Kleines Wiesental „Plakate sprechen nicht für das ganze Tal“

Markgräfler Tagblatt

Politik: 90 Bürger unterzeichnen offenen Brief pro Windkraft / Energieverein bietet sich als Mediator an

Kleines Wiesental. Die teils hitzigen Beiträge in der Presse und die massiven Plakatierungen an Straßen und auf Feldern im Kleinen Wiesental sowie die Besorgnis über die Geschehnisse, die in vielen Einzelgesprächen geäußert werden, haben 90 Bürger veranlasst mit einem offenen Brief Stellung zur Windkraftdebatte im Kleinen Wiesental zu nehmen.

Die Unterzeichner stimmen den Aussagen auf den Plakaten nicht zu. „Die Plakate sprechen nicht für das ganze Tal“, sagen die Windkraft-Befürworter.

Sie zählen dann die Vorteile der Windkraft auf. „Ich halte Windkraft für eine überlegenswerte Alternative zu Atomkraft und Kohle“, heißt es in dem Brief. Auch mahnen sie eine sachliche Debatte an: „Ich respektiere die Meinung anderer - egal ob sie für, gegen oder neutral in Bezug auf Windkraft sind und wünsche mir dabei eine sachliche Debatte und einen respektvollen Umgang.

Ich hoffe, dass dieser Brief nicht als Anlass für einen Schlagabtausch gesehen wird und ich wünsche mir, dass ich für diese Meinungsäußerung nicht persönlich angefeindet werde.“

Durch ihren Brief wollen die Bürger ihre Verbundenheit mit ihrer „freundlichen und lebenswerten Gemeinde“ Kleines Wiesental ausdrücken und keinesfalls eine neue Eskalationsstufe einläuten.

Energieverein will vermitteln

Der Verein „Erneuerbare Energien Kleines Wiesental“ bietet sich an, in der Diskussion als Mediator zu fungieren, um zu einer Versachlichung der Diskussion und einer Befriedung in der Gemeinde beizutragen. Voraussetzung sei, so der Verein in einer Pressemitteilung, dass die Bürgerinitiative „Schwarzwald Gegenwind“ dem zustimme.

Vorsitzender Heiner Fabry erinnert auch an die Ursprünge des Vereins. „Nach der ersten Bürgerversammlung zum Thema „Windpark Zeller Blauen“ 2012 in Bürchau fanden sich zwölf engagierte Bürger aus dem Kleinen Wiesental zusammen, um dieses Projekt nach Kräften zu unterstützen.

Die Gründung des Vereins „Erneuerbare Energien Kleines Wiesental“ erfolgte im Frühjahr 2013.“

Das Ziel der Vereinsgründer bestand laut Satzung darin, die Nutzung aller erneuerbaren Energien zu fördern sowie die Natur und die Umwelt zu schützen. Als langfristiges Ziel schwebte ihnen vor, eine Energiewende zu unterstützen, bei der die Stromproduktion und Stromverteilung nicht mehr bei Großkonzernen liegt, sondern dezentral in Bürgerhand überführt wird.

Ausgehend von der speziellen Situation im Kleinen Wiesental sollte weiterhin der innere Zusammenhalt in der neuen Einheitsgemeinde gestärkt werden und weitere Wertschöpfung in der Gemeinde durch das Projekt Windpark ermöglicht werden, um gerade der jüngeren Generation eine glaubhafte Zukunftsperspektive zu bieten.

Als sich abzeichnete, dass das Windkraft-Projekt eine längere Laufzeit nehmen würde, konzentrierten sich die Aktivitäten des Vereins auf die stärkere Nutzung der Wasserenergie und der Nutzung von Biomasse für die Wärmegewinnung. 2015 unterstützte der Verein die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) bei ihrer Beteiligung am Kraftwerk Köhlgartenwiese, damit dort eine zukunftsweisende Neuausrichtung umgesetzt werden konnte.

Parallel wurde mit dem Kraftwerk Köhlgartenwiese und der EWS-Energie GmbH ein erstes Nahwärmeprojekt für die Bürger in Tegernau auf den Weg gebracht, das in 2016 seine Arbeit aufnahm.

Weitere Nahwärmenetze sind in Vorbereitung

Derzeit sind weitere Nahwärmenetze in Kooperation mit der EWS und in Verbindung mit den Aktivitäten des Zweckverbands Breitband Lörrach in Wies und Neuenweg in Vorbereitung, die noch in diesem Jahr nach Möglichkeit abgeschlossen werden sollen. Die neuerliche Ankündigung nach den positiven Windmessungen auf dem Höhenrücken des Zeller Blauen, das Windparkprojekt wiederaufleben zu lassen, habe zum Teil zu deutlichem Widerstand in der Bevölkerung geführt.

Das Kleine Wiesental liege nach Auskunft der Landesregierung in den Evakuierungszonen der Atomkraftwerke von Fessenheim, Leibstadt und Beznau. Das bedeute, dass im Falle eines größt anzunehmenden Unfalls aus diesen Zonen mehr als eine Million Menschen evakuiert werden müssten. Von den Schäden für Natur und Umwelt für den ganzen Südschwarzwald ganz zu schweigen. Für den Verein habe sich daher an den Bedrohungen für die Region durch Atomkraftwerk-Schäden nichts verändert. „Zusätzlich haben wir in der Zwischenzeit gelernt, dass die Bedrohung des weltweiten Klimas durch Kohlendioxid-Emissionen ernster betrachtet werden muss, als das noch vor rund zehn Jahren im Bewusstsein war“, heißt es weiter. „Ein konsequenter und engagierter Einsatz für eine weltweite Energieversorgung ohne Atom- und Kohlestrom ist daher zwingend geboten. Alle Möglichkeiten einer Energie-Gewinnung ohne Atom-und Kohlestrom müssen daher genutzt werden. Das gilt auch für die Windkraft im Schwarzwald.“

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