Kleines Wiesental Zukunftsprojekt nimmt erste Hürde

Gerald Nill
Jürgen, Carola und Maximilian Grether vor ihrer Sennhütte. Auf dem Sträßchen soll ein Empfangsbereich und links davon der Wellnessbereich mit Hotelsuiten entstehen. Foto: Gerhard Nill

Die Sennhütte Schwand möchte ihr Anwesen deutlich erweitern – mit einem Wellnessbereich samt Schwimmbad und einem Hotel mit 24 Suiten. Ortschaftsrat, Gemeinderat und Nachbar hatten keine Einwände. Plötzlich jedoch gibt es Widerstand.

Erste Gespräche gab es bereits vor zwei Jahren über dieses Großprojekt, mit dem die Sennhütte ihre Zukunftsfähigkeit für die nächste Generation sichern und die touristische Attraktivität der Region erhöhen möchte. Ortschaftsrat, Gemeinderat und Nachbarn sind von Anfang an in die Planungen einbezogen worden und hatten bisher keine Einwände.

Auf einmal Bedenken

Ausgerechnet in der Gemeinderatssitzung, in der das Gremium über den Aufstellungsbeschluss und die Änderung des Flächennutzungsplans entscheidet, regt sich plötzlich und unerwartet Widerstand: Es geht um das Sträßchen zwischen dem Restaurant und dem Parkplatz. Dieses möchten die Inhaber in den Komplex als Entree einbeziehen.

Nachbar und Ortschaftsrat Stefan Ruoß steht in der Bürgerfragerunde auf und berichtet aus der Tegernauer Ortschaftsratssitzung, dass es zahlreiche Bedenken gegen das Projekt gegeben habe: Das Sträßchen vor der Sennhütte solle Gemeindeeigentum bleiben und nicht verkauft werden. Es sei für den Forst angeblich unverzichtbar. Der Ersatzweg zur Hauptstraße sei nicht geeignet. Und: Das Wasser könnte für einen Wellnessbereich eventuell fehlen, so die Einwände.

Schönbett überrascht

Bürgermeister Gerd Schönbett ruft den Ortschaftsrat zur Ordnung. Zum einen plaudere er Interna aus dem nichtöffentlichen Teil des Gremiums aus, zum anderen stelle er keine Frage. Schönbetts Fazit: „Ich bin überrascht von den Einwendungen.“ Und weiter: „Es gab ein eindeutiges Votum von Ortschaftsrat und Gemeinderat, das Vorhaben zu ermöglichen.“

Die Bedeutung des Betriebs

Zur Erinnerung: Wo sich jetzt der Parkplatz und ein Wirtschaftsgebäude neben der Sennhütte befinden, soll ein Hotel mit Wellnessbereich entstehen. „Der Gemeinderat befürwortet bisher das Projekt, um den Betrieb zu erhalten und ihm eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen“, berichtet Bürgermeister Gerd Schönbett. Es sei wichtig, dass der Betrieb bleibt, der mit seiner gehobenen Küche ein touristischer Magnet sei und 22 Angestellte zählt.

Der Stand des Verfahrens

In der Gemeinderatssitzung ist Jürgen Schill von Fsp Stadtplanung zugegen, der das planerische Prozedere erläutert. Zum einen soll jetzt ein Aufstellungsbeschluss gefasst werden, zum anderen der Flächennutzungsplan geändert werden. „Wir befinden uns ganz am Anfang des Verfahrens.“

Die Pläne der Sennhütte

Zum Objekt selbst: Bereits seit 1898 besteht die Traditionsgaststätte „Sennhütte“ in reizvoller Landschaft inmitten des Kleinen Wiesentals im Ortsteil Schwand. Der familiengeführte Betrieb hat sich vor allem in den letzten Jahrzehnten stetig weiterentwickelt und ist über die Region hinaus insbesondere durch die Küche bekannt. Aktuell steht die Übergabe des Betriebs an die nächste Generation an. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein und den gestiegenen Ansprüchen der Gäste gerecht zu werden, ist eine umfangreiche Erweiterung der Hotellerie mit Suiten und Wellnessbereich geplant.

Simulation für den neuen Wellness- und Hotepkomplex, rechts das Bestandsgebäude Foto: zVg/Klemm Architekten

Die Relevanz der Straße

„Um das Vorhaben realisieren zu können, muss ein Teil der öffentlichen Erschließungsstraße in Anspruch genommen werden“, heißt es im Projektantrag. Und weiter: „In positiver Vorabstimmung mit der zuständigen Verwaltung steht einem Rückbau dieser Straße nichts entgegen, da eine adäquate Ausweichmöglichkeit in unmittelbarer Nachbarschaft besteht.“

Das geplante Hotel

Weiter heißt es im Projektantrag: „Der geplante Neubau mit insgesamt vier Geschossen plus teilweise in Erscheinung tretendes Sockelgeschoss erhält ein zeitgemäßes, extensiv begrüntes Flachdach.“ Damit korrespondiere das geplante Gebäude in der Höhe mit dem Bestandsgebäude.

Im Erdgeschoss entstehen neben dem Empfangsbereich mit Rezeption und Lobbylounge ein Wellnessbereich mit Schwimmbecken. In den drei Obergeschossen sind derzeit 24 großzügige Suiten geplant, welche jeweils mit eigenem Bad und Balkon ausgestattet sind. Die erforderlichen Stellplätze werden in einer Sockelgarage und in Form von offenen Stellplätzen südlich des Gebäudekomplexes nachgewiesen.

Insgesamt entstehe an dem projektierten Standort ein in sich schlüssiges und nachhaltiges Gesamtkonzept, welches den Fortbestand der „Sennhütte“ in Zukunft sichere und ein attraktives Angebot für den Tourismus in der Ferienregion Südschwarzwald biete, argumentieren die Planer. Die Umweltprüfung habe bereits ergeben, dass es keine Flora oder Fauna gebe, die das Projekt verhindere, so Schill.

Die Ratsentscheidung

Als einziger Gemeinderat meldet sich Matthias Leisinger zu Wort. Er stehe hinter dem Projekt, aber das Flachdach gefalle ihm nicht. Der Planer sagt, dass er mit der Architektur leben könne. Aktuell gehe es aber noch gar nicht um Detailfragen.

Letztlich werden sowohl die Änderung des Flächennutzungsplans als auch der Aufstellungsbeschluss mehrheitlich bei einer Enthaltung vom Gemeinderat bewilligt. Er habe sich von den Bedenken beeinflussen lassen, begründet Alexander Ziegler aus Elbenschwand seine Enthaltung.

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