Kleines Wiesental „Genau das, was ich mir vorstelle“

Markgräfler Tagblatt
Martin Mybes, Geschäftsführer des Evangelischen Sozialwerks Wiesental, skizzierte die Eckpunkte eines möglichen Seniorenzentrums im Kleinen Wiesental und stieß im Gemeinderat auf breite Zustimmung. Foto: Gerald Nill Foto: Markgräfler Tagblatt

Senioren: Gemeinderat spricht sich für Betreuungsangebot für ältere Menschen aus

Der Gemeinderat Kleines Wiesental hat beschlossen, ein Betreuungsangebot für alte Menschen zu schaffen und das Evangelische Sozialwerk Wiesental (ESW) als erste Wahl auf dem Weg zur Realisierung auserkoren. Als möglicher Ort ist Wieslet im Gespräch. Jetzt hatten ESW-Geschäftsführer Martin Mybes und Stellvertreterin Pia Maria Späth die Gelegenheit, den Gemeinderäten ihre Pläne vorzustellen.

Von Gerald Nill

Kleines Wiesental. „Es ist die schlechteste Auskunft, wenn eine Gemeinde erklären muss, dass ein Bürger, der alt und pflegebedürftig wird, das Tal verlassen muss“, leitete Martin Mybes seinen Vortrag ein. Dann hielt der ESW-Geschäftsführer den Gemeinderäten vor Augen, wie die demografische Entwicklung im Kleinen Wiesental in den nächsten zehn Jahren verlaufe. Die Zahl der über 85jährigen werde von derzeit 82 auf 120 steigen. Seine rhetorische Frage: „Wollen Sie für die 120 Menschen etwas tun?“ Dabei hat der Gemeinderat sich bereits grundsätzlich entschieden. Er möchte ein Seniorenzentrum schaffen.

Das Seniorenheim, wie es sich das ESW vorstellt, basiert auf drei oder vier Säulen, der Tagespflege, einer Begegnungsstätte und dem ambulant betreuten Wohnen in einer Wohngemeinschaft, eventuell ergänzt durch einen Stützpunkt für ambulante Pflege im Tal.

Martin Mybes erläuterte die Details und erteilte dem klassischen Altenheim eine klare Absage. Das Tagespflegeangebot soll sich auch vorrangig an die Bewohner des Kleinen Wiesentals richten. Bei einer werktäglichen Öffnung von 8 bis 16.30 Uhr sollen mindestens 15 Personen ambulant betreut werden, maximal 45. Mybes versicherte, dass die Nachfrage nach Tagesbetreuungsplätzen durch umliegende Orte auf jeden Fall gedeckt sei, sodass eine wirtschaftliche Betriebsführung gesichert sei.

Bereits gute Erfahrungen hat das Evangelische Sozialwerk Wiesental mit dem Aufbau von ambulant betreuten Wohngemeinschaften. Zuletzt wurde eine solche Senioren-WG am Eisweiher in Schopfheim eröffnet. Sie bietet zwölf Bewohnern Platz, die in einer Wohngemeinschaft zusammenleben und über einen eigenen privaten Wohn- und Schlafbereich verfügen. Mybes erläuterte, dass sich die Mieter an den alltäglichen Dingen wie Waschen, Kochen und Einkaufen beteiligen, so wie es ihre Fitness zulässt. Gleichzeitig könne altenpflegerische Grundversorgung durch geschultes Personal sichergestellt werden. Laut Mybes kommen Personen ab Pflegegrad eins für die Senioren-WG in Frage. Die Fachkräfte der Altenpflege werden unterstützt durch ehrenamtlich tätige Personen oder Angehörige, soweit möglich.

Das Evangelische Sozialwerk bevorzugt einen barrierefreien Flachbau und hatte die kostenfreie Überlassung eines Grundstücks zur Bedingung gemacht. In der möglichen „Zeit- und Zielplanung“ ging Mybes von einer grundsätzlichen Weichenstellung noch in diesem Jahr aus. Falls der Gemeinderat grünes Licht gebe, könne bereits im nächsten Jahr mit einer Bauplanung und dem Finanzierungskonzept begonnen werden. 2023 und 2024 wären im günstigsten Fall die Bauphase mit anschließender Eröffnung. Die Wirtschaftlichkeit ergebe sich aus Mieteinnahmen beziehungsweise Pflegeleistungen. Pia Maria Späth versicherte den Gemeinderäten, dass ESW an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert sei.

Bürgermeister Gerd Schönbett sprach nach dem Vortrag von einem „ambitionierten Projekt“, das den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung trage. Ein offenes Bekenntnis für eine derartige Einrichtung gab Rolf Vollmer aus Wies ab: „Das ist genau das, was ich mir vorstelle im Tal“, machte er den potenziellen Betreibern des Seniorenzentrums ein dickes Kompliment. Werner Schwald aus Neuenweg würde sich eine entsprechende Einrichtung gerne einmal anschauen, wozu in Schopfheim Gelegenheit besteht, wie Späth anbot. Wenn alle Angebote realisiert werden sollen, benötigt ESW wohl eine rund 5000 Quadratmeter große Fläche, wurde gemeinsam überschlagen. Der Anfang dafür ist gemacht.

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