Kleines Wiesental Mühlengeschichten und ein sündiges Paar

Markgräfler Tagblatt
Viel Unterstützung, wie hier von einer internationalen Crew des Chemie-Konzerns Novartis, erhielt der Tourismus-Verein Kleines Wiesental bei seinem Projekt „Sagenweg“. Foto: Fotos: Ralph Lacher

Kleines Wiesental: Am Freitag wird der Sagenweg eingeweiht / Infos und Schautafeln für Wanderer

Es ist erklärtes Ziel des Tourismus-Vereins Kleines Wiesental, die Region zwischen Wieslet und Neuenweg in Sachen Naherholung, Tourismus und Gastronomie / Hotellerie attraktiv zu machen. In diesem Zusammenhang steht seit über fünf Jahren der so genannte „Sagenweg“ auf der Agenda des Vereins um seinen Vorsitzenden Hubert Pohl.

Kleines Wiesental (os). Nun, zu Monatsbeginn Oktober, kann der Sagenweg offiziell eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben werden. Morgen, Freitag, 1. Oktober, lädt der Tourismus-Verein um 14 Uhr zur Einweihung ein.

Der Sagenweg zwischen Tegernau und Wies beginnt beim Tegernauer Rathaus, führt von dort etwa fünf Kilometer entlang der Köhlgartenwiese und führt zum Dorfgemeinschaftshaus in Wies.

Auf dem Sagenweg finden sich Schautafeln, aber auch Ruhebänke und ein neu angelegter Grillplatz am Stauweiher. Auf den Schautafeln werden die Sagenwandernden künftig über die Klein Wiesentäler Sagen, die sich um die so genannte Schweizermühle ranken, dargestellt.

Aber auch allgemeine Informationen zum Kleinen Wiesental, zur Land- und Forstwirtschaft und zum Köhlerhandwerk wird man dort finden.

Die Sage von der Schweizermühle geht auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) zurück. Marodierende Truppen des Schwedenkönigs Gustav Adolf zogen gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges von Tegernau aus plündernd der Köhlgartenwiese entlang. Am Ausgang des Tals, oberhalb des jetzigen Kraftwerks, stand die Schweizermühle. Als dort der Schreckensruf „de Schwed chunnt“ ertönte, beschloss der Müller, der einst selbst Söldner der Schweizer Garde – deshalb der Name seiner Mühle - gewesen war, zu bleiben und mit seinen Knechten den Zugang zum oberen Teil des Tales zu verteidigen. Dorthin waren der Sage nach die Bewohner des vorderen Teils des Tales schutzsuchend geflohen. Den Schweden sollte deshalb der Weiterzug zu den oberhalb gelegenen Dörfern und den sie umgebenden Wäldern verwehrt werden. So blieben die Männer der Schweizermühle, die Frauen und Mädchen flohen in die umliegenden Wälder. In der Nacht sahen sie Feuerschein und hörten einen fürchterlichen Lärm. Als die Frauen am nächsten Morgen ins Tal hinunter kamen, fanden sie alle Männer erschlagen. Die Söldner aber hatten ebenfalls hohe Verluste zu beklagen und waren abgezogen.

So blieben die übrigen Dörfer von Plünderungen, Mord und Vergewaltigung verschont. Diese martialische Sage ist nicht die einzige, die im und übers Kleine Wiesental überliefert ist und die sich auf den Tafeln befindet. Es gibt da noch die von der Zerstörung der Schweizermühle. Demnach hatte der Müllersohn eine feurige Reisende in Badenweiler beim Ausfahren von Mehl kennen und lieben gelernt. Das junge Paar war aber daheim in Wies wenig geliebt - ein sündiges Paar sei es der Überlieferung nach gewesen, das da die Mühle betrieb. Als diese durch ein schweres Unwetter zerstört wurde, sah man dies im Tal als gerechte Strafe für das sündige Paar.

Die Idee für den Sagenweg geht, so heißt es im Tourismus-Verein, auf die Sonnwendfeuer des Vereins in Sallneck im Jahr 2015 zurück. Dort hatte Beatrice Kaltenbach die Überlieferung von der Schweizermühle im Tal der Köhlgartenwiese vorgetragen. Diese Erzählung hatte den Vorstand so fasziniert, dass man sich dazu entschloss, als Großprojekt einen Wanderweg von Tegernau bis zum mutmaßlichen Standort der Schweizermühle anzulegen, heißt es im Tourismusverein.

2016 ging man an die konkreten Arbeiten und freute sich von Anfang an über vielfältige Unterstützung. Da gaben etwa die Grundstückseigentümer sofort ihre Zustimmung, Betriebe und Institutionen stellten Manpower und Gerätschaften, es gab sogar internationale Hilfe, etwa bei den Novartistagen des Schweizer Chemie-Konzerns oder durch „workaway“, einer Plattform für Freiwilligenarbeiten im Ausland, durch die Helfende aus Südamerika, Italien, Frankreich, Niederlande und Spanien im Kleinen Wiesental zu Gange waren. Es wurden Brücken über die Köhlgartenwiese gebaut, Quellen gefasst, Geländer an den steilen Passagen, Naturstein-Treppenstufen erstellt und der Grillplatz neu angelegt sowie Bänke gebaut und aufgestellt. Übrigens: Auch in den eineinhalb Jahren von Corona wurde gearbeitet.

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