Kleines Wiesental Von Paris ins Kleine Wiesental

Markgräfler Tagblatt
Bereits zum zweiten Mal findet in Ried das Dîner en blanc statt. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Dîner en blanc: Die AG Kulturhaus veranstaltet in Ried ein Picknick der besonderen Art

Das gemeinsame Essen ganz in Weiß, wie es die AG Kulturhaus am 27. August in Ried veranstaltet, hat eine bewegte Historie. Was als Großstadt-Phänomen begann, ist inzwischen auch im ländlichen Raum beliebt.

Kleines Wiesental-Raich (ilz). Es ist eine schöne Geschichte: Im Jahr 1988 lädt Francois Pasquier Freunde und Bekannte in Paris zu einem Picknick im Bois de Boulogne ein. Soziale Medien gibt es noch nicht. Auch kaum Mobiltelefone. Damit sich die Eingeladenen untereinander erkennen, greift der Franzose auf eine einfache Idee zurück: Alle sollen weiße Kleidung tragen. Das erste Dîner en blanc ist geboren.

Seither hat das gemeinsame Essen in Weiß in ganz Europa den Siegeszug angetreten. War es zunächst vor allem in den Großstädten beliebt, wird inzwischen auch zunehmend im ländlichen Raum gemeinschaftlich ganz in Weiß diniert. In Ried veranstaltet die AG Kulturhaus am Sonntag, 27. August, um 18 Uhr bereits zum zweiten Mal ein Dîner en blanc.

Was aber macht die Faszination dieser Veranstaltung aus? Natürlich ergibt sich durch die einheitliche Kleidung und die geschmückten Tische ein schönes Bild. Diese ästhetische Komponente steht beim Dîner en blanc inzwischen tatsächlich im Vordergrund, berichtet Winfried Gebhardt. Er ist Professor für Soziologie an der Universität Koblenz und hat das Phänomen wissenschaftlich untersucht.

Allerdings, so Gebhardt, sei das Dîner en blanc ursprünglich eine durchaus politische Veranstaltung gewesen. Es habe sich um Treffen ohne behördliche Genehmigung gehandelt. „Den Teilnehmern ging es um eine Art bürgerlichen Widerstand. Sie wollten auf diese Weise zeigen, dass es Leute gibt, die sich in der Öffentlichkeit zu benehmen wissen.“

Auch wenn dieser politische Aspekt inzwischen in den Hintergrund getreten ist, gibt es Facetten des Dîner en blanc, die seit seiner Entstehung in den späten 1980er-Jahren bis heute gleich geblieben sind. Besonders auf die Sauberkeit wird noch immer großer Wert gelegt. So ist es den Veranstaltern des Dîners en blanc in Ried sehr wichtig, dass die Teilnehmer keinen Müll zurücklassen. Das handhabten bereits die Pariser Pioniere so.

Beliebt ist das Essen in Weiß laut Gebhardt auch, weil durch die weiße Kleidung bei allen Teilnehmern eine Gemeinsamkeit hergestellt wird. Für den Soziologen spielt die Kommunikation dabei eine entscheidende Rolle. „Es gibt ein verbindendes Element. Damit habe ich die Möglichkeit, sehr schnell auch mit wildfremden Menschen ins Gespräch zu kommen.“

Und eine weitere Beobachtung hat der Wissenschaftler gemacht: „Das Dîner en blanc scheint mit der Slow-Food-Bewegung in Verbindung zu stehen. Man lässt sich bei solchen Veranstaltungen bewusst viel Zeit beim Essen.“

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