Kreis Lörrach Angestellte aus drei Kontinenten

Alexandra Günzschel
Lamani Rahakumar aus Indien und Ehiedu-Antony Agbojaru aus Nigeria sind als Auszubildende eine wichtige Stütze für ihren Chef Mathias Senn (von links) in der gleichnamigen Metzgerei in Eimeldingen. Foto: Alexandra Günzschel

Fachkräfte: Handwerk und Migration, Teil 1: Metzgerei Senn setzt auch auf ausländische Auszubildende

Menschen mit Migrationshintergrund sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt längst angekommen und gefragt. Während die Bundesregierung an einem neuen Einwanderungsgesetz arbeitet, ist das Handwerk schon einen Schritt weiter. Die Unternehmer begegnen dem Fachkräftemangel, indem sie über den Tellerrand – sprich die eigenen Landesgrenzen – schauen. In loser Folge wollen wir einige dieser Erfolgsgeschichten vorstellen.

Von Alexandra Günzschel

Kreis Lörrach. Wie international es bei einigen Handwerksbetrieben zugeht, zeigt ein Besuch bei der Landmetzgerei Senn aus Eimeldingen. Hier lernen derzeit der 21-jährige Inder Lamani Rahakumar und der 42-jährige Ehiedu-Antony Agbojaru aus Nigeria das Metzgerhandwerk.

Rahakumar kam erst vor vier Monaten, zusammen mit anderen angehenden Auszubildenden aus Indien, auf eine Initiative des Weiler Metzgermeisters Joachim Lederer hin. Deutsch hat er bereits in seinem Heimatland gelernt und konnte deshalb gleich durchstarten. In Deutschland schätzt er die guten Arbeitsbedingungen.

Agbojaru ist schon im zweiten Lehrjahr. Sein Weg nach Efringen-Kirchen verlief weitaus holpriger als bei seinem indischen Kollegen. Als Flüchtling kam er im Schlauchboot über das Mittelmeer. In Deutschland durchlief er die Stationen Karlsruhe, Heidelberg und Sigmaringen, bevor er die Lehrstelle in der südbadischen Metzgerei fand. In Nigeria hat Agbojaru als Schweißer gearbeitet. Obwohl er gut deutsch spricht, fühlt sich der 42-Jährige noch immer unsicher im Umgang mit der neuen Sprache, wie er erzählt.

Zusammen mit einem dritten Kollgen bilden die beiden Auszubildenden eine internationale Wohngemeinschaft in Kleinkems. Wenn die Verständigung auf Deutsch zu schwierig wird, schwenken sie auch schon mal auf Englisch um.

Hilfe bei der Wohnungssuche

Bei der Wohnungssuche half der Arbeitgeber. „Bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist eines der größten Probleme in unserer Region“, weiß Mathias Senn, der das familiengeführte Unternehmen vor zwei Jahren von seinem Vater Martin Senn übernommen hat. Der Unternehmer hat die Wohnung für seine Mitarbeiter angemietet, die sonst kaum eine Chance auf dem angespannten Markt gehabt hätten. Auch bei der Grundausstattung konnte Senn helfen.

„Kleinkems ist nicht gerade der Nabel der Welt“, weiß der Unternehmer, der seinen Mitarbeitern auch bei Alltäglichem wie der Nutzung von Bus und Bahn oder der Eröffnung eines Bankkontos beratend zur Seite steht. Für den 21-Jährigen, dem es in Kleinkems manchmal zu langweilig wird, hat Senn zudem einen Volleyballclub aufgetan. Anschluss haben die beiden Azubis in einer Kirchengemeinde in Efringen-Kirchen gefunden.

„In jedem Handwerksberuf werden Fachkräfte gesucht“, sagt Senn und bedauert ein wenig, dass eine Ausbildung in Deutschland im Vergleich zu einem Studium einen so geringen Stellenwert hat. Er selbst hat sich für ein duales Studium entschieden, hat auch andere Betriebe kennengelernt, bevor er vor fünf Jahren als Juniorchef zurück in die elterliche Metzgerei kam. Mittlerweile leitet er den Eimeldinger Betrieb mit neun Angestellten.

Rahakumar arbeitet dort vorwiegend an der Theke im Verkauf. „Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, mir die Namen und Gesichter zu merken“, erzählt er. Doch einige Stammkunden kennt er mittlerweile.

Vorbereitungen für den Partyservice und Verkauf

Im Einsatz ist der Inder zudem für den „Wochenmarkt 24“, ein Online-Angebot für Kunden, die sich über Nacht allerlei frische Waren in einer Kühlbox vor die Haustür liefern lassen können. Darüber hinaus fallen immer wieder Vorbereitungen für den betriebseigenen Partyservice an.

Hierbei hilft auch Agbojaru. Nach seinen beruflichen Tätigkeiten gefragt, nennt der angehende Fleischer das Ausbeinen sowie die Herstellung von Wurst, Schinken, Rohwurst oder Landjägern.

Mögen die beiden eigentlich das deutsche Essen? Nicht alles, aber vieles, wie sie sagen. „Neulich hat der Chef ein leckeres Essen für uns gekocht“, erzählt Agbojaru. Es gab Rinderfilet und Feldsalat.

Rahakumar bevorzugt das schärfere, indische Essen, kann aber Fleischkäse, Hähnchenkeulen und gefüllten Klöpfern durchaus auch etwas abgewinnen.

Beide Azubis sind auf eine Zukunft in Deutschland eingestellt und würden nach der Lehre gerne weitermachen in ihrem dann erlernten Beruf.

Für Rahakumar ist es deshalb auch kein Thema, dass er mit dem Metzgereihandwerk in Indien wenig anfangen könnte. „So wird das bei uns einfach nicht gemacht“, erklärt er. Er könne doch irgendwann einmal der erste indische Metzger werden, schlägt der Chef schmunzelnd vor.

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