Kleines Wiesental „Mit vereinten Kräften sind wir stark“

Markgräfler Tagblatt
Der Dorfladen sorgt dafür, dass die Grundversorgung der Wieser Bürger gesichert ist. „Um das sicher zu stellen“, sagt Dieter Miss (ganz rechts), „muss es immer wieder Leute geben, die sich bei uns ehrenamtlich engagieren.“ Foto: Christoph Schennen Foto: Markgräfler Tagblatt

Kurze Wege: Ein Besuch im Dorfladen von Wies, der die Nahversorgung im Dorf sicherstellt

Der Dorfladen in Wies ( Dorfstraße 10) sucht weiter personelle Unterstützung. Das sagte gestern Dieter Miss, einer der Vorsitzenden der Milchhüsli Wies Verbrauchergenossenschaft eG, unserer Zeitung. Immer wieder höre jemand auf wegen Krankheit, für den kurz- oder langfristig Ersatz gefunden werden müsse, damit der Laden weiterlaufe. Seit Montag hat das Geschäft nach dreiwöchiger Pause wieder geöffnet.

Von Christoph Schennen

Kleines Wiesental-Wies. Pro Schicht sollen mindestens zwei Personen im Laden sein. Schon allein deswegen, weil eine Verkäuferin nicht gleichzeitig an der Wursttheke stehen, den Kunden bedienen und dann auch noch kassieren kann. Insgesamt arbeiten im Laden sechs Mitarbeiter.

Dass es das Geschäft gibt, darüber sind alle glücklich. Denn der Weg zum nächsten großen Lebensmittelgeschäft in Badenweiler, Hausen oder Schopfheim ist weit. Die höheren Preise, die aus höheren Einkaufspreisen der Genossenschaft resultieren, nehmen die Klein-Wiesentäler in Kauf, um lange Fahrtwege zu vermeiden, die sich bei kleinen Einkäufen ohnehin nicht lohnen. Viel wichtiger als der Versorgungsaspekt ist für die Bürger die Stärkung des sozialen Miteinanders, die der Dorfladen mit sich gebracht hat. Man trifft sich, schwätzt ein bisschen und knüpft Kontakte. Und bei einem Trauerfall in der Familie spenden Mitarbeiter und Kunden Trost.

Nächstes Jahr besteht der Dorfladen seit zehn Jahren. „Wenn wir morgen zumachen würden, hätte es sich gelohnt, den Dorfladen errichtet zu haben“, sagt Miss, der früher das Schuhgeschäft Wachenheim in Weil betrieben hat und daher weiß, wie es ist, ein Einzelhandelsgeschäft zu führen.

Dass es soweit nicht kommen wird, davon ist der 59-Jährige überzeugt. Zu sehr ist der Dorfladen in Wies und benachbarten Dörfern akzeptiert. Mütter mit Kinder treffen sich hier, Senioren und Arbeiter, die ihre Mittagspause dazu nutzen, um sich Zigaretten zu holen.

Der Laden hat im Vergleich zu den großen Disountern wie Edeka, Hieber oder Rewe kein großes Sortiment, aber er sichert die Grundversorgung. Es gibt frisches Obst und Gemüse, Brot, Wurst und Käse an einer Frischtheke und abgepackt, Getränke, Kekse, Haushaltsartikel, Zeitungen und Zeitschriften. Wer etwas Zeit hat, kann sich auf den rückwärtigen Balkon setzen, einen Kaffee trinken und entspannen.

Keines der Geschäfte hat sich halten können

Viele Privatleute sind damit gescheitert, über Jahrzehnte ein Lebensmittelgeschäft in Wies zu führen; mit vereinten Kräften und einem Genossenschaftsmodell ist es gelungen, einen Markt dauerhaft zu etablieren. Dass ist nur deswegen möglich geworden, weil das Haus in Eigenregie errichtet wurde, und mithilfe von Ehrenamtlichen, die für ihr Mitwirken keinen Cent verlangt haben.

Die Genossenschaft hat es dank ihrer Mitarbeiter sogar geschafft, das Grundstück, auf dem der Laden steht, zu kaufen.

Der Laden kümmert sich auch um die, die nicht mehr so mobil sind. Nach der Eröffnung kam die Idee auf, dass der Laden die Senioren beliefern könne. Die Genossenschaft gründete daraufhin ein Dorfladen-Taxi, das zwar nicht liefert, aber die Kunden an ihrem Haus abholt und dort auch wieder hinbringt. Gaby Beha ist eine der „Abholerinnen“. Zweimal im Monat vormittags kutschiert sie ältere Bürger von ihrem Zuhause nach Wies und hilft darüber hinaus auch noch, Waren auszupacken. „Mit meinem ehrenamtlichen Einsatz möchte ich dazu beitragen, dass der Dorfladen erhalten bleibt. Ich bin froh, dass es ihn gibt“, sagt sie.

Sollte sich die Personalsituation nicht ändern, wird der Laden an einem der beiden Nachmittage geschlossen bleiben. Das aber wollen Dieter Miss und die Kunden nicht. Geöffnet ist bisher Montag bis Samstag von 8 bis 12.30 Uhr und montags und freitags von 16 bis 19 Uhr.

Miss wünscht sich eine Aufwertung des Ehrenamts in Deutschland. Ehrenamtliche Arbeit müsse vom Staat angemessen honoriert werden, so wie das beispielsweise für Frauen bei der Mütterrente geschieht.

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