Kleines Wiesental Welches Konzept ist zukunftsfähig?

Markgräfler Tagblatt
Im Kleinen Wiesental ging am Mittwoch die Diskussion um die Kindergartenstandorte in die nächste Runde: (von links) Patricia Fromm, Heinz Eichin, Reiner Weiß, Marin Bechtel, Gerd Schönbett und Christian Rave. Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

Kindergartenstandort: Klein Wiesentäler diskutierten über mögliche Konzepte der Kinderbetreuung

Nach der hitzigen Diskussion in der jüngsten Gemeinderatssitzung im Kleinen Wiesental war die Gemeinde dem Vorschlag von Pfarrer Christian Rave gefolgt und hatte am 10. Mai eine Bürgeranhörung einberufen.

Kleines Wiesental (hf). Zahlreiche Bürger waren der Einladung ins evangelische Gemeindehaus in Tegernau gefolgt, um mit Bürgermeister Gerd Schönbett und einigen Gemeinderäten und Ortsvorstehern zu diskutieren. Die mehr als zweistündige Diskussion, die von Christian Rave moderiert wurde, verlief ruhig und sachlich. Ein Konsens konnte aber in der Frage, die die Gemeinde seit ihrer Gründung bewegt, nicht erreicht werden.

Bereits in der jüngsten Gemeinderatssitzung war dargelegt worden, dass die Variante eines zentralen Kindergartens in Tegernau mit angeschlossener Kinderkrippe die besten Aussichten hat. Zur Entscheidungsfindung hatte der Gemeinderat eine Bewertungsmatrix aufgestellt.

Die Gemeinderäte Jürgen Lacher und Heinz Eichin beschrieben, dass pro Arbeitsgruppe zwei Teilnehmer mit möglichst konträren Einstellungen die einzelnen Punktebewertet hatten. Die Vergabe der Punkte wurde in den Gruppen jeweils intensiv diskutiert. Jeder Teilnehmer war völlig frei, die Punkte nach eigenem Ermessen zu vergeben.

Hier setzte die Diskussion mit den Bürgern ein. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass die einzelnen Punkte einer sehr persönlichen Beurteilung viel Raum lassen. „Warum wurden zu den einzelnen Punkten nicht konkrete Zahlen, Daten und Fakten mitgeliefert, so dass Entscheidungen nachvollziehbar werden?“, wollten gleich mehrere Bürger wissen. Informationen über „Pendlerströme“, die Bevölkerungsentwicklung im Tal und insbesondere die Kosten für die untersuchten Standort-Varianten hätten sicher besorgte werden können. So entstehe der Eindruck, dass nach sehr subjektiven Kriterien entschieden worden. Bürgermeister Gerd Schönbett antwortete, dass viele Fakten bekannt seien, da die Fragen seit Jahren diskutiert werden. „Eine exakte Datenermittlung hätte eine wissenschaftliche Untersuchung erforderlich gemacht, die deutlichen Zeitverlust und erhebliche Kosten verursacht hätte. Es ist zudem fraglich, ob eine Bewertung der verschiedenen Varianten anders ausgefallen wäre“, gab er zu bedenken.

Viel Raum in der Diskussion nahm erneut die Frage der „Zukunftsfähigkeit“ der angestrebten Lösung für die Gemeinde ein. Angesichts der demografischen Entwicklung sei es entscheidend, dass die Kindergärten in den Ortsteilen erhalten blieben. Die Nähe eines Kindergartens und seine Erreichbarkeit wäre ein entscheidender Standortvorteil, den man nicht vernachlässigen dürfe, wurde argumentiert.

Christian Rave stellte die Frage, ob die Lebensqualität in den Ortsteilen, die vor acht Jahren ihre Kindergärten aufgeben mussten schlechter geworden sei. Ortsvorsteherin Sigrid Fricker (Raich-Ried) verneinte. Im Ortsteil seien die Kinder von den Vereinen stark ins Dorfleben einbezogen worden. Auch Mütter aus Sallneck konnten nichts von einer Verschlechterung des Dorflebens berichten.

Ein weiterer Diskussionspunkt betraf die Qualität der Kinderbetreuung in den jetzigen Kindergärten. Ortsvorsteher Klaus Worms (Neuenweg) berichtete von einer Studie, nach der kleinere Strukturen mit einer „familiären Betreuungssituation“ positiver bewertet werden als größere, zentrale Strukturen. Sowohl für die eine Variante wie für die andere ließen sich positive Studien zitieren, gab Pfarrer Rave zu bedenken.

Die Gemeinderäte Martin Bechtel und Jürgen Lacher sprachen noch einmal die Zukunftsfähigkeit der jetzt gesuchten Lösung an. „Wir müssen jetzt einen Entscheid für die nächsten 20 Jahre fällen“, hieß es. „Wir im Gemeinderat müssen die Interessen der Gesamtgemeinde vertreten. Ein Entscheid zugunsten von Ortsteil-Interessen wäre dabei kontraproduktiv.“

Zum Schluss der Diskussion machte Bürgermeister Schönbett den Erzieherinnen in den bestehenden Kindergärten ein großes Kompliment. „Würdet ihr alle nicht so eine hervorragende Arbeit machen, würde uns die Entscheidung vermutlich leichter fallen“, betonte der Bürgermeister. Und er versicherte: „Es ist noch nichts entschieden.“

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