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Kreis Lörrach Arbeitgeber atmen auf

SB-Import-Eidos
Es gibt wieder mehr Auszubildende. Foto: pixabay

Ausbildung: Wieder mehr Auzubildende unter Vertrag

Von Alexandra Günzschel

Regio. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt hat sich für die Arbeitgeber etwas verbessert. Die Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen im Land sprechen von ersten Anzeichen einer Stabilisierung.

Die Industrie- und Handelskammertag Baden-Württemberg (BWIHK) hat zum Jahresende 2022 ein Plus von 3,8 Prozent an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vorjahr registriert. Während die Berufe in der Elektrotechnik, vor allem im IT-Bereich, schon wieder fast auf Vor-Corona-Niveau liegen, gibt es in den meisten anderen Branchen noch Nachholbedarf, wie weiter mitgeteilt wird.

Deutliche Erholung

Noch besser sieht die Situation im äußersten Südwesten aus. Alexandra Thoß, Geschäftsführerin des Bereichs Aus- und Weiterbildung bei der IHK Hochrhein-Bodensee, spricht von einer Steigerung um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2264 Ausbildungsverträge wurden im vergangenen Jahr im Kammergebiet abgeschlossen. Thoß freut sich über diese Erholung, auch wenn das Vor-Corona-Niveau noch nicht ganz erreicht sei.

„Nur durch die Anstrengungen aller Ausbildungsakteure, aber vor allem durch die Unternehmen selbst, ist es gelungen, die Zahl der neuen Auszubildenden nach und nach zu stabilisieren“, sagt BWIHK-Vizepräsidentin Marjoke Breuning.

In der Gastronomie

Die Gastronomie- und Hotelbranche – die unter der Pandemie sehr stark gelitten hat – konnte im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr junge Menschen für eine Ausbildung gewinnen. Thoß spricht im Vergleich zum pandemiegeprägten Vorjahr von einem satten Plus von 70 Prozent. Aber auch im Vergleich zum Jahr 2019 hat die Branche in unserer Region bei den Ausbildungsverträgen um zwölf Prozent zugelegt. „Damit liegen wir wieder auf Vor-Corona-Niveau“, freut sich Thoß. Der Wermutstropfen: Gerade in der Gastronomie und vor allem im ersten Ausbildungsjahr sei die Abbrecherquote hoch.

Ausbildung im eigenen Land

Immerhin spielt die Konkurrenz zur Schweiz Thoß zufolge bei den Auszubildenden kaum eine Rolle. Die Lehre wird in der Regel im eigenen Land gemacht. „Erst, wenn die Azubis fertig sind, wird das zum Problem.“

„Viele Unternehmen wollen gerne ausbilden, bei etlichen Betrieben kommt allerdings nicht eine Bewerbung an“, bedauert Breuning. Nach Auffassung der Landes-IHK geht es nun vor allem darum, der beruflichen Aus- und Weiterbildung auch in Politik und Gesellschaft den hohen Stellenwert einzuräumen, den sie in der Wirtschaft längst hat. „Die Landesregierung muss aktiv für eine Karriere mit Lehre werben“, fordert Breuning. „Mit ihren modernen Berufsbildern, attraktiven Aufstiegschancen und Einkommensperspektiven ist sie für viele junge Menschen ein idealer Einstieg.“

Bundesweite Kampagne

Die IHK plant eine neue bundesweite Ausbildungskampagne, die in diesem Frühjahr starten soll. Thoß verspricht sich davon mehr Aufmerksamkeit. Auch optisch findet sie das Konzept sehr ansprechend – gerade auch für junge Leute.

Die Voraussetzungen, die diese heutzutage mitbringen, seien tendenziell schlechter geworden. Auch gebe es zwischen der Ausbildergeneration und jener der Auszubildenden Unterschiede im Wertesystem, hat Thoß festgestellt. Die Jüngeren würden mehr Wert auf eine Work-Life-Balance legen, seien weniger bereit, auch mal Überstunden zu machen. Viele Ausbilder würden das jedoch erwarten, was mitunter zu Konflikten führt.

„Eine Ausbildung ist ein super Start ins Berufsleben“, wirbt Thoß für diese Alternative zum Studium. Es gebe vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten, die sogar bezahlt seien. Und danach stünden den jungen Leuten zahlreiche Wege offen.

Im Handwerk

Von einer leichten Erholung im Bereich Ausbildung spricht auch Daniel Herkommer, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Lörrach. Um daran anzuknüpfen, wollen er und Präsident Martin Ranz auf jeden Fall an der Ausbildungsmesse „Die Handwerk 22“ festhalten.

Im vergangenen Jahr fand diese Messe exklusiv für Handwerksberufe zum ersten Mal statt. 21 der 130 Berufe wurden in Lörrach präsentiert. Die Erfahrungen waren positiv, vor allem deshalb, weil nur junge Leute kamen, die tatsächlich am Handwerk interessiert waren, wie Herkommer betont.

Die nächste „Handwerk“ ist bereits geplant. Sie findet am 16. und 17. September, zum bundesweiten Tag des Handwerks, in Rheinfelden statt. Die Kreishandwerker gehen davon aus, dass diesmal noch mehr Berufe vorgestellt werden können.

Mehr Abiturienten

Es seien zunehmend auch Abiturienten oder Hochschulabbrecher, die sich für einen Handwerksberuf interessieren, sagen Herkommer und Ranz. Zum Teil führen sie dies auch darauf zurück, dass viel mehr Schüler das Abitur machen.

Andererseits würden auch die Handwerksberufe anspruchsvoller und digitaler. Und sie böten durch den Bau von Photovoltaikanlagen oder Hausdämmungen konkrete Möglichkeiten in Sachen Klimaschutz aktiv zu werden. Dies habe auch das Image der Branche verbessert, hat Herkommer festgestellt.

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