Kreis Lörrach Abstempeln zwischen Tür und Angel

Die Oberbadische
Weniger Schweizer haben im vergangenen Jahr diesseits der Grenze ihre Einkäufe erledigt. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Einkaufstourismus: Zoll registriert weniger Ausfuhrscheine / Stärkerer Euro macht sich bemerkbar

Die Beschäftigten der Zollverwaltung haben im vergangenen Jahr erstmals 100 000 Ausfuhrscheine weniger abgestempelt. In der täglichen Arbeit macht sich der Rückgang auf 6,3 Millionen „grüner Zettel“ indes nicht bemerkbar, die Eile und Unvorsichtigkeit der Eidgenossen am Weiler Zoll bisweilen schon.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Es sei nur ein leichter Rückgang zu verzeichnen, sagte Ralf Schemenauer, Leiter des Zollamts Weil am Rhein-Autobahn, dieser Tage bei der Vorstellung der Zollbilanz für das Jahr 2017 (wir berichteten). Neben der Präsentation nüchterner Zahlen nannte er auch kuriose Beispiele aus dem Arbeitsalltag und mahnte zur Vorsicht. Nicht selten würden Schweizer Einkaufstouristen die Haltezeit der Tram 8 nutzen, um ihre Ausfuhrscheine zwischen Tür und Angel abstempeln zu lassen, denn das Zollamt befindet sich gleich an der Tramtrasse.

Das kleine Zeitfenster zwischen An- und Abfahrt greiche aber nicht immer, um den gewünschten Stempel zu erhalten, sagte Schemenauer vor den Medien. So gab es den Fall einer Mutter, der die Zeit nicht genügte, um schnell den Ausfuhrschein abzugeben. Die Tramtüre schloss sich vor ihr, und ihre Kinder fuhren davon. Ein anderes Mal war ein Hund der Leidtragende. Während sein Herrchen es noch rechtzeitig in das Fahrzeug schaffte, blieb das Tier draußen und lief neben der Tram her. „Bis jetzt ist aber immer alles glimpflich verlaufen“, dennoch mahnte der Leiter des Zollamts zur Vorsicht und fand zudem deutliche Worte: Die Zeit sei vorhanden, mehrere Stunden diesseits der Grenze einzukaufen, am Zoll komme es aber auf Sekunden an.

Was den Rückgang der Ausfuhrscheine angeht, hat der Einzelhandelsverband jüngst festgestellt, dass 2017 weniger Schweizer zum Einkaufen über die Grenzen kamen als in den beiden Vorjahren. Gründe hierfür sah Schemenauer unter anderem im erstarkenden Euro und teils sinkenden Preisen im Schweizer Einzelhandel. Von einer Tendenz wollte er aber nicht sprechen. Wie die Schweiz am Wochenende schreibt, verschieben sich die Kräfteverhältnisse der Währungen zulasten der süddeutschen Einzelhändler. Die Abschwächung des Frankens seit vergangenen Sommer hat ihre Produkte um rund zehn Prozent verteuert. So könnte es sich rächen, dass hiesige Unternehmen die Frankenstärke für kräftige Preiserhöhungen nutzten, heißt es weiter.

Unterstützt bei ihrer Arbeit werden die Zöllner übrigens von insgesamt 20 Tarifbeschäftigten, die in den Dienststellen Weil am Rhein-Autobahn, Rheinfelden-Autobahn und an den umliegenden Grenzübergängen im Einsatz sind. Laut Antje Bendel, Sprecherin des Lörracher Hauptzollamts, ist weder vorgesehen das Personal aufzustocken noch zu reduzieren. Fluktuation sei vorhanden, allerdings können neue Kräfte schnell eingearbeitet werden, die, weil sie keine hoheitlichen Aufgaben übernehmen dürfen, von Zöllnern begleitet werden.

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