Kleines Wiesental „Unsichtbare Hand“ hat ihn geleitet

Sonja Eiche
Albert Röther mit Frau und Enkelkindern. Foto: Sonja Eiche

Geburtstag: Albert Röther aus Raich-Hohenegg wird heute 100 Jahre alt. Drei Enkel, fünf Urenkel.

Kleines Wiesental-Raich - Ein ganzes Jahrhundert auf dieser Welt. Einer der ältesten Bürger im Kleinen Wiesental, der Hohenegger Albert Röther, feiert heute seinen 100. Geburtstag.

Am 30. März 1919 in Maulburg geboren, wuchs Albert Röther die ersten zwölf Jahre bitterarm bei Pflegeeltern und bei der Mutter in Schopfheim heran. 1931 kam er als Pflegekind nach Hohenegg, wo es ihm besser ging und er mitarbeiten konnte.

Schon 1940 waren die besseren Jahre vorbei, der junge Albert Röther wurde zum Kriegsdienst eingezogen.

Unbeschreibliches erlebte er im Krieg: Hunger, Leid und Grausamkeit. Noch heute hat er Albträume von diesen Erlebnissen. 1943 kam er in russische Gefangenschaft, aus der er erst 1948 nach Hohenegg heimkehrte.

Geprägt von den vielen Entbehrungen, stellte sich der junge Mann dem Leben mit all seinen Herausforderungen, arbeitete und gründete mit Helen 1952 eine Familie, aus der zwei Kinder, drei Enkel und – bis jetzt – fünf Urenkel hervorgehen.

„Aus meinem Leben“ heißt die Chronologie, in der der Jubilar die Stationen und Umstände seines Lebens nacherzählt – eine Lebensgeschichte, ohne Beschönigungen und Pathos. Die Urenkel sind es heute vor allem, die dem Paar die größte Freude sind – während die Beschwernisse des Lebens zunehmen. Klaren Verstandes und schweren Herzens gab der Senior vor wenigen Jahren seinen Führerschein ab, was die Aktivitäten von Albert und Helen Röther stark einschränkte.

Gehen lässt sich Albert Röther dennoch nicht – so ist ein Pedaltrainer sein tägliches Fitnessgerät. Das Laufen fällt ihm schwerer, und er tut es seltener. Das Schreiben von Gedichten – eines seiner Talente und Hobbys seit vielen Jahrzehnten – hat er inzwischen eingestellt.

Nur ein Gedicht zu seinem Einhunderstem hat er noch geschrieben:

Scho hundert Johr

schlacht mi Härz

Mit Freud un Schmärz

Scho hundert Johr

Mit Freud un Leid.

So wies chunt mues mes ne

Öbbis anders duets nit ge.

Erwartungen an das Leben hat Albert Röther keine mehr. Dankbarkeit jedoch spricht aus ihm, wenn er sagt, er und seine Helen hätten alles gehabt, sie hätten viele schöne Stunden miteinander erlebt. Und er dankt für „die unsichtbare Hand“ - wie er es nennt, die ihn stets leitete und beschützte.

Interesse hat der Senior noch immer an dem, was das Bergdorf Raich, die Menschen und Aktivitäten betrifft. So kann man ihn und seine Frau immer wieder bei Dorffesten antreffen und Gespräche mit den beiden führen, die geistig rege sind wie eh und je. So manche Höhen und Tiefen hat Albert Röther in seinem Leben durchgemacht. Ein bescheidener Mensch ist er geblieben, so wie er es immer war.

Was das Leben ausmacht, darüber hat Albert Röther viel geschrieben - über die Heimat, Natur und Tiere, die Menschen, die Liebe, auch über das Alter und den Tod. Lassen wir ihn, „s´ chlei Büürli“, wie er sich selbst nennt, in Auszügen seiner eigenen Gedichte, das Leben nachempfinden:

Hartes Leben,

harte Stunden,

kämpfe darum

unumwunden,

denn ohne das

wird es nicht gehn,

wenn du im Leben

willst bestehn.

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