Kleines Wiesental Dichtung und klassische Musik

Sonja Eiche
Markus Manfred Jung (hinten) mit den Musikern des Klangspiel Quintetts Foto: Sonja Eiche

Markus Manfred Jung und das Klangspiel Quintett traten zum ersten Mal zusammen auf.

Aus allen Nähten ist der Saal des Traditionsgasthauses „Krone“ in Tegernau beim „Z’Liecht goh“ mit Dichtung und Musik geplatzt. Bei Kerzenschein las der über die Region hinaus bekannte Schriftsteller und Dichter Markus Manfred Jung aus seinen alemannischen Werken, begleitet von klassischen Stücken durch das Klangspiel Quintett – eine Premiere für beide.

Glossen und Satiren

Neben alemannischen Gedichten gab Jung aus seinem Buch „gopaloni“ ausgewählte Glossen und Satiren zum Besten: Beobachtungen von Menschen, humorvoll wie immer; vor allem aber seine Gedanken zu Themen der heutigen Welt. „Warum wir, die in den 1950er und 1960er Jahren geboren wurden, heute noch leben“, fragte er.

„Kei Mobiltelefon …, kei Video, kei PC…. Mer sin ab de Bäum gfloge, hän is geschnitte, … Zäh usgschla un kein isch aagchlagt worde wege dem.“ Und weiter: „Herzliche Glückwunsch all däne, wo´s Glück gha hän, in re Ziit ufzwachse, bevor mir mit Gesetzer unser Lebe reguliert hän, numme zue unsem beschte.“

Verfall der Sprache

Auch zur Sprache äußert sich Jung, oftmals kritisch; er beschreibt den Verfall, die Übertreibungen, den Verlust der heimatbindenden Mundart. Immer auf der Suche nach Vielfalt, neuen Wörtern und deren Hintergrund, beschreibt er in „Härdöpfel, katholisch“, wie die verschiedenen Bezeichnungen regional unterschiedlich entstanden, abhängig auch von politischen und religiösen Grenzen. So gebe es für die Kartoffel an die 100 verschiedenen Begriffe, wie Grumbire, Rübe oder gar Trüffel.

Selbstkritisch stellt der Dichter eigenes Erleben dar: Die Episode etwa, als es im Gasthaus „Adler“ irgendwie „müffelet“ und „seichelet“, er dies bei der Wirtin anmahnt – und erst später feststellt, dass ihm selbst ein Katzen-Rolli um die Beine gestrichen war. Sinnierend, philosophierend widmet sich Markus Manfred Jung dem Reisen: das Fliegen sei doch zu schnell – die Seele komme nicht hinterher.

Der Kurztext „Hohenegg“ ist eine Liebeserklärung an seine neue Heimat im Kleinen Wiesental: „Nooch am Himmel und nooch bi de Lüüt. … Ganz neu doo un allewiil scho do gsi. Däheim.“

Erster Auftritt des Quintetts

Für musikalische Genüsse sorgte das Klangspiel Quintett im Wechsel mit der Dichtung. Die fünf Amateurmusiker bilden ein klassisches Holzbläserquintett, das sich von Orchesterprojekten kennt und seit Ende 2022 gemeinsam probt: Kirsten Lin, Querflöte, Ulrich Schmitt, Oboe, Christian Rupp, Klarinette, Reinhard Dold, Fagott, und André Barbe, Horn. Hier, bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt, spielten sie Stücke aus dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, von Haydn bis Klughardt, von ruhig bis stürmisch.

Die Musiker freuten sich über die Kooperation mit Markus Manfred Jung, einem „so berühmten Dichter“, wie Flötistin Kirsten Lin unter dem Applaus der Zuhörer sagte. Dieser stellte klar, dass auch manch „schräger Ton“ in der musikalischen Darbietung dazu gehöre – typisch für das Stück eines tschechischen Komponisten aus den 1920er Jahren.

Heitere Gelassenheit

Beide Künstler kamen schließlich um eine Zugabe nicht herum, bevor sich der von der Wirtin Manuela Lin herumgereichte Hut füllte. Mit heiterer Gelassenheit bewältigte die Kronen-Wirtin den Ansturm. Bei der in Feldberg (bei Müllheim) geborenen „Reblaus“, wie sie sich selbst nennt, konnte man im Anschluss im urigen Raum der Wirtschaft noch Gulaschsuppe, Flammkuchen oder Wurstsalat genießen.

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