand.

Projekt „Women 100“ war ein Erlebnis

Die bewaldete Lichtung mit einer ansteigenden Wiese ermöglichte eine Perspektive auf das Tanzgeschehen; die Zuschauer saßen wie auf einer Tribüne und blickten hinunter ins Tal auf die Tanzenden. Das Projekt „Women 100“ war ein Angebot für Frauen jeglichen Alters, die Mut zum Tanz haben.

Nach einem zweitägigen Intensiv-Workshop unter Leitung der Choreografin und Rosenhof-Leiterin Pilar Buira Ferre präsentierten sich an die 100 Frauen, die sich nicht kannten, erst eine tänzerische Sprache lernen mussten und sich im künstlerischen Prozess annäherten.

Für die zahlreichen Zuschauer war es ein Erlebnis, die Choreografie in der harmonischen Naturkulisse und mittendrin die Gesangs- und Instrumentalgruppe zu erleben. Drei Musikerinnen des Ensembles Trei unter Leitung von Abélia Nordmann (Akkordeon) sangen und spielten internationale Lieder, Musik aus Georgien, Bulgarien und Italien oder machten Improvisationen, die Perkussionistin GizemŞSimsekt sprach einen eigenen Text auf türkisch.

Also viel Internationalität und Vielfältigkeit im ländlichen Raum. Eine Idee, die auch Bürgermeister Gerd Schönbett im Kleinen Wiesental begrüßt. Bevor die Besucher in einer langen Reihe in Richtung des idyllischen Spielorts abmarschierten, zeigte er sich im Gespräch mit der Hausherrin Pilar Buira Ferre gespannt, was man in freier Natur erleben werde. Schönbett fand gut, dass dieses LandArt-Festival zweijährlich im Wechsel mit den „Offenen Höfen“ zu einem Bestandteil der Kultur im Kleinen Wiesental werden soll.

Naturwesen, nackt und kämpferisch

Vom Rosenhof ging es dann einen schmalen Feldweg entlang zu der herrlichen Naturbühne auf dem Hochplateau, vorbei an Kühen, Pferden und neugierigen Ziegen als Zaungästen. Wie eine Herde lagen später auch die 100 Frauen auf der Stoppelweide beieinander, nachdem sie sich in den Schlaf gesungen und ein Aufweck- und Ruflied sie wieder „aufgeweckt“ hatte.

Der Klang der Stimmen und Instrumente ist in der Weite des Feldes nicht verflogen, sondern trug erstaunlich gut. Es war ein richtig sphärischer Klang zu den vielen verschiedenen Bewegungsstudien, Körperposen, offenen, ruhigen und dynamischen Szenen - eine machtvolle Demonstration von Körper- und Gruppenarbeit.

Am Abend zuvor gab es im Garten des Rosenhofs das „Vorspiel“ zu diesem neuen Sommerfestival mit dem Solotänzer Daniel Rosado Avila aus Barcelona, der als einziger Mann sich gegen die folgenden „Amazonen“ durchsetzen musste - und dies mit seinem geradezu sportiven und animalisch wirkenden Wasser-Tanz auch schaffte.

Der vom Flamenco inspirierte spanische Tänzer liebt es, mit den Händen zu spielen. Er springt in ein Wasserbecken, spritzt und arbeitet rhythmisch mit dem Wasserklang. Faszinierend.

Höhepunkt war die Compagnie Marinette Dozeville aus Reims, in der sieben Frauen aus ganz Frankreich und Mexiko das Stück „Amazonen“ erstmals in der freien Natur tanzten - übrigens ihr erstes Gastspiel in Deutschland.

Als die Dämmerung einsetzt, bewegten sie sich, Naturwesen gleich, mit nackten Körpern, sehr natürlich und dynamisch, in kämpferischen Posen, voller Energie und rhythmischer Kraft über die Grasfläche. Ihr Stück ist feministisch inspiriert.

Es geht um die Stärke der Frauen, aber auch um die Elemente Luft, Wasser und Feuer, die tänzerisch dargestellt werden - mit passenden Sounds: ein perkussiver Tanz mit Vibrationen wie Klopfen auf die Brust.

Ein Tanzgeschehen voller (Körper-)Spannung

Die Amazonen beißen symbolhaft in Äpfel, hüpfen im Schneidersitz wie Frösche, spucken Wasser, verbinden sich in diesem ritualisierten Tanz unbekleidet mit der Natur. Der Auftritt der Tänzerinnen Elise, Delfine, Florence, Dominique, Frida, Laura und Lea im Alter von 25 bis 60 Jahren in der spärlich ausgeleuchteten Dunkelheit war spannend, mutig und eindrücklich. Vielleicht für manche Zuschauer fremd. Schließlich sieht man so etwas nicht alle Tage.

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