Kleines Wiesental Von Sallnegge zu Sallneck

Markgräfler Tagblatt
Blick auf Sallneck. Foto: Dieter Vollmer Foto: Markgräfler Tagblatt

Jubiläum: Am Wochenende feiert Sallneck den 675. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung

Am kommenden Sonntag, 6. Oktober, feiert der Ortsteil Sallneck der Gemeinde Kleines Wiesental seinen 675. Geburtstag. Grund genug für einen geschichtlichen Streifzug.

Von Dieter Vollmer

Kleines Wiesental-Sallneck. Im Jahre 1344 erfolgte die erste Erwähnung in einem Lagebuch des Klosters Weitenau. Das Kloster ließ damals seine Rechte und Besitzungen verzeichnen. Und unter diesen befanden sich sogenannte Zehnt-Einkünfte und Gütern in Sallnegge, wie der Ort damals hieß.

Zuerst einmal bedeutet die Erstnennung von 1344 nicht, dass Sallneck damals erst entstanden ist. Wie alt der Ort damals schon war, weiß man nicht. Es ist aber unwahrscheinlich, dass es ihn schon um 1100 oder wenig später nicht gegeben hat. In der Nachbarherrschaft Tegernaus stand eine kleine Burg, die die Straße nach Tegernau überwachte. Diese Burg könnte ein weiteres Indiz dafür sein, dass Sallneck keineswegs erst im 14. Jahrhundert entstanden ist, sondern wohl schon um 1100 bestanden hat. Man könnte zum Alter des Ortes auch den Ortsnamen heranziehen, obwohl hier Vorsicht geboten ist.

Vermutlich war es so, dass der Ort um 1344 ungefähr zehn Häuser umfasste. Die Häuser waren mit ziemlicher Sicherheit aus Holz gebaut und trugen wohl damals schon Strohdächer – eine Bauweise, die sich fast bis in die Neuzeit gehalten hat. Die damaligen Sallnecker lebten wie noch ihre Nachfahren vom Wald und der Viehhaltung. Vom Handwerk ist in der damaligen Überlieferung nicht die Rede. Man wird davon ausgehen dürfen, dass der Bauer in seinem Haushalt die meisten Geräte und Kleidungsstücke, die er benötigte, selbst herstellte.

1344 gab es auch keine Gemeinde im Sinne einer Verwaltungsinstanz. Die Regelung aller anstehenden Fragen dürfte genossenschaftlich vorgenommen worden sein. Es gab aber über der Gemeinde eine weitere Instanz, die Herrschaft. Die Herrschaft war zuständig für alles, was Strafen nach sich ziehen konnte und was sonst noch geregelt werden musste. Diese Herrschaft waren die Besitzer der Herrschaft Weitenau, und in ihrem Namen tagte dreimal jährlich das Weitenauer Dinggericht. Dort hatten alle Angehörigen des Klosters, dazu gehörten auch die Sallnecker, zu erscheinen.

Die markgräfliche Herrschaft versuchte im 16. Jahrhundert, Sallneck politisch und kirchlich zu teilen, was aber nur begrenzt gelang. Die kirchliche Zugehörigkeit zu Demberg fand erst gegen 1770 ihr Ende. Seit damals sind die Sallnecker auch in Tegernau in die Kirche gegangen.

Offiziell hat Sallneck bis 1786 zur Vogtei Weitenau gehört. Weitere einschneidende Veränderungen brachte die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Die Gemeinde hatte 1824 endlich die Konzession für eine Wirtschaft erhalten. Das sollten die Amtsleute allerdings lange Zeit bereuen. Es gab dauernd Klagen über starken Wirtshausbesuch, Trunksucht, Nichteinhalten von Polizeistunden und das sogenannte Übersitzen. Beim Übersitzen wurden auch mehrere Gemeinderäte und ein Bürgermeister ertappt. Man muss dazu wissen, dass diese Zeiten sehr unsicher waren und die Trunksucht allgemein verbreitet war.

Um 1830 erhielt die Gemeinde eine neue Gemeindeverfassung und anstatt des bisherigen Vogtes einen Bürgermeister und drei Gemeinderäte. 1843 wurden Sallneck und Ebigen zu einer Gemeindeverwaltung vereinigt und schließlich ganz zusammengelegt.

1894 hatten sich die Verkehrsverhältnisse entscheidend verbessert. Die lang ge- plante Straße nach Tegernau wurde fertiggestellt, während die Fortsetzung nach Endenburg auf sich warten ließ. Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Gründung eines Gesangvereines. Der neue Verein erhielt eine Fahne, welche im Sommer 1894 unter großen Festlichkeiten eingeweiht worden war. 1907 wurde eine Wasserversorgung ins Leben gerufen, 1879 die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Die Gründung des Musikvereins erfolgte im Jahr 1909. 1921 erhielt Sallneck einen eigenen Friedhof.

1936 wurde Sallneck Gemeinde im Landkreis Lörrach. 1972 wurde die selbstständige Gemeinde Sallneck Mitglied im Gemeindeverwaltungsverband Kleines Wiesental. Es folgten der Anbau des Feuerwehrhauses und 1984 der Bau des Weideschuppens. 1987 wurde die Aussegnungshalle fertiggestellt. In den Jahre 1988/1989 wurde das Schlachthaus erweitert.

Eine für zumindest einen Teil der Bevölkerung schmerzliche Entscheidung folgte dann zum 1. Januar 2009. Die Aufgabe der Selbstständigkeit und die Gründung der Einheitsgemeinde Kleines Wiesental.

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