Kreis Lörrach Baugewerke mit verhaltener Stimmung

Michael Werndorff/OV
Es gibt Gewerke, die sich vor Arbeit kaum retten können. Derweil sieht es in der Baubranche zunehmend schlecht aus. Foto:  

Die Handwerkskammer Freiburg meldet für das südbadische Handwerk im ersten Quartal insgesamt weniger Aufträge und Umsätze.

Das südbadische Handwerk kommt besser durch die Wintermonate als befürchtet. Zwar sind Aufträge und Umsätze im ersten Quartal 2023 zurückgegangen. „Die erwartete tiefe Talfahrt blieb aber zum Glück aus“, berichtet Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. Die Betriebe blicken äußerst optimistisch in den Frühling, heißt es in einer gestern veröffentlichten Bilanz.

Viele Aufträge

Im Gespräch mit unserer Zeitung zeichnet Kreishandwerksmeister Martin Ranz ebenfalls ein positives Bild: „Zu den von manchen Experten prognostizierten Einbrüchen ist es nicht gekommen. Im Gegenteil – es gibt Gewerke, die sich vor Arbeit kaum mehr retten können.“ Das treffe insbesondere auf Gewerke zu, die im Bereich des Klimawandels tätig sind, so Ranz: Je mehr Forderungen seitens der Politik kommen, desto mehr muss das Handwerk leisten, verweist Ranz unter anderem auf Heizung, Sanitär und Elektro. „Diese Gewerke können auch überaus optimistisch in die Zukunft blicken. „Das Handwerk boomt immer noch – allerdings mit Abstrichen.“ Das Nachsehen hat derzeit die Bauwirtschaft. „Alles ist teurer und die Leute zurückhaltender geworden. Für viele ist die Schmerzgrenze erreicht“, weiß Ranz. Und weiter: „Wenn nun weniger Neubauten errichtet werden, rückt der Fokus auf Erhaltung, Aus- und Umbau.“ Noch sei aber offen, wohin die Reise geht, meint der Kreishandwerksmeister. Grundsätzlich seien die Konjunkturdaten im Landkreis Lörrach aber sehr gut. Zudem sei das Handwerk flexibel: Ob in einem Neu- oder Altbau eine Wärmepumpe eingebaut werde, spiele schließlich keine Rolle.

Entwarnung gab Ranz in Sachen Lieferketten: Hier habe sich die Lage bei Materialkosten und Beschaffung entspannt. Die größte Herausforderung für das Handwerk bleibe derweil die Facharbeitersuche und die Lehrlingsausbildung.

Lage ist überwiegend gut

Insgesamt hat sich das Geschäftsklima der südbadischen Handwerker spürbar aufgehellt, wie aus dem Konjunkturbericht der Handwerkskammer Freiburg hervorgeht. „Die erwarteten negativen Effekte haben glücklicherweise nicht voll durchgeschlagen“, erläutert Ullrich. Die aktuellen Zahlen zeigten lediglich die saisonbedingten Schwankungen.

„Mehr als die Hälfte unserer Betriebe meldet eine gute Geschäftslage; nur 11,5 Prozent bezeichnen ihre Lage als schlecht.“ Insbesondere die Geschäftsaussichten bewerten die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Freiburg positiv. 41,2 Prozent der Betriebe rechnen in den kommenden Wochen mit einer Verbesserung der Geschäftslage; nur 3,4 Prozent sind pessimistisch. „Die Nahrungsmittelgewerke haben die größten Sorgen“, weiß Ullrich. Auch in den Bauhauptgewerken sei die Stimmung verhalten. Die Lage habe sich dort in den vergangenen Monaten verschlechtert. Dagegen berichten viele Ausbaugewerke von einer guten Lage. „Elektro- und SHK-Unternehmen haben alle Hände voll zu tun“, berichtet der Handwerkskammerpräsident.

Luft nach oben

Die Auslastung der südbadischen Handwerksbetriebe blieb im ersten Quartal hinter den vergangenen Monaten zurück. „Hier bewegen sich unsere Mitgliedsbetriebe aber auf dem Niveau des Vorjahresquartals“, merkt Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftsleitung der Handwerkskammer Freiburg, an.

Ullrich wagt einen verhalten positiven Ausblick: „Wenn sich die Rahmenbedingungen weiter entspannen und den Betrieben keine neuen Steine in den Weg gelegt werden, können unsere Handwerksunternehmen ihre überaus positiven Erwartungen hoffentlich in die Tat umsetzen und langsam den Krisenmodus ablegen.“

Umfrage

E-Auto

Die EU hat ein weitgehendes Verbrenner-Aus bis 2035 beschlossen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading