Auf einer anderen Tour hatten die Radsportfreunde in Frankreich Glück mit einem Übersetzungszettel: „Wir benötigen eine Unterkunft.“ Auch wenn zunächst alles komplett ausgebucht war, schuf man eine Übernachtungsmöglichkeit. Heute ist alles etwas einfacher, weil die Kleinwiesentäler den Todtnauer Klaus Zimmermann als Sprachentalent dabei haben. Auch er ein Quereinsteiger, der sich erst mit 57 Jahren in den Sattel schwang und seitdem 100 000 Kilometer gestrampelt ist.
„Alle sind vom gleichen Spirit getragen“
Für die jüngste Dolomitenrundfahrt trainierte Zimmermann nicht nur Höhenmeter, sondern büffelte auch noch italienische Vokabeln. Dass der Mann 71 Jahre ist, glaubt ihm sowieso niemand. Das sei das Schöne im Team der Radsportfreunde: Alt und Jung fahren zusammen, von 28 bis 71 Jahren. „Alle sind vom gleichen Spirit getragen“, wie Giesin es ausdrückt. „Unsere Philosophie, das Tempo wird dem Schwächsten angepasst.“ Und weiter: „In der letzten Kehre vorm Pass wird angehalten und auf den Letzten gewartet und dann fahren wir gemeinsam über den Pass.“ Beneidet würden die Kleinwiesentäler von anderen Clubs wegen dieses Teamgeistes.
Einen Wermutstropfen schenkt Günter Giesin, ohne den bei den Radsportfreunden nichts laufe, wie alle versichern, am Ende aber doch noch ein.
Das Klima auf den Straßen habe sich kolossal verändert. „Früher wurden wir herzlich gegrüßt, heute sind wir weder auf der Straße noch auf den Radwegen willkommen,“ beklagt der Polizist. Eine Dusche aus der Scheibenwaschanlage sei noch der harmlose Affront.
Aber es werde auch ohne Not abgedrängt. Zimmermann kann ein Lied davon singen. Er wurde bei der Südtirol-Ausfahrt von einem Wohnwagen-Gespann an eine Mauer gedrängt und erlitt glücklicherweise nur ein paar Schrammen.
Die Radsportfreunde Kleines Wiesental lassen sich nicht unterkriegen. Bis zur Zeitumstellung starten sie aufs Neue an jedem Mittwoch, 17.30 Uhr in Tegernau, und neue Mitfahrer sind jederzeit herzlich willkommen.
Günter Giesin von den Radsportfreunden sagt: „Als sich die noch selbstständigen acht Gemeinden im Kleinen Wiesental wegen der anstehenden Zusammenlegung zu einer Einheitsgemeinde stritten, waren wir Radler bereits einen Schritt (oder eine Radlänge) voraus.
Wir fuhren da schon längst als Einheit und Vertreter des Kleinen Wiesentals über die Straßen und machten Werbung für unser schönes Tal. Die Einheitsgemeinde wurde auf Rennrädern vorgelebt: Sport verbindet.
Ebenso präsentierten wir uns schon im Team-Outfit mit einem Flammkuchenstand am Naturparkmarkt sowie mit einem Glühweinstand am Weihnachtsmarkt in Tegernau. Wir zeigten damit, dass wir zu unserer Gemeinde stehen.“