In der Pause kredenzten Sigrid Fricker und Bettina Bohn vom Organisationsteam eine appetitlich angerichtete Häppchenplatte aus zahlreichen Wurst- und Käsespezialitäten. Dermaßen gut versorgt, nahmen die Gäste erwartungsvoll Platz, um nun auch weiter geistige Nahrung aufzunehmen.
Jung stellte seinen Jugendfreund „Wendel“ vor, den aus Renchen stammenden und inzwischen in Gutach wohnenden Wendelinus Wurth, einen vielfach ausgezeichneten Autor und Verlagsinhaber. Dieser trug auf Nieder-Alemannisch „Geschichten aus dem Leben“ vor. Quasi literarisch an den vorangegangenen Imbiss anfügend, begann er mit einer Schilderung einer jugendlichen Betrachtung von Erdäpfeln, die sich nicht nur im Feuer zu einer schwarzkrustigen Köstlichkeit verwandeln ließen, sondern sich auch hervorragend als Wurfgeschosse eigneten.
Mit seiner bildhaften Schilderung ließ sich nicht nur seine eigene Herkunft aus der Landwirtschaft unschwer verbergen – es gelang ihm zudem, die Zuhörer in ihre eigene Jugend zurückzuversetzen.
Nach seiner liebevollen Schilderung des alljährlich stattfindenden Weinrebenschnittes eines jungen Mannes unter den gestrengen Augen des in die Jahre gekommenen kritischen Weinbauern-Vaters, dem man es nur schwerlich recht machen konnte, erntete der Jüngling letztlich – durch waghalsigen einhändigen Einsatz einer Baumschere auf einer hohen Leiter – doch noch anerkennende Worte des Alten.
Auch die nächste Geschichte handelte von einem Generationen-Konflikt.
Den Abschluss von Wurths Lesung bildeten kurze und prägnante Texte, die – wie ein Zeigefinger – unmittelbar auf die im Titel genannten Objekte und Anlässe hinwiesen – wie „Der Grund“, „Karneval“, der am Baum verbliebene Apfel vom letzten Jahr und, abschließend, an Pflanzen denkend: „Impressionen“.
Reger Austausch nach Ende der Lesung
Nach dem offiziellen Ende der Lesung fanden sich Vortragende und Zuhörer am Büchertisch zusammen, tauschten sich über das eben Gehörte lebhaft aus, und etliche Werke wurden mit einer persönlichen Widmung versehen.
Danach stand man noch lange im lebhaften Gespräch beisammen: Es schien, als wolle man den Schleier des bezaubernden Augenblicks, der bei der Lesung entstanden war, nicht lüften und sich unter diesem verweilend und die Zeit vergessend, weiter austauschen.
Die inzwischen im vierten Jahr stattfindende Lesereihe „Rieder Lesung“ im Rieder „Kulturhuus“ der gleichnamigen AG im Verein „Brauchtum im Kleinen Wiesental“ wird mitveranstaltet und unterstützt vom „Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg“.