Kreis Lörrach Auch das Handwerk ist „sexy“

Die Oberbadische
Werbung für Baumpflanzaktion: Grünen-Bundestagsabgeordneter Gerhard Zickenheiner (Mitte) mit Martin Ranz (l.) und Daniel P. Herkommer von der Kreishandwerkerschaft. Foto: Peter Ade

Wahlkampf: Grüne wollen fördern. Zickenheiner: Klimaschutz im Visier.

Kreis Lörrach - Um im lässigen Sprachgebrauch zu bleiben: Sexy sind nicht nur die akademischen Berufe. Sexy ist auch das Handwerk. Solchermaßen einig waren sich die Chefs der Kreishandwerkerschaft und der Lörracher Grünen-Bundestagsabgeordnete und -kandidat Gerhard Zickenheiner bei einem Gespräch unter freiem Himmel im Lörracher Hebelpark.

Über Sorgen, Nöte und Perspektiven ihrer Branche diskutierten mit dem Politiker im Rahmen einer Wahlkampfveranstaltung des Kreisverbands der Grünen Kreishandwerksmeister Martin Ranz und Daniel P. Herkommer, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Im Fokus der Reihe „Zickenheiners Grüner Salon“: die zügige und konsequente Umsetzung der Klimaneutralität im Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens bis 2050.

Für mehr Fachkräfte

Dafür – so waren sich die Gesprächsteilnehmer einig – braucht es deutlich mehr Fachkräfte im Handwerk und zugleich rechtliche und praktikable Grundlagen zur Transformation und Beschleunigung. Spezielle Klimaschutzanpassungen, zum Beispiel die Dämmung bestehender Gebäude und der Schutz vor weiteren Klimakatastrophen, wie Hitze- und Dürreperioden sowie Unwetterereignissen, benötigen zusätzliche Gelder und neue Qualifikationen.

Ranz brachte es auf den Punkt: „Wir haben sehr viel Arbeit und zu wenig Leute“, unterstrich er die Notwendigkeit der Ausbildungsoffensiven des Handwerks und der Rekrutierung von Fachkräften mit Menschen aus allen Bildungsständen.

Derweil sieht Herkommer für den Landkreis einen Hoffnungsschimmer: Immerhin seien 220 neue Ausbildungsverträge zum 30. Juni 2021 in Kraft getreten – ein Plus von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Positiv wertete er, dass sich mittlerweile auch Mädchen für Handwerksberufe interessierten, ebenso Migranten und Flüchtlinge. Letztere müssten beim Erlernen der deutschen Sprache und dem Bemühen um Integration unterstützt werden.

Und noch in einem weiteren Punkt holt das Handwerk auf: Zunehmend würden praktische Berufe auch für Akademiker interessant. „Wir erlebten zuletzt eine Steigerung der Nachfrage von fünf auf 15 Prozent“, freut sich Ranz und schiebt nach: „Ohne Handwerk läuft nichts.“ Der Slogan von der „Wirtschaftsmacht nebenan“ werde ad absurdum geführt. Korrekt sei vielmehr: „Wir sind die Wirtschaftsmacht.“

Zickenheiner unterstrich die Kritik des Kreishandwerksmeisters, dass in den Parlamenten zu viele Akademiker und fast keine Handwerker säßen. „Das ist ein echtes Manko“, erklärte der Grüne und bemängelte obendrein einen „überbordenden Verwaltungsaufwand“, zum Beispiel bei der Bearbeitung von Bauanträgen, die baldigst digital erfolgen sollten.

Im Übrigen, so der Abgeordnete, könnten die in die Wege geleiteten Klimapläne „nur gemeinsam mit einem hoch motivierten Handwerk“ erfolgreich umgesetzt werden. Allerdings fehlten dazu in den erforderlichen Berufen bundesweit bis zu 1,2 Millionen Menschen, vor allem Fachkräfte.

Bessere Bezahlung

Als „Anreiz“ bezeichnete der Kreishandwerksmeister die „deutlich besser gewordene Bezahlung in der Branche“ – auch die Anhebung der Ausbildungsvergütungen um bis zu 40 Prozent in den letzten vier Jahren. Viele Kräfte, die noch vor Jahren wegen vermeintlich besserer Löhne in die Schweiz geströmt seien, kämen mittlerweile zurück in deutsche Betriebe. Gute Arbeit, Leistungswille und die Bereitschaft zur Fortbildung eröffneten überdies exzellente Aufstiegschancen – bis hin zur Selbständigkeit.

Am Rande der Veranstaltung eröffnete Zickenheiner seine „Aktion „Ihr Baum fürs Klima“. 2000 Waldbäumchen werden angeboten, die im eigenen Garten oder – auf Vermittlung – in einem Waldstück gepflanzt werden können.

 Näheres ist auf der Homepage des Abgeordneten zu erfahren: www.gerhard-zickenheiner.de; eMail: gerhard.zickenheiner.wk@bundestag.de

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