Kleines Wiesental Windkraftgegner formieren sich

Markgräfler Tagblatt
Bei der Gründungsversammlung der Bürgerinitiative gegen den geplanten Windpark auf dem Zeller Blauen in Bürchau saßen Wolfgang Ühlin, Andreas Lang, Marc Albiez, Bernd Fischbeck und Dieter Burkhardt (von links) auf dem Podium. Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

Bürgerinitiative: Widerstand gegen Projekt auf dem Zeller Blauen / Rund 50 Bürger beteiligt

Am Freitag hatten Windkraftgegner rund um den geplanten Windpark Zeller Blauen zur Gründungsveranstaltung einer Bürgerinitiative ins Gemeinschaftshaus nach Bürchau eingeladen. Nach einer Informationsveranstaltung, bei der die Gegner zu verbreiteten Sorgen von Bürgern zu den Auswirkungen der geplanten Windenergieanlagen referierten, kam es zu der beabsichtigten Gründung der Initiative, der sich spontan rund 50 Bürger anschlossen.

Kleines Wiesental (hf). In seiner Begrüßung betonte Bernd Fischbeck, Sprecher der Initiative, dass die Windkraftgegner keine Verfechter der Nutzung des Stroms aus Atomkraftwerken sind. „Wir sind gegen Atomkraft, denn Atomkraft ist unverantwortlich“, heißt es im Einladungsschreiben der Verantwortlichen. Aber, wie Werner Wojtaschek von der BI Hochschwarzwald im Verlauf der Diskussion ausführte: „Es macht keinen Sinn, den Schwachsinn durch den Irrsinn zu ersetzen“.

Natur- und Artenschutz

Andreas Lang von der NABU Kreisgruppe Lörrach ging in seiner von den Veranstaltern erbetenen Stellungnahme auf die Aspekte von Natur-, Arten- und Landschaftsschutz ein. Er sagte, dass für das vergangene Jahr rund 350 Schlagopfer bei den Rotmilanen in Deutschland gezählt wurden. Grundsätzlich sei festgestellt worden, dass Windkraftanlagen geschützte Arten von Vögeln und Fledermäusen nicht nur durch Kollisionen gefährden, sondern dass es auch zu inneren Organschäden komme. Hinsichtlich des Landschaftsschutzes hielt Andreas Lang fest, dass der Schwarzwald in seiner Gänze eine der letzten großen zusammenhängenden Waldflächen in Deutschland sei. Hier Windkraft-Industrieanlagen zu errichten, gleiche einem wirtschaftlichen Blindflug, da man eventuelle Langzeitfolgen nicht abschätzen könne. Nach seiner Aussage kann man Windenergieanlagen nicht als sinnvolle und nachhaltige Form der Energiegewinnung betrachten.

In den anschließenden Präsentationen und Diskussionsbeiträgen konzentrierten sich die Bedenken der Gegner auf drei Themenbereiche. Grundsätzlich werden von den Gegnern die positiven Effekte der Gewinnung von Strom aus dem Wind in der hiesigen Region in Frage gestellt. So habe die erste Messungen auf dem Höhenrücken des Zeller Blauen „unzweifelhaft eine technisch wie wirtschaftlich unzureichende Windhöffigkeit“ ergeben. Erst eine neuerliche Messung des potentiellen Investors EWS habe dann die gewünschten Ergebnisse gezeigt. Die Präsentatoren stellten die Ergebnisse dieser zweiten Messung in Frage. Mit Hinweis auf die besondere topographische Lage von Vogesen und Schwarzwald bezweifelte Dieter Burkhardt aus Käsern grundsätzlich, dass die Region im Südschwarzwald für Windanlagen geeignet ist.

Bernd Fischbeck stellte grundsätzlich die Verwertungsmethodik der Ökostrom-Anbieter in Frage. „Es wird mit grünem Strom geworben. Es wird aber nicht gesagt, dass in dem Angebot auch Teile sogenannten ‚grauen Stroms‘ enthalten sind. Durch die Preisbildung über die Leipziger Strombörse ergeben sich Einkaufsvorteile für die Ökostrom-Anbieter, die aber nicht an die Kunden weitergegeben werden“, so Fischbeck. Das sei unredlich und könne nicht akzeptiert werden.

Lärmbelästigung

Wolfgang Ühlin (Gersbach) fasste die Lärmsituation bei Windkraftanlagen so zusammen: „Wenn es in der Stadt abends leise wird, dann wird es bei uns laut.“ Die Lärmbelästigung sei in Gersbach besonders in den Abend- und Nachtstunden erheblich. Der Aspekt wurde von Bernd Fischbeck aufgegriffen. Wegen der Kessellage müsse mit starken Lärmbelästigungen auch in den Dörfern des hinteren Kleinen Wiesentals gerechnet werden.

In der nachfolgenden Diskussion brachten Bürger ihre eigenen Besorgnisse zum Ausdruck. Bürger, die seit über 30 Jahren regelmäßig Feriengäste beherbergen, berichteten über eindeutige Aussagen von Touristen, dass sie nicht mehr ins Kleine Wiesental kommen, wenn Windräder gebaut würden. Es bestehe die Gefahr, dass der ohnehin rückläufige Tourismus im Kleinen und oberen Wiesental vollständig zum Erliegen komme. Hinzu komme, dass Hausbesitzer mit einem erheblichen Wertverlust ihrer Liegenschaften rechnen müssten, wenn der ganze Höherücken des Zeller Blauen mit Windenergieanlagen von mehr als 200 Meter Höhe ausgestattet werde.

Nach der Veranstaltung schlossen sich zahlreiche Besucher der neuen Bürgerinitiative an. Bei der Wahl der Funktionsträger wurden Monika Hirt (Adelsberg-Blauen) zur Kassenwartin, Johanna Matte (Adelsberg-Blauen) zur Schriftführerin sowie Marc Albiez und Bernd Fischbeck (beide Bürchau) als Sprecher der Interessengemeinschaft gewählt.

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