Weitreichende Schweigepflicht
Die Anrufer können sich im Gegenzug auf die Schweigepflicht der Telefonseelsorger verlassen, die in einem speziellen Dienstzimmer arbeiten. Ohnehin sind die Anrufer nicht verpflichtet, ihren Namen zu nennen oder andere Angaben zur Person zu machen. „Die Anrufe werden nicht registriert und lassen sich technisch auch nicht nachverfolgen“, betont der Pressesprecher.
Die Schweigepflicht gilt sogar für Verbrechen, die bereits geschehen sind. Anders sieht es aus, wenn eine Straftat oder ein Suizid angekündigt werden. In einem Fall konnte eine Mitarbeiterin einen akut selbstmordgefährdeten Anrufer mit Hilfe der Polizei retten. Er hatte zu erkennen gegeben, wo er wohnt.
Telefonseelsorger werden ein Jahr lang ausgebildet
Die anspruchsvolle, aber auch erfüllende Aufgabe erfordert eine einjährige kostenlose Ausbildung. Psychologische Vorkenntnisse in Form eines Studiums oder einer pastoral-psychologischen Zusatzausbildung sind dafür die Voraussetzung.
In 160 Stunden setzen sich die angehenden Telefonseelsorger zunächst mit ihrer eigenen Person auseinander. Durch die Rückkopplung mit anderen lernen sie dabei auch viel über sich selbst – gerade auch viel Positives, wie der Experte betont.
Schließlich geht es darum, sich in die Probleme der Anrufer, die zumeist nicht die eigenen sind, hineinversetzen zu können. Die Seelsorger sollen verstehen, was es bedeutet, krank und depressiv zu sein, um einen Lebenspartner zu trauern oder mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Oft stehen die Anrufer unter Stress, sind emotional erschöpft, manchmal auch verärgert und aggressiv. In Rollenspielen werden die unterschiedlichen Gesprächssituationen geübt. Frommeyer spricht von einer bereichernden Ausbildung.
Eher nicht erwünscht sind Tipps, seien sie auch noch so gut gemeint. „Ratschläge sind auch Schläge“, macht Frommeyer deutlich. Vielmehr gehe es ums Zuhören, darum, dem Anrufer das Gefühl zu vermitteln, verstanden zu werden und ihn vielleicht in eigenen Lösungsansätzen zu bestärken.
Auch Seelsorge für die Seelsorger
Aber auch die Seelsorger werden nicht alleine gelassen. Denn oft müssen sie sich Sorgen und Nöte anhören, die sie auch selbst belasten, etwa wenn es um sexuellen Missbrauch geht. Deshalb überschneiden sich die Schichten jeweils um eine Viertelstunde. Dem Seelsorger wird auf diese Weise Gelegenheit gegeben, etwas loszuwerden, es nicht mit nach Hause schleppen zu müssen. Darüber hinaus finden einmal pro Monat verpflichtende Treffen in kleinen Gruppen mit einem Supervisor statt.
Frommeyer würde sich wünschen, auch an jene Menschen heranzukommen, die Kontaktprobleme haben, nicht an den Erfolg eines Gesprächs glauben. „Es wäre schön, wenn sie es einfach mal versuchen würden.“ Er betont aber auch, dass die Telefonseelsorge ausdrücklich keine Psychotherapie ist und diese auch nicht ersetzen will.
Die Telefonseelsorge steht rund um die Uhr kostenlos zur Verfügung unter Tel. 0800/111 0 111 oder Tel. 0800/111 0 222.