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Kreis Lörrach Antwort auf schlimme Entwicklung

Die Oberbadische
Team der Lörracher Suchthilfe Drehscheibe: (v. l.) Daniela Brugger, Ann-Kathrin Landesvatter, Miriam Behringer, Dagmar Nicolai, Gesamtleiterin Rebekka Steimle Foto: Peter Ade Foto: Die Oberbadische

Suchthilfe: 20 Jahre „Drehscheibe“ Lörrach / Unverzichtbarer Platz im Hilfesystem / Hohe Anerkennung

Von Peter Ade

Kreis Lörrach. Die Suchthilfe Drehscheibe hat im Landkreis ein breit gefächertes Angebot für Abhängige und deren Angehörige. „Wir sind froh über die Drehscheibe, die es weiterhin braucht“, erklärte Oberbürgermeister Jörg Lutz beim Festakt zum 20-jährigen Bestehen vor Gästen aus Politik und dem Sozialwesen.

Die Suchthilfe Drehscheibe erreicht viele Betroffene zu einem frühen Zeitpunkt in ihrer Suchtkarriere. Letztes Jahr stieg die Zahl der Betreuungen von 735 auf 832. „Bei 70 Prozent erzielten wir eine deutliche Verbesserung der Problemlage“, berichtete Gesamtleiterin Rebecca Steimle.

Da Sucht kein isoliertes Problem ist, sondern sich auf viele Lebensbereiche wie Gesundheit, Familie, soziales Umfeld, Wohnen, Arbeit und Finanzen auswirkt, wurde unter dem Motto „Der Mensch im Mittelpunkt“ viel Zeit und Energie eingesetzt, um die Kooperation mit den sozialpsychiatrischen Diensten und dem Jobcenter aufzubauen, abzustimmen und zu koordinieren.

Die Drehscheibe erreicht Personen, die langjährig suchterkrankt sind. Bei ihnen liegt der Schwerpunkt auf der Überlebenshilfe. Unmittelbare und kurzfristige Hilfen bilden das zentrale Angebot, zum Beispiel die Hilfe beim Umgang mit Behörden.

Grünen-Abgeordneter Josha Frey, suchtpolitischer Sprecher seiner Landtagsfraktion, war früher selbst in der Drogenberatung und Prävention tätig. Die „Drehscheibe“, so sagte er, sei volljährig geworden. Sie basiere auf einem breiten politischen Konsens aus Bund, Land und Kommunen.

Die Sozialdezernentin des Landkreises, Elke Zimmermann-Fiscella, bescheinigte der Drehscheibe einen „unverzichtbaren Platz im Suchthilfesystem“. Sie rühmte den vorurteilsfreien Umgang mit Betroffenen und versicherte die weitere finanzielle Unterstützung durch den Kreis, der gegenwärtig vor allem die Kosten für 3,1 Fachstellen übernimmt.

Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz erinnerte an die Entstehung der Drehscheibe: In den 1990er Jahren habe der Landkreis im Ranking einen schlimmen Spitzenplatz eingenommen. 14 Menschen starben 1997 an den Folgen des Drogenkonsums. Das Thema, sagte Lutz, der seinerzeit Sozialdezernent des Landkreises war, sei schlichtweg viel zu lange ignoriert worden.

Das Drehscheibe-Team besteht aus Fachkräften der Sozialpädagogik und -arbeit, der Kunstpädagogik und der Verwaltung. Alle verfolgen das Ziel der Überlebenshilfe und Risikominimierung. „Niedrigschwelligkeit bedeutet dabei, dass jeder ohne Zwang und Abstinenzanspruch kommen kann“, erklärte in einem Fachvortrag Hans Köpfle, der in Tübingen einen ambulanten Dienst leitet.

Als „gültige Regeln“ nannte Köpfle: keine Gewalt, kein Konsum, kein Deal und keine Hehlerei. Der Besuch sei freiwillig. Jeder entscheide für sich, wie lange er das Angebot in Anspruch nehmen möchte. Wichtig für alle seien Anonymität und Schweigepflicht gegenüber Dritten.

Filmvorführung: Heute, Mittwoch, wird um 19 Uhr im Free Cinema, Tumringer Straße 248 in Lörrach, die Dokumentation „Amy - The Girl Behind the Name“ gezeigt. Geschildert wird das Leben der Sängerin Amy Winehouse, die 2011 an einer Alkoholvergiftung starb.

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