Kreis Lörrach Auf beherztem Weg zur Großpfarrei

Peter Ade
Das Gotteshaus – hier die Kirche in Grenzach – wird auch im Rahmen der zukünftigen Großpfarrei der Zentralort gläubigen Wirkens der Katholiken sein. Foto: Peter Ade

Im katholischen Dekanat Wiesental kommt die Reform „Kirchenentwicklung 2030“ voran.

Ab 2026 wird es im Erzbistum Freiburg anstelle von derzeit 224 Seelsorgeeinheiten nur noch 36 Großpfarreien geben. Das bestehende Dekanat Wiesental mit aktuell rund 56 000 Katholiken wird eine davon sein. In ihr gehen die derzeit acht Seelsorgeeinheiten auf: Rheinfelden, Grenzach-Wyhlen, Kandern-Istein, Lörrach-Inzlingen, Mittleres Wiesental, Oberes Wiesental, Weil am Rhein und Zell.

Die einschneidende Reform gilt als die von der Erzdiözese „verordnete“ Konsequenz aus einer seit geraumer Zeit andauernden Entwicklung: Es gibt – nicht nur bei den Katholiken - immer weniger Kirchenmitglieder und immer weniger Priester.

Erster Bewerber steht fest

Wer die zukünftige Großpfarrei hauptamtlich leiten wird, ist noch nicht entschieden. Doch gibt es mit Pfarrer Joachim Giesler – seit Herbst 2022 Leiter der Kirchengemeinde Lörrach-Inzlingen und seit Mitte September auch der Seelsorgeeinheit Kandern-Istein – einen ersten Bewerber. Mit einem Ansturm an weiteren Interessenten rechne er nicht, erklärte Dekan Gerd Möller am Montag im Rahmen des Online-Forums der lokalen Projektkoordination.

Giesler selbst hatte jüngst erklärt: „Nachdem ich gut hier im Dreiländereck angekommen bin, hat dies meine Entscheidung bestärkt, mich auf die Stelle des leitenden Pfarrers in der Kirchengemeinde neu im Dekanat Wiesental zu bewerben.“

Dekan Möller – zusammen mit Matthias Wößner lokaler Projektkoordinator der Kirchentwicklung 2030 - sowie Kommissionen mit Haupt- und mit Ehrenamtlichen werden Stellungnahmen abgeben zu den Bewerbungen, sodass der Erzbischof entscheiden kann.

Sitz in Schopfheim?

Im September 2024 soll überdies eine Gründungsvereinbarung zur neuen Pfarrei getroffen werden, wobei auch der Verwaltungssitz der zukünftigen Großpfarrei festgelegt wird. Als Favorit gilt Schopfheim, da die Stadt geografisch zentral liegt und mit der Verrechnungsstelle des Dekanats Wiesental bereits entsprechende Räume vorhanden sind.

Um Verwaltung und Organisation der neuen Großpfarrei werden sich Geschäftsführer kümmern, damit den Priestern mehr Zeit für die Seelsorge bleibt. Auch ist vorgesehen, den Pfarreien größeren Freiraum beim Gestalten des kirchlichen Lebens vor Ort einzuräumen.

Präsidium gewählt

Alle Entscheidungen, die notwendig sind für die neue Pfarrei, bis die neuen Gremien gewählt sein werden, trifft die Vollversammlung. Sie setzt sich im Dekanat Wiesental zusammen aus allen Pfarrgemeinderäten der acht bestehenden Pfarreien. Ihre Gremien tagten bereits im März gemeinsam im Paulussaal in Weil am Rhein (wir berichteten).

Erste Entscheidung der Vollversammlung war die Wahl des Präsidiums. Kraft Amtes – bis zur bis zur Ernennung eines Leitenden Pfarrers – gehören ihm Dekan Gerd Möller und Matthias Wößner als lokaler Projektkoordinator an. Vorsitzender ist Michael Oertlin (Grenzach-Wyhlen), seine Stellvertreterin Sigrid Fuchs (Weil am Rhein). Beide stehen aktuell auch dem Dekanatsrat vor.

Die Vollversammlung beschloss überdies nahezu einstimmig die Einrichtung eines gemeinsamen beschließenden Ausschusses. Die ehrenamtlichen Frauen und Männer wurden bis Ende Mai von den jeweiligen Pfarrgemeinderäten gewählt.

Auf Beschluss der Vollversammlung ist der beschließende gemeinsame Ausschuss von Pfarrgemeinde- und Stiftungsräten zuständig für Entscheidungen im Bereich der Pastoral und Liturgie – zum Beispiel bei der Einrichtung von sogenannten pastoralen Zentren, ebenso bei Schwerpunktsetzungen in der Pastoral sowie der Entwicklung und Durchführung innovativer Projekte und übergreifenden Gottesdienstplänen.

Gefragt ist das Gremium auch im Bereich der Verwaltung - etwa in der Organisation von Pfarrbüros, bei der Anstellung eines Geschäftsführers, beim Aufbau einer Geschäftsstelle, der Neuzuweisung von Personal der Finanzierung gemeinsamer Aufgaben sowie der Festlegung vom Sitz der Pfarrei und deren Verwaltung und nicht zuletzt der noch ausstehenden Namensgebung der Kirchengemeinde.

Begegnung in Sicht

Gegenstand von Diskussionen in den Pfarrgemeinderäten und Gemeindeteams wird in den kommenden Monaten und Jahren auch die Frage sein, wie die Struktur unterhalb des Daches der Pfarrei aussehen wird: Bleiben die bisherigen acht Seelsorgeeinheiten als Gemeinden bestehen? Tun sich jetzige Pfarreien zu neuen Gemeinden zusammen? Oder gehen einzelne einen eigenen Weg?

Aufgezeigt wurde bei der jüngsten Online-Konferenz das Wirken von Arbeitsgruppen zu unterschiedlichsten Themen der Kirche – von Jugendarbeit bis hin zu Bildungsfragen und dem Thema „Kindergarten als Glaubens- und Beziehungsort“.

Ins Auge gefasst wird ein regionaler Kirchen- und Begegnungstag im Spätjahr 2024. Menschen aus allen acht bestehenden Kirchengemeinden sollen dann im Oberen Wiesental zusammenkommen, um sich mit Blick auf die zukünftige Großpfarrei kennenzulernen.

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