^ Konzert in Schopfheim: Von Freud und Leid des Mutterseins - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Konzert in Schopfheim Von Freud und Leid des Mutterseins

Jürgen Scharf
Ein apartes Programm rund um das Thema Mutter gestalteten Andreas Mölder am Klavier, Sprecherin Doa Volland und Sängerin und E-Gitarristin Veronika Lutz. Foto: Jürgen Scharf Foto:  

Das Publikum im katholischen Gemeindehaus war begeistert.

Eine Umfrage zum Thema Muttersein, die die drei Ausführenden im Vorfeld des Konzerts der katholischen Kirchengemeinde Mittleres Wiesental getätigt haben, brachte überraschende und sehr unterschiedliche Antworten zu Tage.

Auf die beiden Fragen „Wenn ich an meine Mutter denke...“ und „Seit ich selbst Mutter bin...“ kamen viele berührende und ungewöhnliche Rückmeldungen. Man hätte allein daraus ein eigenes Programm machen können, aber es konnte nur eine kleine Auswahl vorgetragen werden.

Schuldgefühle einer berufstätigen Mutter

Bei dem musikalisch-literarischen Themenabend mit Werken der Romantik bis zur Gegenwart, vom Kunstlied bis zum Popsong, von Bibelsprüchen bis zu modernen Texten ging es mal um die Perspektive des Kindes auf die Mutter oder von der Mutter aufs Kind.

Dazu gab es eine sehr schöne Liederauswahl, interessant und abwechslungsreich - wie die Textauswahl. Hier fielen sehr persönliche Texte auf, wie „An die Mutter“ der Malerin Paula Modersohn-Becker oder der Brief des Schriftstellers Georges Simenon, der sich am Sterbebett der Mutter nicht unkritisch mit dem Verhältnis zu ihr beschäftigt.

„Das Unwohlsein der modernen Mutter“ von Mareice Kaiser handelte von Sorgen, Ängsten, Freuden und dem Alltag einer berufstätigen Mutter von heute. Bei Jule Webers „Mom Guilt“ ging es um Schuldgefühle einer Mutter, die beruflich viel unterwegs ist.

Aber auch in verschiedenen Liedtexten klang das Mutterthema an wie im Refrain von Philippa Kinskys Popsong „Since When“ („Lass mich wieder Kind sein...“). Ein berühmtes Lied von Antonin Dvorák, das mit der Zeile beginnt: „Als die alte Mutter mich noch lehrte singen“, war eine romantische Liedperle in dem musikalischen Programm, in dem sich zwei „Ausreißer“ fanden: Georg Kreislers harmlos anfangendes und heimtückisch endendes „Mütterlein“ - hinter dem Titel verbirgt sich schwarzhumoriger „Sprengstoff“ - und aus Bertolt Brechts Liederbuch das anklagende „Mein Sohn, was auch immer aus dir werde“.

In diesem von Hanns Eisler vertonten Kampflied von 1932 aus den „Vier Wiegenliedern für Arbeitermütter“ geht es um veränderte gesellschaftliche Verhältnisse und die Verzweiflung einer Mutter, die ihren Sohn „nicht im Stacheldraht“ hängen sehen will. Das politische Lied, das aktueller denn je klingt, endet mit der aufrüttelnden Zeile: „...dass es auf dieser Welt nicht mehr zweierlei Menschen gibt.“

Jazziger Drive: Mölder ist in allem firm

Den verschiedenen musikalischen Idiomen wurden die Interpreten mehr als gerecht. Bei Eisler war es eine sehr sprechende Deklamation, in anderen Liedern eine natürlich fließende Diktion. Da waren Liedgestalter gefragt. Die lyrische Sopranistin Veronika Lutz aus Freiburg konnte sich auf ihre reizvolle, ausgeglichene Stimme mit dem angenehmen Timbre verlassen und war in den verschiedenen Liedsparten auf wohlbemessenen Ausdruck bedacht. Die Gefühlsinnigkeit ihres Gesangs konnte sehr gefallen.

Auch wie die Sprecherin Doa Volland aus Hannover die Grundstimmungen in den einzelnen Texten zum Ausdruck brachte und sich in den Popsongs als Mitsängerin mit fühlbarer Anteilnahme einbrachte, war bemerkenswert.

Außerordentlich auch die Begleitleistung von Andreas Mölder. Der Kantor zeigte sich als Pianist firm in einem Scherzo von Clara Schumann und einem Bach-Präludium aus dem Wohltemperierten Klavier, konnte auch mühelos umschalten auf locker angeschlagene Tasten in dem Traditional „Sometimes I feel like a motherless child“ und überraschte am Grotrian Steinweg-Flügel mit einem geradezu jazzigen Drive in Mias „Sorgenfalter“.

Mölder sang auch teils selber noch mit, wie in der Beatles-Zugabe „Let it be“. Paul McCartney lässt darin seine früh verstorbene „Mother Mary“ Worte der Weisheit zu ihm sprechen.

Nächstes Mal sind die Väter dran

Das war also ein anregender, bewegender, teilweise ganz cooler und poppiger Abend, auch mit E-Gitarre, viel Musikalität und Können der drei kompetenten Interpreten, die sich aus der Schulzeit kennen und ab und zu zusammenkommen, um solche Programme zu gestalten.

Doa Volland versprach: „Nächstes Mal machen wir etwas über Väter.“ Die begeisterten Zuhörer wird es freuen.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading