Kreis Lörrach Abwarten, ausharren und hoffen

Gerd Lustig
Schutz- und Hygienekonzepte haben der Gastronomie nicht viel gebracht, zumal sich die Politik im Kampf gegen die Corona-Pandemie für eine Schließung der Branche entschieden hat (Archivfoto). Foto: Die Oberbadische

Krise: Dehoga-Vorsitzender: „Geld muss dringend fließen“ / Pächter haben es besonders schwer

Kreis Lörrach - Die Lage ist mindestens genauso schlecht wie im November und Dezember – wenn nicht gar schlimmer. Das erklärt Mike Kiefer, seit mehr als acht Jahren Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Landkreis Lörrach.

Die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie seien zwar nachvollziehbar. Doch träfe der Lockdown gerade die Gastro- und Hotelbranche besonders hart. „Staatliche Hilfe ist also unabdingbar“, macht Kiefer deutlich.

„Das Geld muss dringend fließen“

Doch dass die immer wieder von der Politik angekündigten finanziellen Hilfsmaßnahmen noch immer nicht oder nur als Abschlagszahlung bei den Betrieben angekommen sind, hält er für nicht nachvollziehbar. Bereits zu Beginn des verlängerten sogenannten Lockdowns light Anfang November hätten sich viele Betriebe an den letzten Strohhalm geklammert. „Das Geld muss dringend fließen“, fordert er. Und der jetzt erneut verlängerte Lockdown mache die Situation nun wahrlich nicht besser.

Die Verlängerung habe Kiefer geahnt. Seit Längerem rechnet er bereits damit, dass die Türen frühestens wieder im März und kurz vor Ostern aufgehen dürfen. Er geht allerdings davon aus, dass nicht alle Betriebe durchkommen werden.

Kraftakt für Unternehmer

„Es werden sicherlich nicht alle überleben und einige schließen müssen“, befürchtet Kiefer. Am stärksten betroffen sieht er dabei die Pachtbetriebe, also jene, die über keine eigenen Räumlichkeiten und Häuser verfügen.

Aber auch die anderen hätten derzeit schwer zu knapsen. Allein das Vorstrecken der Kurzarbeitergelder sei ein Kraftakt, weil sie ja erst im Nachgang von der Arbeitsagentur wieder erstattet werden, so der Vorsitzende. Da haben auch die für die Branche guten Monate von Juni bis Oktober dank des schönen Wetters nicht viel bewirkt, und es konnten kaum oder keine Rücklagen gebildet werden.

Überdies sei derzeit auch bekannt, dass die Banken bei Krediten sehr zurückhaltend agierten (wir berichteten). Zudem bringe auch das Außer-Haus-Geschäft den Gastronomen nicht allzu viel ein, allenfalls nur ein kleines Handgeld. Vielfach lohnt der Ertrag nicht den erforderlichen Aufwand, so der Vorsitzende. Und so gibt es in dieser Hinsicht nicht sonderlich viele Abhol- und Lieferangebote.

Ratlos und frustriert

Nochmals im Blick zurück, dass auch das Bemühen in Sachen Sicherheit und Gesundheitsschutz im Gastrobetrieb nicht viel gebracht hat, zumal die Politik auf Schließung statt auf schlüssige und teils teure Hygiene- und Schutzkonzepte gesetzt habe. Ein wenig ratlos und auch frustriert sagte er denn auf die Frage, was jetzt angesagt sei: „Abwarten, ausharren und hoffen – mehr bleibt ja nicht“, so Kiefer.

Auch vom Verband Dehoga höre man derzeit nichts anderes. Immerhin habe er auch einen Hotelbetrieb. „Und da verirrt sich ab und an ein Gast“, macht er ein wenig auf Galgenhumor. Denn beruflich bedingte Übernachtungen sind derzeit erlaubt.

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