Mehr Praxen schließen
In Schliengen kommen die Patienten zu etwa der Hälfte aus dem Ort selbst, die anderen aus dem Umkreis bis Kandern und Efringen-Kirchen. Der Anteil an Älteren und Personen mit Migrationshintergrund sei relativ hoch, heißt es weiter. Eine weitere Zunahme sei zu erwarten, berichtete Jürgen Muthmann, da Schliengen wachse und in den nächsten Jahren weitere Praxen schließen würden.
Hohe Investition
Die Ausstattung eines solchen Arztzentrums hat ihren Preis: Muthmann redet von Kosten um die 300 000 Euro. Einen solchen Schuldenberg gleich zu Anfang des Berufslebens auf sich zu nehmen – davor schreckten die meisten jungen Mediziner, die ansonsten auf eine Landarzttätigkeit durchaus ansprechbar wären, zurück. Aber nicht nur dieser Aspekt spiele eine Rolle.
Oft falle die Existenzgründung auch mit der Zeit der Familienphase zusammen, sodass sich die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, vor allem für Ärztinnen, stelle. Auch sei die Vorstellung der 24-Stunden-Verfügbarkeit an sieben Tagen in der Woche noch nicht ausgeräumt, ebenso die Befürchtung, Privatsphäre und die persönliche wie berufliche Weiterentwicklung fern einer größeren Stadt würden leiden. Nicht zuletzt wirke sich auch das gegenüber Fachärzten geringere Einkommen auf die Entscheidung aus, dass nur jeder 20. Medizinstudent sich ein Leben als Hausarzt auf dem Land vorstellen könne. So zögen viele, zumindest anfangs, eine Angestelltentätigkeit mit festen Arbeitszeiten in der Stadt einer Selbständigkeit vor.
Arbeit attraktiver machen
Kein Wunder also, dass der Landkreis Lörrach perspektivisch zum „Fördergebiet“ wird, schreibt die CDU. Das Bild der ärztlichen Versorgung verschiebe sich flächendeckend zusätzlich, da heute schon einige Fachärzte nur noch stundenweise praktizierten, in der Statistik aber einen Arztsitz besetzen. Die anderen Praxen arbeiteten dadurch oft an ihrer Belastungsgrenze.
Für die Zukunft müssten, so Muthmann, sowohl seitens der Ärzte als auch der Politik Maßnahmen eingeleitet werden, um das Hausarztdasein im ländlichen Raum attraktiver zu machen. Im Bereich des Markgräflerlandes ließen sich mit der Lage im Dreiländereck in unmittelbarer Nähe zum Schwarzwald und den Universitätsstädten Basel und Freiburg Pluspunkte erzielen.
flexibler Arbeitszeitgestaltung gefragt
Junge Ärzte erwarteten ein Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen mit flexibler Arbeitszeitgestaltung und der Möglichkeit zur Weiterbildung, Entlastung von Verwaltungsarbeiten, um Beruf und Privatleben – ohne Residenzpflicht – in Einklang zu bringen. Auch qualifiziertes Personal in Praxistätigkeit und Verwaltung rechne mit entsprechendem Entgegenkommen.
Daneben könnte die Politik das Ihre dazu beitragen durch Beratung und Unterstützung bei Förderprogrammen und Investitionen bei Existenzgründungen, einem regelmäßigen runden Tisch und Medizin-Infrastruktur-Tagen. Die Kommunen selbst sollten bei der Suche nach fachgerechten Räumlichkeiten, einem geeigneten Grundstück oder einer Immobilie und einem familienfreundlichen Umfeld behilflich sein.