Kleines Wiesental Pegelmessstelle „macht keinen Sinn“

Markgräfler Tagblatt

Umwelt: BUND moniert Erfassung der Wasserstandsdaten der Kleinen Wiese / Holzlager weiter in der Kritik

Verwundert zeigt sich der BUND-Regionalverband Hochrhein über die Situation an der Pegelmessstelle der Kleinen Wiese in Tegernau. Diese sei so konzipiert und angelegt worden, dass der täglich zu messende Wasserstand gar nicht unter die kritische Marke von 20 Zentimetern sinken könne.

Von Peter Schwendele

Kleines Wiesental-Tegernau. Diese schon länger gehegte Vermutung eruierten und bekräftigten der Regionalvorsitzende Markus Wursthorn und BUND-Mitglied Dieter Berger am Montag bei einem Termin vor Ort. Besonders bemerkenswert an der Angelegenheit: Würde der Pegel unter 20 Zentimeter sinken, müsste die Bewässerung des benachbarten Holznasslagers in Tegernau eingestellt werden. So stehe es zumindest in der Genehmigung des Landratsamts, hielten Wursthorn und Berger fest.

Die Situation an der Staatlichen Pegelmessanlage der Kleinen Wiese wollte den BUND-Vertretern nicht einleuchten. Schon vor einiger Zeit sei aufgefallen, dass auch bei längerer Trockenheit der Pegel ab einem Wert von 20 Zentimetern nicht weiter sinkt. Erklärbar sei dies nur dadurch, dass durch im Jahr 2015 erfolgte Umbaumaßnahmen nur wenige Meter nach der Pegelmesseinrichtung eine künstliche Aufstauung der Kleinen Wiese entstanden ist. Insofern, so erläuterte Dieter Berger, könne der Pegel, auch bei zunehmender starker Trockenheit, gar nicht die tatsächliche Wassertiefe des Bachs wiedergeben. Und während der BUND-Vertreter, ausgestattet mit einem Zollstock, direkt an der Messstelle den üblichen Wasserstand von 20 Zentimetern erfasste, waren es weiter oben im seichteren Bereich vor der Messstelle tatsächlich nur knapp zehn Zentimeter.

„Der BUND ist normalerweise der Anwalt der Natur“, sagte Markus Wursthorn zu der Situation, „in diesem Fall sind wir allerdings auch noch der Anwalt des gesunden Menschenverstands.“ Denn schließlich liege es auf der Hand, dass in einem so gestalteten Bereich kein realer Messwert zustandekommen könne. Es stelle sich deshalb die Frage, weshalb der Wasserstand gerade an einer Stelle gemessen werde, „wo es absolut keinen Sinn macht“. Entweder, so Wursthorn, gebe es einen Mangel an Sachverstand und Koordination bei den zuständigen Behörden; „dann ist das Ganze einfach nur schlecht gemacht.“ Oder es handle sich bei der Nutzung der fragwürdigen Messstelle um Absicht.

Und hierbei wollten die BUND-Vertreter nicht ausschließen, dass es einen Zusammenhang mit dem Holznasslager in Tegernau geben könnte, dessen Betrieb bereits vor Wochen von den Umweltschützern kritisiert worden war. Bedenklich sei hier nicht nur die eigentlich gar nicht zulässige Einlagerung von minderwertigem Käferholz, sondern auch der exorbitante Wasserverbrauch für die ständige Beregnung des üppig bemessenen Lagers – beides mit vielfältigen Folgen für Umwelt und Natur. Es sei jedenfalls dringend zu prüfen, so der Appell der BUND-Vertreter an die zuständigen Behörden, ob angesichts der irreführenden Ergebnisse der Tegernauer Messstelle und des aufgrund der anhaltenden Trockenheit de facto niedrigen Wasserstands in der Kleinen Wiese die bisherige Praxis des Holznasslagerbetriebs aufrecht erhalten werden dürfe.

Ein anschließender Stopp beim Nasslager selbst ließ Wursthorn und Berger dann erneut schaudern. Denn trotz des Anlegens einer Sickergrube nach den ersten Beschwerden des BUND stieß man am Montag erneut auf die missliche Situation, dass an verschiedenen Stellen wieder unsaubere Beregnungsflüssigkeit direkt in die Köhlgartenwiese abfließt. Ein Vorgang, den das Landratsamt Lörrach bereits im Juni als „Missstand“ bezeichnet hatte, dem Einhalt zu gebieten sei.

Bisher noch nicht geprüft hat die Staatsanwaltschaft die im August vom BUND erhobenen grundsätzlichen Vorwürfe gegen die Holznasslager in Tegernau und in Geschwend, wie dem Markgräfler Tagblatt auf Nachfrage mitgeteilt wurde.

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