Kleines Wiesental Kennzahlen Wärmenetz Wies

Markgräfler Tagblatt
Die Südseite des Daches des Dorfgemeinschaftshauses wurde mit Solarmodulen belegt. Foto: zVg

Energiemix: Holzhackschnitzel 85 %, Solarthermie 12 %, Heizöl 3 % (Ausfallreserve).

Kleines Wiesental-Wies - Sonne und Holz bilden nun die Grundlage für die Wärmeversorgung in Wies. Die ersten Wieser werden bereits seit November vergangenen Jahres mit Wärme aus dem eigenen Netz beliefert. Seit dieser Woche ist nun auch der letzte Baustein der regenerativen Wärmeversorgung des gesamten Ortes in Betrieb gegangen – die erste großflächige Solarthermieanlage des Kleinen Wiesentals (wenn nicht sogar die größte solarthermische Anlage des Landkreises Lörrach). Die Südseite des Daches des Dorfgemeinschaftshauses wurde laut Elektrizitätswerke Schönau vollständig mit Solarmodulen belegt und liefert zu Spitzenzeiten mehr als 120 Kilowatt Wärme alleine aus der Sonne.

Da die Dachkonstruktion des Dorfgemeinschaftshauses vor 40 Jahren nicht für die Installation einer Solaranlage ausgelegt wurde, musste für die Montage der Kollektoren ein Trick angewendet werden. Die Dachziegel wurden kurzerhand gegen ein leichteres Blechdach ausgetauscht. Durch diese Gewichtseinsparung war es möglich, die Solaranlage auf der bestehenden Dachkonstruktion aufzubauen. Die Ziegel wurden im gleichen Zug der Gemeinde für weitere Bauvorhaben überlassen.

„Im Wärmenetz Wies kombinieren wir erstmalig Holzhackschnitzel mit einer großen Solaranlage“, so EWS- Energie-Geschäftsführer Daniel Weiß. „Damit wollen die wir die Vorteile beider Systeme kombinieren.“

Im Sommer liefert die Solaranlage ausreichend Wärme, um die Warmwasserversorgung aller angeschlossenen Gebäude sicher zu stellen. In dieser Zeit kann der Holzkessel ausgeschaltet werden, was die Umwelt nachhaltig schont. Mit dem Start der Heizperiode im Herbst wird der Holzkessel wieder angefeuert und bleibt bis zum Mai des Folgejahres in Betrieb. Im Winter und in der Übergangszeit leistet die Solaranlage weiterhin einen Anteil zur Wärmeversorgung.

„Die Einbindung in das Gesamtsystem war nicht ganz einfach“, wie die verantwortliche Projektingenieurin Lena Kircheisen erläutert: „Ziel ist es, auch regnerische Tage überbrücken zu können und die solare Wärme so gut wie möglich zu nutzen. Daher kommt dem Pufferspeicher eine entscheidende Bedeutung zu.“

Um optimale Wirkungsgrade zu erzielen, wird noch an vielen kleinen Schrauben gedreht werden. So werden die Pumpen, die die Wärme vom Dach in das Wärmenetz beziehungsweise den Pufferspeicher fördern, mit einer variablen Drehzahl betrieben, um auch bei wechselnder Sonneneinstrahlung eine konstante Vorlauftemperatur zu realisieren. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Solaranlage im Winter frostfrei zu halten. Um das zu gewährleisten, zirkuliert in den Kollektoren daher nicht einfaches Wasser sondern eine Wasser-Glykol-Mischung. Diese verhindert ein Einfrieren des Wärmeträgers.

Neben Solarthermieanlage, Hackschnitzel- und Ölkessel kommt dem Pufferspeicher mit einem Volumen von 25 000 Litern eine entscheidende Rolle im Nahwärmenetz Wies zu: Im Winter können Lastspitzen abgedeckt werden, was einen emissionsarmen Betrieb des Holzhackschnitzelkessel gewährleistet. Der noch notwendige Anteil von Heizöl zur Versorgungssicherheit ist verschwindend gering. Im Sommer kann die Wärme der Solarthermieanlage für mehrere Tage gespeichert werden. „Wir planen die Bauarbeiten für das Wärmenetz noch in diesem Jahr abschließen zu können“, berichtet Moritz Bausch, Verantwortlicher für den Leitungsbau bei der EWS Energie GmbH.

Eine besondere Herausforderung wartet noch bei der Querung der Landstraße und der Köhlgartenwiese auf die Bauarbeiter. Dieses Hindernis wird mit einer sogenannten Spülbohrung unterquert. Mit einer speziellen Bohrmaschine wird ein mehr als 30 Meter langes „Loch“ gebohrt und im Rückwärtsgang werden die Leitungen für die Wärmeversorgung und die Leerrohre für die Glasfaserversorgung in diese Bohrung eingezogen. Der Vorteil des Verfahrens: Es muss kein Leitungsgraben ausgehoben werden - eine kleine Start- und Zielgrube genügt. Mit dem Abschluss der Leitungsbauarbeiten werden dann auch die Straßen vor dem Winter wiederhergestellt.

Energiemix: Holzhackschnitzel 85 %, Solarthermie 12 %, Heizöl 3 % (Ausfallreserve), Leistung Holzhackschnitzelkessel: 400 kW, Leistung Solaranlage: 120 kW, Leistung Heizölkessel: 700 kW, Pufferspeicher: 25 000 l Wasserinhalt, Bunker Holzhackschnitzel: 70 Kubikmeter, Netzlänge Wärmenetz Wies: 3,4 km, Anzahl Hausanschlüsse: ca. 90 Stück

Eingesparte Kohlendioxid- Emissionen pro Jahr ca. 750 t.

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