Kleines Wiesental Nach mehr als 30 Jahren ist Schluss

Markgräfler Tagblatt
Gunda Wegner gibt nach mehr als 30 Jahren ihre Zahnarztpraxis in Tegernau auf.Foto: Gudrun Gehr Foto: Markgräfler Tagblatt

Ruhestand: Gunda Wegner gibt ihre Zahnarztpraxis auf / Ob es eine Nachfolge gibt, ist noch ungewiss

Gunda Wegner, langjährige und einzige Zahnärztin im Kleinen Wiesental, gibt ihre Praxis in Tegernau auf. Zum Abschied hat unsere Zeitung mit ihr gesprochen.

Von Gudrun Gehr

Kleines Wiesental. Nicht leicht fällt es Gunda Wegner, nach 31 Jahren ihre Praxis in Tegernau zu schließen. Die Schließung war zunächst noch gar nicht vorgesehen, da auch der Mietvertrag der Praxisräume noch weiterläuft. Ausschlaggebend für die Praxisaufgabe waren ein gravierender gesundheitlicher Einbruch im März 2020 und dessen Folgen. Darüber hinaus kommen langsam ihre Rentenjahre in Sicht, und so entschied sie sich bereits im vergangenen Jahr, in den Fachblättern einen Nachfolger für die Tegernauer Praxis zu suchen.

Der bislang einzige Interessent musste feststellen, dass die Praxis für die zeitgemäße Berufsausübung erheblich zu klein war. Derzeit würde die Praxis zwar noch unter die Betriebserlaubnis mit Bestandsschutz fallen, eine künftige behördliche Genehmigung für den Nachfolger sei jedoch fragwürdig. Im Gespräch mit unserer Zeitung meint Wegner: „Einzelpraxen sind sowieso nicht mehr gefragt und entsprechen nicht mehr dem Zeitgeist. So etwas tut sich kein Mensch mehr an“.

Beruf in die Wiege gelegt

Ihre Entscheidung, Zahnärztin zu werden, wurde ihr von ihrem Vater in die Wiege gelegt. Dieser war als Zahnarzt in der Pharmazie tätig. Wegner erinnert sich: „Als ich meinem Vater von meiner Absicht erzählte, Zahnmedizin zu studieren, weinte er vor Freude“. Ihr Abitur machte sie in ihrem Geburtsort Bad Soden bei Frankfurt. Eine Ausbildung zur Röntgen-MTA erfolgte im Saarland, das Studium für Zahnheilkunde schloss sich in Freiburg an. Es folgte die Assistenzzeit in Todtnau und im Westerwald.

Beginn im Jahr 1988

Im Jahr 1988 suchte der Nachlassverwalter des in Tegernau praktizierenden Zahnarztes Julius Steinhart eine Nachfolge, dieser war bei einem Motorradunfall in Madagaskar verstorben. Zusammen mit einem Berufskollegen, Bernd Rieger, entschied sie sich, beide Zahnarztpraxen des Vorgängers in Tegernau und in Auggen zu übernehmen. Nach fünf Jahren betrieb sie die beiden Praxen alleine weiter. Die ledige Zahnärztin hatte es sich mit der Berufsausübung in den beiden Praxen nicht leicht gemacht. Für ihre Tätigkeit nahm sie von ihrem Wohnort Freiburg aus – oft bei Wind und Wetter – einen nicht unerheblichen Anfahrtsweg in Kauf.

Nähe zu den Menschen

Der Abschied von Tegernau fällt Gunda Wegner schwer und sie bedauert: „Mir sind die Menschen hier ans Herz gewachsen, ich habe hier sehr gerne gearbeitet.“ Und sie lobt die Kleinwiesentäler: „Hier habe ich ganz besonders liebenswerte und anständige Menschen mit hohen moralischen Ansprüchen kennengelernt. Die Leute hier sind stille Leistungsträger und geerdet.“ Auch die Weiterführung der Praxis in Auggen ist noch ungewiss.

Die Zahnarztpraxis im geschichtsträchtigen Gebäude in der Tegernauer Landstraße beherbergte früher eine Bäckerei, eine Gaststätte und die Gemeindeverwaltung. Schmunzelnd berichtet die Zahnärztin: „Viele Patienten wussten nicht, dass sich direkt im Behandlungszimmer der Praxis ehemals das Amtszimmer des Tegernauer Bürgermeisters befand.“

Über ihre Freizeitpläne als Pensionärin hat sich die Zahnärztin bisher noch nicht viele Gedanken gemacht, wie sie sagt. Zunächst steht Gunda Wegner eine Reha-Kur bevor, dann wolle sie weitersehen.

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