Kommunalwahl in Weil am Rhein Wie sich die Parteien für die Wahl rüsten

Beatrice Ehrlich
Wahlplakate in der Weiler Hauptstraße Foto: Beatrice Ehrlich

Mit Werbeplakaten und Info-Flyern machen die Parteien vor dem Wahlsonntag auf sich aufmerksam. Wir haben nachgefragt, wer sich da engagiert und wer dafür bezahlt.

Sie sind die jüngste Partei im Weiler Kommunalparlament: Bündnis 90/Die Grünen. Was die Wahlwerbung betrifft, sind sie im Establishment angekommen. Die Wahlplakate habe man aufhängen lassen, berichtet Thomas Bayer, einer der beiden Ortsvereinsvorsitzenden. „Ich selbst hänge keine mehr. Das ist relativ aufwändig, da sparen wir unsere Energie lieber für andere Dinge auf“, sagt er. 120 Plakate hat der Ortsverein dieses Jahr bei einem professionellen Plakataufhänger geordert und aufhängen lassen. Früher war das anders.

Vor zehn Jahren sei sein Hof vollgestanden, erinnert er sich. Teamwork war angesagt: Einer hat gekleistert, einer hat die Plakate auf die Unterlagen aufgezogen, einer hat sie zum Trocknen aufgestellt. Ein weiteres Wochenende wurde dann für das Aufhängen fällig, damals wie heute auf wiederverwendbaren Hartplatten. In Gruppen, ausgerüstet mit Leitern und Kabelbindern, sei es durch die Stadt und die Ortsteile gegangen, erinnert Bayer sich. Eines der Plakate, von dem es nur etwa zehn Exemplare gibt, zeigt die Kandidaten der Grünen. Das Foto hat ein Unterstützer gemacht, ebenso wie die Porträtaufnahmen im Grünen-Flyer, der professionell gesetzt und gedruckt und per DHL in die Briefkästen verteilt wurde. „Wir haben einen Häuserwahlkampf hinter uns, die OB-Wahl war für alle anstrengend“, begründet Bayer die Entscheidung, auch dies in Auftrag zu geben.

Wahlplakate in der Weiler Hauptstraße Foto: Beatrice Ehrlich

Bereits hängende Plakate müsse man pflegen, sagt Bayer. „Mich sehen Sie ab und zu stehen bleiben, einen Kabelbinder nachziehen oder ein Plakat wieder ins Sichtfeld drehen.“ Finanziert haben die Weiler Grünen ihr Werbematerial zum Teil aus einem Budget in nicht genannter Höhe, das ihnen der Kreisverband zur Verfügung gestellt hat, aber auch durch Spenden aus den eigenen Reihen.

Auch bei der Weiler CDU werden die Plakate durch ein Unternehmen aufgehängt. „Wir vergeben das schon immer“, sagt deren Ortsverbandsvorsitzender Günter Dußmann. Damit sei gewährleistet, dass die Plakate erst dann gehängt werden, wenn dies auch erlaubt ist, nicht – wie er bei anderen beobachtet hat – schon früher.

"Eine Sache der Fairness"

„Das ist eine Sache der Fairness“, findet er, schließlich sei die Zahl der verfügbaren Laternenpfähle endlich. Die von der CDU beauftragte Firma übernimmt auch das Geradedrehen der Plakate, wenn sich, wie jüngst geschehen, ein verärgerter Anwohner meldet, sowie das Abhängen der Plakate nach der Wahl.

Wahlplakat an der Weiler Hauptstraße Foto: Beatrice Ehrlich

Die Plakate der CDU zeigen nur ein einziges Motiv, über einen QR-Code sei mehr zu erfahren. „Wir haben aus Gründen des Umweltschutzes Wert darauf gelegt, dass die Plakate aus Papier, nicht aus Plastik sind“, unterstreicht Dußmann. Flyer mit Bildern und Infos der Kandidaten hat die CDU als Werbung an die Haushalte verteilen lassen. Die bekämen aber nur jene Bürger, die Werbung in ihrem Briefkasten zulassen, sagt er bedauernd. Die Kosten für das Wahlkampfmaterial muss der Ortsverband aus eigenen Beiträgen und Spenden aufbringen.

