Feiern trotz trüber Aussichten

Kleines Wiesental-Bürchau (ger). Allen Grund zum Feiern hat der Bürchauer Gesangverein, der 2020 hundert Jahre alt wird. Der Chor bereitet zu seinem runden Geburtstag einiges vor: Ein zweitägiges Geburtstagsfest wird zur Jahresfeier am Freitag, 24., und Samstag, 25. Januar, als Wiederholung gefeiert. Eine Abordnung der Sänger probt mit Unterstützern seit September intensiv das Theaterstück „Dr Vetter Flury vo Missouri“ von Arthur Brenner. Die Komödie ist ein Dreiakter und wird an beiden Festtagen aufgeführt.

Vorsitzender Manfred Leonhardt erinnerte sich: „Bereits vor 20 Jahren haben wir im Verein bei einer Jahresfeier genau dieses Theaterstück aufgeführt und hatten damals überwältigenden Erfolg mit etwa 150 Zuschauern.“

Allerdings hat der Chor, der aktuell 19 Aktive zählt, nicht genügend eigene Kräfte, um die Feierlichkeiten allein auszurichten. Als einziger Verein im Ort ist er ein bedeutender Kulturträger und sorgt mit seinen Singstunden, den kirchlichen Auftritten, den Ständchen und den regelmäßigen Festen für eine lebendige Begegnung in Bürchau.

Auch weitere Veranstaltungen sind im Jubiläumsjahr geplant: Das Lichterfest wird für Samstag, 4. Juli, vorbereitet, dieses Mal unter Mitwirkung des Gesangvereins Gersbach. Für das Lichterfest ist auch geplant, eine Bildergalerie mit alten Bürchauer Ansichten auszustellen. Zum Kirchenkonzert am 29. November ist als Gastverein der Wieser Gesangverein „Harmonie“ eingeladen. Hierfür wurde ein Projektchor ins Leben gerufen, für den sich auch drei Sänger vom Gesangverein Efringen-Kirchen und zwei ehemalige Sänger des Bürchauer Chores zum Mitsingen meldeten. Dirigentin Rosa Homburger führt seit sieben Jahren den Taktstock in Bürchau, sie ist ebenfalls Chorleiterin in Efringen-Kirchen und sorgte auf diese Weise für die Vermittlung der Gastsänger.

Trotz der erfreulichen Verstärkung für das Kirchenkonzert sind die Zukunftsaussichten des Vereins nicht ungetrübt. Das Durchschnittsalter liegt bei über 60 Lebensjahren, vier Sänger hatten kürzlich erklärt, aufgrund ihres Alters nach der Jahresfeier aus dem Chor auszuscheiden.

Vorstand Leonhardt erklärte schmunzelnd: „Als ich vor 30 Jahren Gemeinderat in Bürchau wurde, hat man mir die Mitgliedschaft im Gesangverein nahegelegt. Alle neugewählten Gemeinderäte mussten damals eintreten.“ Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert: „Keiner will sich mehr in einem Verein verpflichten.“ Auch der Wegfall einer Gaststätte in Bürchau macht dem Chor zu schaffen - dennoch sitzt man nach den Singstunden im Proberaum noch zu einem Viertele oder einem Bier zusammen. Leonhardt meint: „Auch eine dauerhafte Kooperatiomn mit einem anderen Chor bringt Schwierigkeiten mit sich, die älteren Sänger wollen abends nicht mehr so weit Auto fahren.“

Es wäre für die verbleibenden Sänger eine traurige Ironie des Schicksals, wenn der Gesangverein ausgerechnet anlässlich seines 100. Geburtstags seine Tätigkeit beenden müsste. Doch der Vorsitzende resigniert nicht: „Der Gesangverein Bürchau hat schon schwierige Zeiten überstanden, wir geben die Hoffnung nicht auf.“

Vielleicht entsteht durch die Jubiläumsfeierlichkeiten doch noch Lust Neugieriger auf Singen und Kameradschaft. Interessierte können unverbindlich bei den Proben hereinschauen: Jeden Montag Abend zwischen 20 und 21.30 Uhr ist Singstunde im Gemeindehaus Bürchau.