Kreis Lörrach Angebote besser verzahnen

Michael Werndorff
Maßnahmen sollen helfen, Pflegebedürftigkeit im stationären Kontext zu vermeiden. Foto: Archiv

Soziales: Kreis Lörrach schreibt Sozialstrategie fort. Präventionsgedanke im Mittelpunkt.

Kreis Lörrach - Der Landkreis will seine überdurchschnittlichen Sozialausgaben in den Griff bekommen. Ein wichtiges Instrument hierbei ist die Sozialstrategie, die im Jahr 2012 beschlossen wurde und nun fortgeschrieben wird. Im neuen Jahr sollen die Ergebnisse vorliegen.

Im Rahmen der Jahresmedienkonferenz im Landratsamt präsentierte Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella dieser Tage den Sachstand und warf einen Blick zurück auf Etappen des Fortschreibungsprozesses, der im Sommer mit dem grünen Licht des Kreistags startete. So fanden bereits zwei Strategie-Workshops statt, bei denen Leitlinien und strategische Ziele geschärft wurden, wie die Dezernentin berichtete.

Dabei steht die Prävention im Mittelpunkt: Lebensrisiken sollen frühzeitig vermieden werden. Und: „Der Mensch soll befähigt werden, sein Leben alleine und selbständig zu bewältigen“, sagte Fiscella. Aus diesen Prämissen wurden Leitlinien entwickelt. Die Verwaltung will bedürfnisgerechte Angebote stets aus der Perspektive von Betroffenen realisieren, zudem sollen diese niederschwellig sein. „Wir müssen die Zugangsbarrieren senken“, verwies die Dezernentin auf die teils eingeschränkte oder nicht vorhandene Mobilität der Menschen. Dabei gehe es darum, nicht nur die Leistung, sondern auch die Wirkung von Maßnahmen im Blick zu behalten. So müssten nicht immer neue Angebote geschaffen, sondern bestehende miteinander verzahnt und optimiert werden. Und: Es gelte ambulant vor stationär und so wenig eingreifend wie möglich, machte Zimmermann-Fiscella deutlich.

Präventionsketten sind elementar

Insgesamt stehen vier Handlungsfelder im Zentrum: Im Bereich Jugendhilfe nannte die Dezernentin das Thema Pflegefamilien Plus. So gebe es immer mehr Kinder mit großem Hilfebedarf.

„Hier steht die Frage im Raum, wie Pflegefamilien mit solchen Konstellationen zurechtkommen.“ Denn in der Vergangenheit habe es immer mal wieder Abbrüche von Begleitungen gegeben. Deswegen will der Kreis ein Qualifizierungskonzept mit Elterntrainings auflegen, außerdem sollen Menschen mit einem professionellen Hintergrund gesucht werden, wie zu erfahren war. So könnten mehr Kinder mit Pflegefamilien versorgt werden.

Besonders elementar seien Präventionsketten, schilderte Zimmermann-Fiscella die Arbeit der Fachstellen „Frühe Hilfen“. Vorgesehen ist, noch vor der Arbeit der in der Klinik tätigen Babylotsin anzusetzen, und zwar mit der „Hilfe zur Erziehung vor der Geburt“. Eltern noch vor der Entbindung zu erreichen, sei ein erfolgversprechendes Konzept.

In Zusammenarbeit liegt viel Potenzial

Viel Potenzial würde die Zusammenarbeit von Jobcenter und Jugendhilfe bieten. Zwar habe man bereits viel erreicht, dennoch gebe es eine große Anzahl junger Menschen, die in schwierigen Verhältnissen seien und bei denen es gelte, diese wieder auf den richtigen Weg zu bringen, wie die Dezernentin betonte.

Die Sozialstrategie nimmt auch Menschen mit gesundheitlichen Herausforderungen im SGB II in den Blick – keine kleine Gruppe angesichts der gesunkenen Zahl der Bedarfsgemeinschaften. „Wir haben ein Klientel, das häufig gesundheitliche Einschränkungen hat“, erklärte die Dezernentin. Der Kreis sei bestrebt, dass die Betroffenen die erforderlichen medizinischen Unterstützungsleistungen einholen, um letztlich in die Lage zu kommen, Arbeitsangebote anzunehmen.

Pflege und Eingliederungshilfe sind weitere Tätigkeitsfelder: Hier sollen unter anderem die Kita-Kinder in den Blick genommen werden, die an der Schwelle stehen, einen Eingliederungshilfebedarf zu haben. Dabei sollen bereits existierende Maßnahmen der Bildungsregion und Kita-Plus eng verzahnt werden.

Weiter wird die Prävention im Vorfeld der Pflege in Form einer ambulanten geriatrischen Reha für eine gesundheitliche und soziale Stabilisierung angedacht. Die Verwaltung sieht hier großes Potenzial, Pflegebedürftigkeit im stationären Kontext zu vermeiden. Teil der Sozialstrategie ist es auch, Fachkräfte zu gewinnen und diese zu binden. Hier soll ausgelotet werden, welche Maßnahmen dazu beitragen können. Zwar gebe es derzeit viele Bewerber, die Verweildauer der Arbeitskräfte in der Pflege sei aber relativ kurz.

Bevor im März die Fortschreibung Thema in den jeweiligen Ausschüssen des Kreistags wird, steht noch eine Qualitätssicherung mit der Liga der freien Wohlfahrtsverbände an.

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