Wiederverwendbare Klappvorrichtungen mit Regenschutz

Bei den Unabhängigen Freien Wählern in Weil war auch in diesem Jahr Handarbeit angesagt. Sie würden von keiner Partei unterstützt, das Budget für den Wahlkampf sei überschaubar, informiert der Vorsitzende Eugen Katzenstein. Das Motiv der 50 UFW-Plakate wurde selbst gestaltet und von den Mitgliedern in wiederverwendbaren Klappvorrichtungen mit Regenschutz aufgehängt. Diese wird mit Kabelbindern auf einer Seite beispielsweise an Laternenpfählen befestigt. Zum Aufhängen getroffen hätten sich etwa zehn bis zwölf Freien Wähler an einem Samstagmorgen, darunter Handwerker und Landwirte – „die haben Leitern“. Auch ihre Flyer haben die Kandidaten der Freien Wähler, aufgeteilt nach Bezirken, selbst in die Briefkästen gesteckt. „Wir finanzieren uns nur über die eigenen Beiträge, bei den großen Plakaten können wir nicht mithalten“, bedauert Katzenstein mit Blick auf die großformatige Plakatwerbung der anderen. Allerdings gehe es bei der Kommunalwahl ja im Wesentlichen um Persönlichkeiten, tröstet er sich.

Motive mit Aussage oder aber Kandidatenfotos

Mit mehreren Motiven, hinterlegt mit der Farbe Gelb, macht die Weiler FDP auf sich aufmerksam. Diese wurden von einem Wahlkampfteam, das sich eigens gebildet hat, ausgesucht, berichtet Taylan Kahraman.

Wahlplakat an der Dreiländergalerie Foto: Beatrice Ehrlich

Satz und Druck der Plakate und Flyer werden dieses Jahr zum ersten Mal zentral von der Bundes-FDP für ihre Ortsverbände übernommen. Kandidaten und freiwillige Unterstützer haben in Dreierteams die Plakate im ganzen Stadtgebiet aufgehängt. Die Fotos der Kandidaten hat die FDP allerdings auch professionell erstellen lassen. Die Kosten dafür trägt der Ortsverein. Auch die großen FDP-Plakate an den Ortseingängen („Wesselmänner“) habe die Weiler FDP selbst bezahlt, bis auf eines, das der Kreisverband spendiert hat, sagt Kahraman. „So eine Kommunalwahl braucht sehr viele Ressourcen."
 

SPD hängt und verteilt in Eigenregie

„Wir machen alles in Eigenregie“, sagt Matthias Dirrigl von der SPD. Auf den Plakaten der Genossen sind einer Entscheidung des baden-württembergischen Landesverbands zufolge die Kandidaten für die kommunalen Gremien in großen Porträtaufnahmen abgedruckt. „Ich finde das gut, man sieht, mit wem man zu tun hat“, sagt Dirrigl. Mindestens 100 Plakate haben Mitglieder des Ortsvereins in Zweier- und Dreierteams aufgehängt, und die Flyer eigenhändig verteilt. Auch diese seien beim Landesverband zu vergünstigten Konditionen gesetzt und gedruckt worden, informiert Dirrigl. Für den Kommunalwahlkampf werde bei der SPD Geld zurückgelegt, sagt Dirrigl. Dieses Mal habe man auf eine gut gefüllt Kasse zurückgreifen können.

Kaputte Plakate werden ersetzt

Auf unsere Anfrage an die AfD antwortet die Weiler Gemeinderatskandidatin Edith Tucci, die zwar selbst nicht Mitglied der Partei ist, aber beim Aufhängen des rund eines Dutzends Wahlplakate mitgeholfen hat. Und nach wie vor mithilft, wie sie betont, denn die AfD-Plakate würden immer wieder abgerissen und kaputtgemacht und würden dann ersetzt. Das die Parteiwerbung eventuell nicht so gut ankommt, haben sich die Aufhänger schon gedacht, und ihre Plakate daher, bewaffnet mit Zange und Kabelbinder, so hoch wie möglich angebracht. Hinzu kommen Bauzäune mit Betonfüßen, die an verschiedenen Stellen in der Stadt aufgestellt sind, und auf denen jeweils mehrere Plakate Platz haben. Über die Finanzierung kann Tucci nichts Näheres sagen.

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